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Wie es um die Wirtschaft steht, seit Großbritannien den Brexit erklärt hat, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die meisten Konjunkturdaten, die derzeit veröffentlicht werden, beziehen sich auf den Zeitraum vor dem Brexit. Selbst Frühindikatoren, wie die Einkaufsmanagerindizes, die kürzlich veröffentlicht wurden, sind kein Indiz. Denn auch hier fand die Befragung zu einem Großteil vor dem Brexit statt. Die Stimmung der Manager dürfte sich mit dem überraschenden Ergebnis des Referendums jedoch gewandelt haben.
Erinnerungen an die Finanzkrise 2008/2009 Und so muss man Ausschau halten nach anderen Indikatoren, die einen Hinweis auf den Zustand der Märkte geben können. Dabei fällt auf, dass seit dem Brexit inzwischen einiges an die Finanzkrise 2008/2009 erinnert. Vorneweg sind da natürlich die steigenden Kurse der „sicheren Häfen“, wie Edelmetalle und Anleihen, zu nennen, während die Aktienkurse wieder den Rückwärtsgang eingelegt haben. So setzte der Goldpreis seinen Aufschwung fort und notierte heute mit 1.375 US-Dollar je Feinunze auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Die Rendite 10-jähriger Bundespapiere notierte derweil kurz nach Handelsstart mit minus 0,19 Prozent so niedrig wie nie zuvor. Das Pendant zu dem Renditesturz sind neuerliche Kursgewinne beim Bund-Future. Mit 168,13 Punkten näherte sich der Bund-Future dem Brexit-Hoch, das bei 168,86 Punkten markiert wurde. Auf den Anleihemärkten anderer (aus Anlegersicht sicherer) Länder sieht man ein ähnliches Bild. So ist in Japan die Rendite für 20-jährige (!) Papiere in den negativen Bereich gerutscht. Und die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen ist gestern zum ersten Mal überhaupt unter 1,4 Prozent gefallen. Brexit bringt Immobilienfonds und iatlienische Banken in Bedrängnis Die Auswirkungen des Brexit bringen aber auch neue Entwicklungen abseits der viel beachteten Märkte hervor. So leiden aktuell Immobilienfonds mit Schwerpunkt Großbritannien unter hohen Mittelabflüssen. Einige mussten deshalb bereits vorübergehend geschlossen werden. Und mit dem italienischen Bankensektor hat sich ein weiteres Sorgenkind gefunden. Die Geldhäuser des krisengeplagten Landes sitzen auf einem 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite, was knapp einem Viertel vom BIP des Landes entspricht. Problematisch ist das vor allem, weil laut der Berenberg Bank der Marktwert der notleidenden Kredite nur bei 18 bis 20 Prozent liegt. In den Bankbilanzen stehen sie jedoch derzeit mit 41 Prozent. Um diese Lücke zu schließen, müssten die Papiere mit deutlichen Verlusten verkauft und/oder hohe Abschreibungen vorgenommen werden. Berenberg taxiert die Kapitallücke im italienischen Bankensektor auf 45 Milliarden Euro. Diesen Betrag können die Banken aber im aktuellen Umfeld nicht aufbringen. Denn Kapitalerhöhungen zum Beispiel würden derzeit wohl nicht genügend Investoren anziehen können. Daher streiten Rom und Brüssel derzeit darum, wie man den Sektor stabilisieren kann. Erste Bankaktien mussten vom Handel ausgesetzt werden Natürlich lässt sich dieses Dilemma auch schon in den Aktienkursen ablesen. So ist der Marktwert der Banca Monte dei Paschi di Siena, die – im Jahre 1472 gegründet – immerhin als die älteste Bank der Welt gilt, in diesem Jahr schon rund 70 Prozent gefallen. Kürzlich wurde das Papier sogar zeitweise vom Handel ausgesetzt, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Bank aufgefordert hatte, das Volumen der notleidenden Kredite zu verringern. Dadurch nahmen die Sorgen um die Kapitalausstattung am Markt noch einmal deutlich zu. Monte dei Paschi bestätigte, dass man der EZB nun bis zum 3. Oktober einen neuen Geschäftsplan vorlegen solle, mit dem der Anteil der faulen Kredite bis 2018 von derzeit 41 Prozent auf 20 Prozent heruntergefahren werden soll. In Euro entspricht dies einer Reduzierung um 14,3 Milliarden von derzeit 46,9 auf 32,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung liegt aktuell nur bei 777,58 Mio. Euro. Diese Zahlen zeigen, wie groß die Probleme sind. Die Schuldenprobleme von morgen sind heute Erinnern Sie sich? In der „Börse-Intern“ vom 17. Juni lautete die Frage „Was kommt nach dem Brexit-Referendum?“. Und mit dem Thema Verschuldung wurde auch gleich eine Antwort geliefert. Zwar hatte ich dabei den Blick auf China gelenkt, doch offensichtlich rückt nun auch in Europa wieder das Verschuldungsthema in den Fokus. Die nächste Impulsbewegung brachte die Entscheidung Entsprechend verwundert es auch nicht, dass die Aktienmärkte jüngst wieder deutlich unter Druck gerieten. Der DAX hat dabei mächtig Federn lassen müssen und steht nun schon wieder kurz vor dem Brexit-Tief. Zur Erinnerung: Am Donnerstag vergangener Woche hieß es hier in der „Börse-Intern“: „Je länger der DAX nun in immer engeren Bahnen seitwärts tendiert […], desto dynamischer wird die nächste Ausbruchsbewegung ausfallen. Vorerst bleibt aber offen, in welche Richtung diese gehen wird.“ Offenbar hat er sich inzwischen für eine dynamische Abwärtsbewegung entschieden. Und damit könnte es noch eine Weile dauern, bis Aktien wieder attraktiver werden als Rohstoffe wie Gold und Silber. Aber ich erinnere gerne noch einmal an meine Erwartung, wonach es auf Sicht der kommenden Jahre das letzte Mal sein könnte, dass Sie DAX-Aktien auf einem derartigen Kursniveau einsammeln können. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus | ||
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