Alt 22.08.14, 12:13
Standard Unklare Situation in der Ukraine löst Verkäufe aus
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Die Woche ist für die Börsen in Europa bisher gut gelaufen, die Indizes konnten teils deutlicher zulegen. Der deutsche Aktienmarkt legte um rund 220 Punkte zu nach dem Absturz im späten Geschäft am vergangenen Freitag. Neue Nachrichten aus der Ukraine sorgen nun aber dafür, dass der Wochenausklang erneut ungemütlich werden könnte. Offenbar haben Teile des russischen Hilfskonvois ohne Erlaubnis aus Kiew die Grenze überfahren und nehmen Kurs auf die Stadt Luhansk, um die das ukrainische Militär seinen Belagerungsring zuletzt immer enger spannte.

An den Börsen verstärken sich vor diesem Hintergrund die Gewinnmitnahmen. Der DAX notiert 0,8 Prozent leichter bei 9.330 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,9 Prozent auf 3.095 Punkte nach unten. In Moskau rutscht das Börsenbarometer um fast 2 Prozent ab, während gleichzeitig der Rubel fällt.

Der Grenzübertritt erfolgte an einem Posten, der von prorussischen Rebellen kontrolliert wird. Zuletzt hatte Kiew klargestellt, eine Grenzüberquerung ohne eigene Zustimmung als Verletzung der territorialen Integrität und Akt der Agression zu werten. Durch den Weiterfahrt des Konvois droht eine unmittelbare Konfrontation der beiden Nachbarstaaten.

Neben der Lage in der Ukraine haben die Finanzmärkte das Notenbankentreffen in Jackson Hole im Blick. Dort spricht Fed-Chefin Janet Yellen ab 16.00 Uhr. Sollte sie in ihrer Rede andeuten, dass die Zinsanhebung schon früher im kommenden Jahr ansteht als bislang erwartet, könnte auch von dieser Seite Verkaufsdruck an den Aktienmarkt kommen.

Überwiegend wird am Markt aber damit gerechnet, dass sich Yellen eher "taubenhaft" äußern wird, denn im Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank sei zwar ein etwas aggressiverer Ton angeschlagen worden, gleichzeitig habe das Protokoll aber auch die Unterauslastung am Arbeitsmarkt hervorgehoben. Michael Carey von der Credit Agricole schlägt in die gleiche Kerbe: "Wir denken, dass Janet Yellen nach wie vor diese Sichtweise betont und rechnen nicht mit falkenhaften Überraschungen".

Die Veranstaltung in Jackson Hole wurde in der Vergangenheit schon das ein oder andere Mal dazu genutzt, geldpolitische Kursänderungen einzuleiten. Nach Handelsschluss in Europa redet zudem EZB-Präsident Mario Draghi. Was er zu sagen hat, könnte wegweisend für den Euro sein.

Der Euro setzt seine Erholung seit dem neuen Jahrestief vom Vortag fort und ist nur knapp unter der 1,33-Dollar-Marke gescheitert. Aktuell kostet er 1,3269. Etwas aufwärts geht es mit dem Yen. Er dürfte angesichts der Nachrichten aus der Ukraine von seinem Ruf als sicherer Hafen profitieren. Gesucht ist mit deutschen Anleihen ein weiterer sicherer Hafen. Die Zehnjahresrendite fällt von 0,993 auf 0,977 Prozent.

Am Aktienmarkt liegen inzwischen sämtliche Branchenindizes im Minus. Auch der Banken-Index, der am Vormittag noch ein Plus von knapp 1 Prozent aufgewiesen hatte.

Mit Abgaben von 2,1 Prozent sind adidas Hauptverlierer im DAX. Im Handel wird zur Begründung auf einen kritischen Artikel in der FAZ verwiesen. Dort werden die hohe Marketingausgaben des Sportartikelherstellers kritisiert.

Deutsche Telekom geben um 1,4 Prozent nach. Hier belasten Berichte über den Beginn eines Preiskriegs in den USA. Nach der abgeblasenen Übernahme von T-Mobile US durch Sprint versuchen sich beide Wettbewerber nun Kunden abzujagen.

Die Aktien der London Stock Exchange geben um 0,8 Prozent nach, gedrückt von Plänen über eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme der Vermögensverwalters Frank Russell Co.

Favorit im MDAX mit einem Plus von 2,3 Prozent sind Hugo Boss nach einer Hochstufung auf "Hold" durch die Deutsche Bank. Fielmann-Aktionäre sollten beim Blick auf die Kursdaten keinen Schreck bekommen: Der Aktienkurs halbiert sich, da bei dem Brillenhändler ein Aktiensplit im Verhältnis 1:2 wirksam wird. Bereinigt gewinnt die Aktie 1,1 Prozent auf 49,24 Euro.

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