Alt 22.10.15, 09:23
Standard Schanghai nach Vortages-Absturz deutlich erholt
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Gegenläufig hat sich das Börsengeschehen in Ostasien am Donnerstag präsentiert. In Schanghai ging es um 1,5 Prozent nach oben, in Tokio dagegen um 0,6 Prozent abwärts. In Hongkong, wo am Mittwoch feiertagsbedingt nicht gehandelt wurde, fiel der HSI um 0,9 Prozent. Nach den kräftigen Schwankungen am Vortag bewegten sich die Märkte zwar nun in einem ruhigeren Fahrwasser. Doch noch immer zeigten sich die Indizes sehr schwankungsanfällig.

Die Vorgaben aus den USA waren wenig ermutigend, denn die Wall Street hatte im Verlauf nach unten abgedreht und mit leichten Verlusten geschlossen. Auch die Quartalsergebnisse der zahlreichen berichtenden US-Unternehmen fielen uneinheitlich aus. Derweil konnte sich der Ölpreis von seinen Vortagesverlusten nur leicht erholen. Nach dem Minus von 1,8 Prozent am Mittwoch legte Brent um 0,5 Prozent zu. Auf dem OPEC-Treffen in Wien wurden offenbar keine Produktionskürzungen besprochen. Die anhaltende Ölpreisschwäche hält seit Monaten die Sorgen um die weltweite Konjunktur wach.

In Schanghai fassten die Anleger nach dem drastischen Abverkauf am Vortag wieder Mut. Die Erholung wurde angeführt von den kleineren Werten, wobei eine Reihe von Startups in Shenzen die Stimmung aufhellten. Zudem hatte die People's Bank of China am Mittwoch nach Börsenschluss dem Markt weitere Geldspritzen in einem Volumen von insgesamt 16,6 Milliarden Dollar angekündigt. Damit soll vor allem das Bankensystem gepäppelt und die Vergabe von Krediten an kleine Unternehmen und im landwirtschaftlichen Sektor gefördert werden.

Am Mittwoch hatte der Leitindex im späten Geschäft von leichten Gewinnen abgedreht und mit Verlusten von gut 3 Prozent geschlossen. Teilnehmer sagten, dass die Nervosität weiter groß sei. Noch immer müssen die Investoren die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal verdauen. Das BIP-Wachstum lag zwar leicht über den Erwartungen, war aber erstmals seit 2009 unter die 7-Prozent-Marke gerutscht. Der Markt in Schanghai notierte am Donnerstag denn auch zwischenzeitlich im Minus.

Auch Analysten zeigten sich weiterhin skeptisch, ob die Erholung eine Wende nach den panikartigen Verkäufen anzeigt. "Die Erholung erfolgt nur wegen des Ausverkaufs am Vortag und es wird schwer sein, über die Marke von 3.500 Punkten zu klettern", sagte Analyst Jacky Zhang von BOC International. Der Shanghai Composite schloss bei 3.369 Punkten.

In Japan wurden in kleinem Ausmaß Gewinne mitgenommen, nachdem es am Vortag deutlich aufwärts gegangen war. Die Börsianer seien hin- und hergerissen zwischen den Wachstumssorgen um China und einigen erfreulichen Quartalsberichten heimischer Unternehmen, hieß es. Allerdings zeigte sich auch bei Einzelwerten eine große Nervosität. So stiegen etwa die Aktien des Motorenproduzenten Nidec im Verlauf zunächst um 4,5 Prozent. Das Unternehmen hatte ein Umsatzwachstum von 20 Prozent und einen Nettogewinnanstieg von 30 Prozent berichtet. Zu Handelsende gab das Papier dann aber 1,3 Prozent ab.

Zu den stärksten Verlierern gehörte die Aktie von IHI Corp mit einem Minus von knapp 11 Prozent. Das Unternehmen hat seine Gewinnprognosen um die Hälfte gekappt und verweist auf zusätzliche Projektkosten. Ganz überraschend kommt die Hiobsbotschaft wohl nicht, denn die Anleger haben das Papier in diesem Jahr bereits um 53 Prozent abwärts geschickt.

Eher ungünstig war die Entwicklung am Devisenmarkt, wo der Yen leicht zulegte. Der Dollar kostete nur noch 119,75 Yen, nachdem er am Mittwoch mehrmals über die 120er Marke gesprungen war. Überdies merkten Analysten an, der japanische Markt könne schwerlich weiter nach oben laufen, wenn andere Märkte weltweit unstabil bleiben.

Kleine Gewinne von 0,3 Prozent verbuchte die australische Börse, wobei Energiewerte im Zug der leichten Ölpreiserholung gekauft wurden. Auch die Aufwärtsbewegung am chinesischen Markt stützte. Die Energiewerte gewannen im Schnitt 3,1 Prozent, und auch die Bankentitel schlossen im Plus. Santos sprangen um 16 Prozent nach oben, nachdem der Mineralölkonzern von einem Kaufinteressenten berichtet hatte. 7,14 Milliarden Australische Dollar will demzufolge eine Private-Equity-Gesellschaft in die Hand nehmen, hinter dem staatliche Investoren und vermögende Mitglieder von regierenden Familien in Asien und am Golf stehen.

Am südkoreanischen Markt fiel die Hynix-Aktie um 5,1 Prozent. Der Chiphersteller hat im dritten Quartal trotz eines leichten Umsatzwachstums etwas geringere Gewinne erzielt. Die verkauften Volumina der Speicherchips "DRAM" und "NAND" hätten zwar um 11 bzw 15 Prozent zugenommen, gleichzeitig seien aber die Preise im ähnlichen Umfang gefallen, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 4,9 Billionen Won, umgerechnet 3,8 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel aber - auch wegen einer höheren Steuerbelastung - um 5 Prozent auf 1,05 Billionen Won.

Die Aktie von Hyundai Motor verlor 0,6 Prozent. Dem südkoreanischen Autobauer hat im dritten Quartal die nachlassende Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern zu schaffen gemacht. Außerdem hat der Konzern in den USA mehr Geld für Marketing ausgegeben. Der Gewinn im dritten Quartal sank um ein Viertel auf 1,21 Billionen südkoreanische Won, umgerechnet rund 940 Millionen Euro. Analysten hatten mit 1,52 Billionen Won deutlich mehr erwartet. Es war der siebte Gewinnrückgang in Folge.

Der Goldpreis konnte sich von den Abgaben am Vortag nicht erholen, als er vom Tageshoch bei knapp 1.180 Dollar je Feinunze auf 1.168 Dollar gefallen war. Nun ging es noch um einen weiteren Dollar abwärts auf 1.167 Dollar. Die Investoren agierten vorsichtig, weil in der kommenden Woche die US-Notenbank über den weiteren Kurs der Geldpolitik berät.

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