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Die Fed beließ den Leitzins bei ihrer Sitzung am Mittwoch bei 0 bis 0,25 Prozent. Mehrere Passagen wurden verändert, die zwei wesentlichen folgen.
Erstens konkretisierte die Fed im Statement ihre Aussage hinsichtlich einer bevorstehenden Zinserhöhung. Im September ließ sie offen „how long“ (wie lange) sie die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belässt. Nun geht es anscheinend nur noch darum, „whether it will be […] at its next meeting“ (ob es auf der nächsten Sitzung sein wird), dass die Zinsen erhöht werden. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Fed nach wie vor daran festhält, noch auf der nächsten Sitzung im Dezember den Leitzins anzuheben. Sie macht diese Entscheidung aber von den weiteren (tatsächlichen und erwarteten) Fortschritten auf dem Arbeitsmarkt bzw. der Inflationsentwicklung abhängig und hält sich damit natürlich gleichzeitig ein Hintertürchen offen. Zudem hat die US-Notenbank auf die erst im September eingefügte Passage verzichtet, mit der sie auf die aus dem Ausland drohenden Gefahren für die US-Wirtschaft hingewiesen hatte. Erste Reaktion an der Wall Street war positiv Interessanterweise reagierten die US-Märkte auf diese Nachricht unterm Strich positiv. Diese positive Marktreaktion hängt damit zusammen, dass steigende Zinsen ein Hinweis wären, dass die Fed der Überzeugung ist, die US-Wirtschaft könne steigende Zinsen verkraften. Der Euro hingegen gab zum Dollar weiter nach, da steigende Zinsen den Dollar stärken, während die Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen in der Eurozone den Euro schwächen. Eigentlich hätte der DAX auf den schwächeren Euro positiv reagieren müssen. Dass er es nicht tat, hing nicht nur damit zusammen, dass die US-Indizes zum Schluss hin etwas schwächelten. Es liegt auch daran, dass der DAX an einer höchst markanten Widerstandslinie der aktuellen Konsolidierung steht. Dazu folgender Chart: Sie kennen diese Art des Charts.Ich hatte ihn in einer ersten Version schon einmal nach dem Kurseinbruch im August vorgestellt. Die roten bis grünen Farben zeigen an, ab wann eine Aufwärtsbewegung in dieser Konsolidierung bullisher (grün) wird und bis wann sie bearish (rot) bleibt. Nur bezieht sich dieses Mal diese Betrachtung auf die gesamte Korrektur seit dem Hoch im April. Sie sehen, dass der DAX seit einigen Tagen mit der 50 Prozent-Marke dieser Korrektur kämpft. Das bedeutet, er hat nun vom Tief 50 Prozent der gesamten Konsolidierung wieder aufgeholt. Und an dieser „Halbzeit-Marke“ fällt eine wichtige Entscheidung. Sie sehen es anhand der Farben: Eine Gegenbewegung bis zu dieser Marke ist noch eine normale Bewegung in einer Korrektur und damit noch bearish zu werten. Noch keine wirkliche Entscheidung Selbst wenn der DAX bis zur 61,8%-Marke, also bis auf 11.224 Punkte steigt, schwanken die Aussichten formal noch zwischen bearish und bullish. Allerdings hätte der DAX dann zusätzlich seinen blauen Abwärtstrend überwunden und das wäre ein leichtes zusätzliches bullishes Signal. Bis jetzt hat es der DAX aber noch nicht geschafft, das bearishe Terrain zu überwinden und deswegen sollte man noch vorsichtig bleiben. Sie können diese Grafik damit gut als Fahrplan nutzen - immer in dem Bewusstsein, dass es nur eine von vielen Analysemethoden ist. Aber man versteht eben auch, warum der DAX seit Tagen mit dieser 10.865er Marke kämpft. Und jetzt? Vorstellbar ist, dass er noch die Kurslück schließt, die er mit dem Überwinden der 38,20 Prozent Marke bei 10.504 Punkten ausgebildet hat. Darunter sollte er jetzt jedoch nicht mehr fallen. Das wäre eine erste Bestätigung dafür, dass er an der 50-Prozent-Marke gescheitert ist, also ein bearishes Signal. Viele Grüße Jochen Steffens | ||
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