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Ernüchterung nach starkem Start in den Oktober.
Am letzten Handelstag des dritten Quartals kam es zu einer kräftigen Kurserholung am deutschen Aktienmarkt, die sich am Donnerstag zunächst fortsetzte. Insbesondere positive Vorgaben von den asiatischen Aktienmärkten hatten für Kauflaune bei Anlegern gesorgt. Als nachhaltig erwies sich die Kauflust der Anleger dann aber nicht. Der Dax gab seine Gewinne wieder ab und fiel in der Spitze sogar wieder unter 9.500 Punkte. Ausschlaggebend dafür waren negativ interpretierte Wirtschaftsdaten aus der Eurozone, die die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt entscheidend getrübt hatten. Wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte, betrug die jährliche Inflationsrate im September minus 0,1 Prozent. Das ist der erste Rückgang des Preisniveaus seit März. Experten hatten mit einer Stagnation der Preise gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise leicht um 0,1 Prozent gestiegen. Vor allem die niedrigen Energiepreise drücken die Verbraucherpreise. Die Preise für Energie lagen im September 8,9 Prozent tiefer als vor einem Jahr. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel), die den grundlegenden Preistrend aufzeigt, lag dagegen deutlich höher und wie im Vormonat bei 0,9 Prozent. Doch auch dieser Wert ist deutlich niedriger, als das von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebte Ziel von zwei Prozent, bei dem sie von stabilen Preisen ausgeht. Die Zahlen gaben Anlass zu Spekulationen, dass die EZB im Kampf um die schwache Inflation ihre Geldpolitik weiter lockern wird. Bundesanleihen Mit der guten Stimmung am Aktienmarkt, waren deutsche Staatsanleihen Mitte der Woche zunächst unter Druck geraten. Am Donnerstag drehte die Stimmung, Bundesanleihen waren wieder gefragt. Deflationsängste bedingt durch rückläufige Verbraucherpreise in der Eurozone heizen die Spekulation über eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank an. Die Rendite 10-jähriger Bunds fiel auf 0,57 Prozent. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future notierte am Donnerstag bei 156,80 Punkten. Anlegertrends Unternehmensanleihen unter Druck Unternehmensanleihen notierten diese Handelswoche merklich schwächer. Anleger zeigten sich risikoavers und zurückhaltend. So waren auch die Anleihen von VW weiter unter Druck. Eine Woche nach dem Rücktritt von Martin Winterkorn zeigen sich die ersten Konsequenzen auch für die Mitarbeiter: Im Motorenwerk Salzgitter wurde erstmals die Produktion zurückgefahren, eine Sonderschicht pro Woche abgesagt und in Braunschweig verhängte darüber hinaus die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services bis zum Jahresende einen Einstellungsstopp. Trotz des Abgas-Skandals akzeptiert die EZB weiter Wertpapiere des Autobauers Volkswagen als Sicherheiten. Schuldverschreibungen (ABS) der Leasing-Sparte des Konzerns werden nach wie vor als Pfand angenommen, das Banken bei der EZB hinterlegen müssen, wenn sie sich bei dieser mit Geld eindecken. Die ABS-Papiere von VW sind üblicherweise mit Autokrediten besichert. Glencore: Berg- und Talfahrt Bergbauaktien standen die letzten Handelstage unter starkem Druck. Die Aktie der weltweit größten im Rohstoffhandel tätigen Unternehmensgruppe, der Glencore plc, befand sich am Montag im Sturzflug und fiel um bis zu 30 Prozent. Der anhaltende Verfall der Rohstoffpreise schürte in den vergangenen Wochen Spekulationen auf finanzielle Engpässe. Der schweizerisch-britische Konzern sitzt derzeit auf einem Schuldenberg von 30 Milliarden Dollar. Analysten merkten an, dass die hohe Verschuldung zu einem existenzbedrohenden Problem werden könnte, wenn sich die Rohstoffpreise nicht erholen und der Konzern nicht umfassend umgebaut werde. Zudem warnte Goldman Sachs, dass ein Fall der Rohstoffpreise von nur noch fünf Prozent ausreiche, um den Unternehmensanleihen von Glencore das wichtige Investment-Grade-Rating zu entziehen. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hatte kürzlich bereits den Ausblick auf „negativ“ gesenkt. Aktuell liegt das Rating mit „BBB“ nur noch zwei Stufen über dem Ramschniveau. Anleger reagierten zu Wochenbeginn mit Panikverkäufen der Glencore-Bonds. Am Mittwoch endete der Ausverkauf, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, keine Liquiditätsprobleme zu haben. Viele Anleger nutzten die niedrigen Kurse zum Wiedereinstieg. Bei Privatanlegern stand insbesondere der bis Mai 2023 laufende US-Dollar-Bond im Fokus(WKN: A1HLNE). Die Anleihe im Volumen von 1,5 Milliarden Euro wird mit 4,125 Prozent p.a. verzinst und kann zu einer Stückelung von 2.000 US-Dollar gehandelt werden. Lufthansa gefragt Die bis August 2075 laufende Lufthansa-Hybridanleihe (WKN: A161YP) ist nach wie vor gefragt bei Anlegern und befand sich diese Handelswoche wieder unter den Umsatzspitzenreitern bei Unternehmensanleihen an der Börse Stuttgart. Der 500 Millionen Euro schwere Bond ist mit einem Kupon von 5,125 Prozent ausgestattet und kann in einer Stückelung von 1.000 Euro nominal gehandelt werden. Bei den Aktien der Lufthansa sorgte am letzten Handelstag im September eine Kaufempfehlung der DZ Bank für frischen Schwung. Der Kurs legte um 6,24 Prozent auf 12,425 Euro zu. Analysten sehen positive Zeichen. Das Sommergeschäft sei wohl gut gelaufen, was von der Aussage des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr untermauert wurde. Der Manager habe das Ziel eines bereinigten operativen Gewinns von mehr als 1,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr bestätigt. Neueinführungen Walt Disney Ziel des US-amerikanischen Medienhauses ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Produzenten und Anbieter von Unterhaltung und Informationen zu sein. Der 1923 von den Brüdern Walt und Roy Disney als Disney Brothers Cartoon Studio gegründete Konzern hat seinen Sitz in Burbank (Los Angeles County), in den USA. Das Unternehmen war im September am Kapitalmarkt aktiv und platzierte zwei Anleihen. Der zehnjährige Bond umfasst ein Emissionsvolumen in Höhe von 750 Millionen US-Dollar (USD) – gestückelt in je 2.000 USD. Der Fixkupon von 3,15 Prozent p.a. wird halbjährlich anteilig bezahlt. Das von S&P mit A geratete Papier wurde zu einem Kurs von 99,762 am Markt platziert. Daneben begab der US-Konzern eine fünfjährige Anleihe. Die Eckdaten Emissionsvolumen, Stückelung, halbjährlicher Zinszahlungsrhythmus und Rating sind identisch zum vorgenannten Papier. Aufgrund der kürzeren Laufzeit bietet die Anleihe einen geringen Zinssatz: 2,15 Prozent p.a. Platziert zu 99,75 notiert das Wertpapier aktuell über 101. Landesbank Baden-Württemberg Mitte September platzierte die Landesbank einen eine Milliarde Euro schweren Pfandbrief. Pfandbriefe zeichnen sich grundsätzlich dadurch aus, dass sie entsprechend besichert sind – beispielsweise mit Grundpfandrechten. Damit stehen Pfandgläubigern im Fall der Fälle Deckungswerte zur Verfügung au denen sie ihre Forderungen befriedigen können. Aufgrund der Besicherung sind die Ratings in der Regel sehr gut und die gebotenen Kupons eher niedrig. Das von der LBBW emittierte Wertpapier hat eine zehnjährige Laufzeit und bietet einen Zinssatz von 0,875 Prozent p.a. Moody’s bewertet den Pfandbrief mit Aaa. Die kleinste handelbare Einheit beträgt 1.000 Euro. Platziert zu 99,626 notiert das Papier aktuell um pari. Börse Stuttgart TV Charts & Co.: Ölpreise unter Druck – Aber wie lange noch? Die Sorgen um eine erneute Abschwächung der chinesischen Wirtschaft setzen den Ölpreisen weiter zu. Aber wie lange werden die Notierungen für schwarzes Gold noch auf diesem Niveau verharren? Warum kann der Goldpreis nicht von der aktuellen Verunsicherung an den Finanzmärkten profitieren? Und wie lange wird die Korrektur beim DAX noch anhalten? Einschätzungen von Jochen Stanzl, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader, im Gespräch mit Börse Stuttgart TV. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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