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Griechenland ist weiterhin das Gesprächsthema Nummer 1 – nicht nur in Deutschland und in der „Bild-Zeitung. Nachdem die Rating-Agentur S&P griechische Anleihen auf „BB+“ (=Ramschstatus) heruntergestuft hat und auch spanische Anleihen von AA+ auf AA und portugiesische Anleihen auf „A-„ heruntergestuft wurden, war die Aufregung auch an den Weltbörsen wieder groß. Weitere Herabstufungen sind möglich. Die Anleger haben Angst vor einem Dominoeffekt bzw. vor einem Flächenbrand, die durchaus begründet ist.
Denn Griechenlands kritisch zu beurteilende Zahlungsfähigkeit wäre für sich betrachtet kein Problem. Auch wenn der Gesamtbetrag, der für erforderlich gehalten wird, nun von 45 auf 120 bis 135 Mrd. USD - allerdings über 3 Jahre! - angewachsen sind, ist der Betrag als solcher kein Problem. Er ist nicht einmal so groß wie das Problem einer einzigen Bank wie der Hypo Real Estate (HRE). Paradoxerweise haben gerade die Banken, die jetzt nur durch Staatshilfen am Leben erhalten bleiben wie die HRE und die Commerzbank die meisten Griechenlandanleihen im Portfolio. Da aber die „Staatsbanken“ noch nicht vollends gesundet sind, will man den Banken nicht eine weitere Belastungsprobe durch die Abschreibung von Griechenlandanleihen zumuten. Folglich will die EU (=also überwiegend Deutschland als Zahlmeister) in Kombination mit dem IWF die Zahlungs- und Kreditwürdigkeit Griechenlands wiederherstellen. Kredit kommt vom lateinisch credere =vertrauen. Nur wer traut Griechenland jetzt noch? Ist Griechenland ein Fass ohne Boden? Dabei soll die Kreditanstalt für Wiederaufbau Kredite geben, die durch eine Bürgschaft des Bundes im Volumen von 25 Mrd. € abgesichert ist. Damit wird der deutsche Steuerzahler solange nicht belastet, solange die Bürgschaft nicht in Anspruch genommen wird. Die ist ein ähnlicher Rettungsschirm wie damals Ende 2008 als „ultima ratio“ bei der globalen Bankenkrise, als Angela Merkel die Spareinlagen durch eine 500 Mrd. €-Bürgschaft absicherte. Letztendlich waren und sind das nur „vertrauensbildende Maßnahmen“, nicht nur um den Finanzspekulanten das Wasser abzugraben, sondern auch um den Euro zu retten. Es gibt im Moment riesige Beträge bei Hedgefonds, die im Euro short sind und sich über jede „bad news“ in Griechenland freuen. Der Euro sank auf 1,32 EUR/USD und ist weiter abwertungsbedroht, wenn das Griechenland-Problem nicht schnell gelöst wird. Nun muss die Genehmigung des Kredites an Griechenland und die Bürgschaft erst durch den Bundestag im Schnellverfahren als „Notgesetz“ gebracht werden. Es gibt nicht wenige, die den Bruch des Euros für möglich halten. Es gibt aber auch schon wieder Diskussionen, die DM wieder einzuführen und Griechenland sollte den Drachmen wieder einführen. Dann hätten wir jetzt eine Abwertungsspekulation auf den Drachmen, der wohl 50-70% abgewertet werden müsste. Griechischen Banken würden reihenweise Pleite gehen, weil dann sie dann auch ihre Eurobonds und Auslandskredite nicht mehr zurückzahlen können und dann wären in der Tat wohl auch die Kurse der griechischen Staatsanleihen eingebrochen. Schon letzte Woche hatten griechische Kurzläufer des Staates einen Zinssatz von 25%, um dann am gleichen Tag wieder auf 12-13% im Zinssatz zu fallen, als der „Rettungs-Angel“ Merkel ihren Stand by–Kredit artikulierte. Deutsche Banken hätten ohne Euro jetzt unweigerlich weitere Mrd. abschreiben müssen. Ein Teufelskreis, aber auch eine mögliche Schocktherapie. Eine Art Schocktherapie kommt nun ohnehin durch die Vorgaben des IWF auf Griechenland zu: es muss dramatisch gespart werden. Beamtengehälter sollen gekürzt werden und die Mehrwertsteuer von 21 auf 25% erhöht werden. Die Folge wird Inflation und Kaufkraftverlust in Griechenland sein. Die Streiks und Proteste werden zunehmen. Es ist klar, dass die Griechen da auf die Straße gehen, um zu demonstrieren. Es waren aber „nur“ 100.000“ Demonstranten bei 4 Mio. Einwohner in Athen. In der Provinz und den Urlaubsinseln ist es relativ ruhig. Und in Griechenland wird ständig gestreikt. Man sollte also die Kirche im Dorf lassen – besonders auch bei den Medien! Sicherlich lebt Griechenland lange Zeit über seine Verhältnisse und verschuldete sich zu stark. Dieses Problem haben aber im Moment viele Länder der Welt, inklusive Großbritannien, USA und Japan, wobei Japan zumindest eine starke Exportnation ist. Viele Länder der Welt können ihre Zinsen und Kredite nur noch zu einem Bruchteil aus den Haushaltseinahmen bezahlen. Die Folge ist, dass sie sich immer höher verschulden. Wer kauft nun den ganz „Schrott“?: Banken, Versicherungen und Pensionskassen. In den USA kauft jetzt sogar die Notenbank amerikanische Anleihen im Volumen von 300 Mrd. USD auf, was auch ein Novum ist. Die EZB darf so etwas nicht oder demnächst etwa doch durch ein weiteres „Notgesetz“? Die EZB muss Dominoeffekte jetzt vermeiden. Wenn der Dominoeffekt erst einmal los geht, werden viele Banken, Versicherungen und Pensionskassen in Europa an den Rand der Pleite kommen, nämlich dann, wenn die Rating-Agenturen mit der Herabstufung von Staatsanleihen beginnen. Dieser Prozess ist jetzt schon absehbar. Es ist ohnehin ein Politikum, dass Länder wie Großbritannien und die USA von den Rating-Agenturen bisher bei der Herabstufung verschont bleiben. Aber eine Herabstufung von britischen und amerikanischen Anleihen hätte eine weit bedrohlichere Konsequenz als das relativ kleine, überschaubare Griechenland-Problem. Zuletzt konnte sogar eine Anleihe der Bundesrepublik Deutschland im Volumen von 3 Mrd. € wegen der Griechenland-Problematik nicht voll platziert werden. Deutschland muss dieses Jahr 300 Mrd. € weiterrollen, also neue Anleihen bei Zinsen von nur 3% platzieren. Gelingt dies nicht, kann sogar Deutschland – theoretisch – Pleite gehen oder es müssen die Zinsen steigen, um die Anleihen attraktiver zu machen. Wie gesagt: Theoretisch können alle Länder Pleite gehen, die ihre Anleihen und Kredite nicht zurückbezahlen, sondern weiterrollen. Je höher die Zinsen steigen, desto drängender wird das Zahlungsproblem. Warum also nicht einmal über „islamic banking“ nachdenken, wo ein Zins bei Krediten verboten ist. Querdenker aller Länder vereinigt euch (jetzt!), um das Verschuldungsproblem zu lösen, denn die Wissenschaft ist offensichtlich ratlos! Denn der „point of no return“ ist nicht nur in Griechenland, sondern schon bei vielen Ländern der Welt überschritten. Vor allem Portugal und Spanien gehören jetzt auf die Watchlist, wobei Spanien nach wie vor große Probleme im Immobiliensektor hat. Durch das Weiterrollen von Krediten und Anleihen wird nur eine Atempause gewährt. Von daher werden wir wohl noch einiges „Sommertheater“ diesbezüglich bekommen, was auch die Börsen beschäftigen wird. Zudem werden uns die kommenden Iran-Sanktionen und die Schieflagen bei US-Gewerbeimmobilien beschäftigen. Griechenland ist kein „black swan“ also ein Ereignis, dass völlig überraschend kommt. Im Gegenteil: es war vorhersehbar. Ich muss immer wieder betonen, dass Griechenland mit seinen Schuldenproblemen nicht allein dasteht. Es sind auch nicht die vom Volumen und der Bedeutung her wesentlich größeren „PIGS“, sondern es ist die ganze Welt, die zu stark verschuldet ist. Theoretisch und leider auch praktisch kann jeder Staat Pleite gehen, nämlich genau dann, wenn die auslaufenden Anleihen nicht zu vernünftigen Konditionen durch die Platzierung von neuen Anleihen zurückbezahlt werden kann. Der nächste Wackelkandidat wird Großbritannien sein, wo die Rating-Agenturen nur noch die Wahl im Mai und dann das vorgelegte Sparprogramm abwarten. Das Haushaltsbilanzdefizit Großbritannien ist fast genauso groß wie das von Griechenland. Die Medien spielen jetzt weltweit eine wichtige Rolle. Medien können auch Öl ins Feuer gießen, was sie im Moment vielfach tun. Die Medien sollten jetzt sachlich aufklären und kreative Gedankenprozesse in Gang setzen, was aber auch von den Politikern gefordert werden muss. Bedenken Sie bitte, dass Länder wie Ungarn, Ukraine, Weißrussland und Polen IWF-Kredite schon bekommen haben, wobei die noch eine unmittelbare Folge der globalen Finanzkrise war. Das hohe Haushaltbilanzdefizit ist aber auch eine Folge der globalen Finanzkrise, zumindest zum Teil. Es ist schwer zu ermitteln, was hausgemacht und war durch externe Schocks zusätzlich herbeigeführt wurde. Kurzum: es handelt sich um eine Ausnahmesituation. Jetzt ist guter Rat gefragt. Mischen Sie sich auch ein in die Diskussion und schreiben Sie mir Ihren Standpunkt. Werden sie jetzt aktiv und interaktiv, denn es geht auch um Ihr Geld! Der RTS-Index gab am Freitag um 1% auf 1572 Indexpunkte nach. Auch in den nächsten Wochen wird es volatil bleiben, was gute Trading-Chancen eröffnet. Der Ölpreis stieg wieder auf 86 USD/Barrel und der Goldpreis auf 1179 USD/Unze. Auf €-Basis bedeutet das ein neues Allzeit-Hoch. Der russische Aktienmarkt bleibt aber einer der Top-Performer unter den Weltbörsen. Sind sie schon dabei? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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