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Diese Woche gab es nicht viele marktrelevanten Ereignisse. Die meisten Kursbewegungen dieser Woche waren die Folge der Entscheidungen der Vorwoche. Es war gut, dass wir unser Portfolio letzten Freitag noch auf die geänderte Situation ausgerichtet haben, denn so konnten wir von den Sektorrotationen profitieren, während der DAX unterm Strich unverändert aus der Woche geht.
RUINÖSER WETTBEWERB BEI DER PAKETZUSTELLUNG Information über die Zustellung Ihres Pakets: FedEx: Wir liefern Ihr Paket. DPD: Bald ist Ihr Paket da. Bitte stellen Sie sicher, dass jemand das Paket entgegen nehmen kann. DHL: Voraussichtliche Zustellung: Heute. UPS: Wir liefern morgen zwischen 11:37 Uhr und 12:37 Uhr. Amazon: Ich bin in Ihrer Wohnung. Wo darf ich das Paket abstellen: In der Garderobe oder auf dem Wohnzimmertisch? Es war mit großer Skepsis beobachtet worden, als Amazon vor einigen Jahren begann, Pakete selber auszuliefern. Natürlich ist das eine ernstzunehmende Konkurrenz für die etablierten Paketdienste wie DPD und DHL in Deutschland, oder UPS und FedEx in den USA. Diese Woche hat Amazon bekannt gegeben, keine Pakete mehr über FedEx zustellen zu lassen. Auch den Amazon-Händlern (Marketplace) wurde untersagt, FedEx zu nutzen. Der Grund: FedEx sei unzuverlässig. Bereits im August stoppte Amazon die Nutzung FedEx. Nun wurde das Verbot auf den Marktplatz von Amazon ausgeweitet und einmal mehr zeigt sich der Fluch und Segen von Amazon: Immer mehr Produkte werden immer günstiger, zuverlässiger und schneller zugestellt. Doch immer mehr Wettbewerber werden vom Markt verdrängt, denn Amazon nutzt seine Marktmacht natürlich auch im Wettbewerb. FedEx hat einen Tag später Quartalszahlen veröffentlicht. Die Zahlen waren schlecht, die Unternehmensprognose noch schlechter. Analysten streiten nun, ob die schwachen FedEx-Zahlen ein schlechtes Omen für die US-Konjunktur darstellen, oder einfach nur schlecht für FedEx sind. Ich gehe von letzterem aus, FedEx ist nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber Amazon. Schon heute liefert Amazon in den USA die Hälfte aller ihrer Sendungen selbst aus. Bis 2024 werde Amazon auch in absoluter Marktgröße sowohl FedEx als auch UPS überholt haben, sagt ein Analyst von Morgan Stanley. Deutschland ist der zweitgrößte Markt von Amazon. Hierzulande befinden sich die Amazon-Lieferungen noch im Aufbau - zumindest habe ich diesen Eindruck, wenn ich mir die Fahrzeuge anschaue, mit denen die Amazon-Zusteller bei uns vorfahren. DHL (Deutsche Post) ist noch Platzhirsch, doch Amazon pickt sich die lukrativsten Gebiete heraus, ohne den staatlichen Auftrag der flächendeckenden Zustellung berücksichtigen zu müssen. Wenn die Deutsche Post nicht dem Schicksal von FedEx folgen soll, dann muss die Politik hier die Rahmenbedingungen anpassen. Als Großaktionär mit 25% der Anteile hat die Politik hier ein doppeltes Interesse: Die eigene Aktie stützen sowie den Wettbewerb fair halten. AMTSENTHEBUNG IRRELEVANT Anders als in vielen anderen Medien ist mir das Impeachment-Verfahren (Amtsenthebungsverfahren) gegen US-Präsident Donald Trump kaum einen Kommentar wert: Es ist aussichtslos, dass der Kongress unter republikanischer Mehrheit eine zwei Drittel-Mehrheit für eine Amtsenthebung erzielt. Derzeit sind alle republikanischen Vertreter ihrem Präsidenten treu. Es ist also ein Schaukampf, mit dem von etwas anderem abgelenkt werden soll. Wenn ich mir Arbeitslosenquote, Lohnentwicklung und Wirtschaftswachstum sowie Börsenentwicklung in den USA anschaue, habe ich eine Vermutung, wovon abgelenkt werden soll. Mit skrupellosen Methoden hat Trump hervorragende Ergebnisse erzielt. Der Zweck heiligt die Mittel? Nun, es ist eine Gefahr, wenn Trumps Methoden Schule machen (Erdogan, Johnson, Putin, Bolsonaro, ...). Die einzige Chance der Demokraten ist also, die Methoden Trumps anzuklagen. Ob sich damit jedoch eine Präsidentschaftswahl gewinnen lässt, wage ich zu bezweifeln. BOEING STOPP PRODUKTION DES 737 MAX Nachdem Boeing neun Monate Flieger produziert hat, die nicht fliegen dürfen, stoppt das Unternehmen nun die Produktion, bis die Zulassung durch ist. Alle Mitarbeiter behalten ihre Arbeit. Doch die Stellplätze für die Flieger sind voll und nach den jüngsten Aussagen der US-Flugbehörde gibt es derzeit keinen Zeitplan für die Wieder-Zulassung. Ich halte den Produktionsstopp für einen strategisch cleveren Schachzug von Boeing. Keine andere Industrie ist so stark innerhalb des eigenen Landes vernetzt wie die Flugzeugbranche. Und da hängen jede Menge Arbeitsplätze für hochqualizierte, gut bezahlte Ingenieure dran. Ob Boeing in den USA oder Airbus in Europa, auf deren Rücken bildet sich eine Hightech-Infrastruktur, die der gesamten Wirtschaft zugute kommt. Der 737 MAX ist das Massenprodukt von Boeing. Mit dem Produktionsstopp wird nun die gesamte Lieferkette auf Eis gelegt. Während der Boeing-Konzern finanziell solide aufgestellt ist, sind viele Lieferanten von den regelmäßigen Zahlungen Boeing abhängig. Da wird es nicht lange dauern, bis von dort aus Druck auf die Politik gemacht wird, sich mit der Wieder-Zulassung zu beeilen. Vertrauen ist das, was Boeing nun fehlt. Da hilft es auch nicht, dass die heutige Starliner-Mission, mit der erstmals seit dem Einstellen des Space Shuttle Programms wieder eine US-Rakete zur ISS fliegen soll, Probleme vermeldet: Der letzte Antriebsschub habe nicht gezündet, lautet die erste Diagnose. Okay, wir sind hier also bei Rocket Science, bei Raketentechnologie, also dem komplexesten Thema, dem sich unsere Wissenschaftler stellen. Augenscheinlich ist Boeing an die eigenen Grenzen gestoßen, gleich an mehreren Stellen. Doch was ist die Alternative? Soll Jeff Bezos die Probleme lösen? Oder Elon Musk? Richard Branson? Oder fliegen wir künftig in brasilianischen Fliegern? Russischen? Chinesischen? Vom Konzipieren eines massentauglichen Zivilfliegers bis zur Massenproduktion inklusive der zugehörigen Zulieferer-Infrastruktur dauert es Jahrzehnte, so etwas verlässlich aufzubauen. Da ist neben Airbus und Boeing niemand weltweit auch nur annähernd in der Lage, die Auftragsbücher der beiden abzuarbeiten. Was passiert also? Nun, es gibt ein paar vereinzelte Kunden, die von Boeing zu Airbus wechseln und dadurch längere Wartezeiten in Kauf nehmen (teilweise bis zu 10 Jahre!). Alle anderen werden jedoch geduldig warten, bis Boeing die Probleme gelöst hat - egal ob das nun noch ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr dauert. Und die Aktie hält sich derweil erstaunlich stabil. MICRON KÜNDIGT ENDE DER CHIPFLAUTE AN Micron hat diese Woche Q-Zahlen vorgelegt. Seit Jahren ist CEO Sanjay Mehrotra konsistent mit seiner Analyse, dass der Markt Konsolidierung bedarf, dass der Boden noch nicht erreicht sei, etc. Mehrotra war stets ehrlich und - viel wichtiger - sollte stets Recht behalten. Nun hat er erstmals verkündet, dass der Boden im Q3 durchschritten sei, nun bereite man sich auf einen Aufschwung vor. Micron produziert Speicher für die gesamte Chipbranche. Eine solche Aussage von Mehrotra hat also Auswirkungen auf die gesamte Chip-Branche. Micron ist zwar im Vorfeld bereits abgehoben, auch Infineon und Siltronic hoben leider ohne uns ab. Doch wir haben für unser Portfolio eine Reihe von Chip-Aktien gefunden, die erst jetzt ihre nächste Antriebsstufe zünden dürften :-). Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.12.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 28.504 1,3% 23,6% DAX 13.319 0,3% 26,1% Nikkei 23.817 -0,9% 19,0% Shanghai A 3.149 1,3% 20,6% Euro/US-Dollar 1,11 -0,4% -3,2% Euro/Yen 121,22 -0,3% -3,9% 10-Jahres-US-Anleihe 1,92% 0,09 -0,82 Umlaufrendite Dt -0,25% 0,01 -0,35 Feinunze Gold $1.478 0,2% 15,4% Fass Brent Öl $65,94 2,0% 26,3% Kupfer 6.160 1,3% 2,4% Baltic Dry Shipping 1.151 -17,1% -9,4% Bitcoin 7.143 -1,0% 82,1% Nicht viel Bewegung unterm Strich, wenn ich mir die Aktienindizes anschaue: der Dow Jones erklimmt ein Allzeithoch nach dem anderen, der DAX hingegen ist noch zögerlich. Auch bei den Währungen und Rohstoffen bleiben die Bewegungen gering. Einziger Ausreißer diese Woche ist der Baltic Dry Verschiffungsindex: Mit -17% zeigen die Verschiffungsraten, was wir im Vorfeld auch so in Aussicht gestellt hatten: Vor der drohenden Zollerhöhung am 15. Dezember haben sich Chinesen noch schnell mit Vorprodukten und Rohstoffen eingedeckt. Obwohl die Zollerhöhung nun nicht kam, sind die Lager voll und die Verschiffung geht entsprechend zurück - die Preise fallen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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