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Nach 16 Jahren haben wir nun einen neuen Kanzler, Aufbruchstimmung macht sich breit. Der DAX konnte diese Woche um 3% zulegen. Doch die freundliche Aktienmarktstimmung der Politik zuzuschreiben, ist vielleicht ein wenig vorschnell, denn auch in den USA, wo es keinen Regierungswechsel gab, sprang der Dow Jones um 4% an. In Japan und China konnten die Aktienmärkte jeweils um 2% zulegen.
Wichtiger als die Politik ist derzeit die Corona-Pandemie. Die Omikron-Mutation verlor in den vergangenen Tagen an Bedrohungspotential. Die Impfung, insbesondere das Boostern, hilft, einen schweren Verlauf im Falle einer Infektion zu verhindern. Und die Vermutung, die Omikron-Mutation könnte sich als nicht so tödlich herausstellen wie die Delta-Variante, hat sich diese Woche weiter verbreitet. Statt eines erneuten Corona-Crashs, wie wir ihn im März 2020 erleben mussten, hat sich nunmehr die Zuversicht durchgesetzt, dass Omikron die laufende Erholung der Wirtschaft zwar ein wenig verzögert, aber nicht stoppt oder umkehrt. Neue Lieferkettenprobleme sind nicht ausgeschlossen. Doch immer mehr Unternehmen zeigen, dass mit weniger Umsatz mehr Gewinn gemacht werden kann. Andere wiederum haben bereits alternative Beschaffungswege implementiert. Auch die Inflation verliert an Schrecken: Die Rohstoffhausse kann als vorerst beendet bezeichnet werden. Sämtliche Rohstoffpreise haben ihre Hochs aus dem Sommer bereits verlassen und verzeichnen rückläufige Preise. Der zweite Inflationstreiber waren hohe Endproduktpreise aufgrund von Lieferkettenproblemen. Doch, wie im vorangegangenen Absatz beschrieben, auch die Lieferkettenprobleme verlieren zunehmend an Schrecken, da Alternativen gefunden werden. Die große Angst der Vorwoche, dass die Omikron-Mutation erneut zu Lieferkettenproblemen und gleichzeitig rückläufigen Rohstoffproduktionen führen könne und dadurch die Inflation weiter anheizen könnte, verflüchtigt sich zunehmend. Steigende Preise, die durch die Notenbanken durch eine straffere Geldpolitik bekämpft werden müssten, während gleichzeitig die Konjunktur strauchelt, was von den Notenbanken mit einer lockere Geldpolitik bekämpft werden müsste, wird es vorerst nicht geben. Dieser Spagat bleibt den Notenbanken vorerst erspart. Somit darf die Strahlung der Geldpolitik in den USA als Ausdruck der gesunden Konjunktur gewertet werden. Für die Aktienmärkte ist das bullisch, wenngleich in den kommenden Quartalen andere Aktien die Kurse ziehen werden als in den vergangenen Quartalen. In Europa darf die EZB noch ein wenig an der lockeren Geldpolitik zur Unterstützung der Südländer festhalten, ohne zu hohe Inflationsraten zu fürchten. Auch das ist positiv für die Aktienmärkte. Und so haben vorwiegend die konjunktursensiblen Branchen diese Woche zulegen können: Logistik +4%, angeführt von Airbus (+8%) und der Dt. Lufthansa (+7%); Autoaktien notieren mit 3,7% im Plus, angeführt von Porsche (+16%) und Volkswagen (+11%). Einem Bericht zufolge stützt die Porsche-Familie, die Großaktionär bei VW ist, den derzeitigen Vorstandschef Herbert Diess, der von Seiten der Politik und Gewerkschaft kräftig unter Druck steht. Porsche ist der Überzeugung, dass Diess gut für den Aktienkurs von VW ist, obwohl dieser seine teils harten Entscheidungen zu Lasten der Belegschaft durchsetzen möchte. Hintergrund ist die vermutete Absicht, Porsche wolle sich von einem Teil der Anteile an VW trennen, um mit dem Geld dann Porsche, derzeit Tochter von VW, wieder an die Börse zu bringen. Somit ist die Familie an einem hohen Aktienkurs interessiert, damit sich diese Transaktion finanzieren lässt. Doch im Automobilbereich gibt es weitere Gewinner: Anhängeranbieter SAF Holland und Kofferaumbauer Stabilus haben jeweils um 9% zugelegt, die ehemalige LKW-Sparte von VW, Traton, legte um 8%. Traton dürfte vom heutigen Börsengang der Daimler Truck Sparte profitieren. Daimler Truck konnte den Emissionspreis im Handel heute klar überbieten. Stabilus beteiligte sich an einem italienischen Anbieter von Dämpfern, was gut zur Kofferaumhydraulik passt. SAF Holland veröffentlichte Zahlen, die deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen. Chemieaktien konnten diese Woche um 3,6% zulegen. Bayer (+6%) profitierte von einem gewonnenen Prozess in den USA zum Thema Glyphosat / Krebsgefahr. Wacker Chemie (+5,4%) ist weltweit einer von nur drei Anbietern von Silizium, das sich für Photovoltaikanlagen eignet. Doch die konjunktursensible Chemiebranche profitiert in ganzer Breite vom diese Woche neu aufgekeimten Konjunkturoptimismus. Auch der Rohstoffsektor konnte diese Woche stark zulegen (+3,4%), sowie auch der Unterhaltungssektor: CTS Eventim sprang diese Woche um 9% an, nachdem Details zu den weiteren Kontaktbeschränkungen bekannt wurden. Die meisten Veranstaltungen können unter Einhaltung strenger Auflagen und mit verkleinertem Publikum durchgeführt werden. Die Aussicht auf eine Impfpflicht dient dem Unternehmen zudem als Licht am Ende des Tunnels. Auf der anderen Seite sind die Corona-Profiteure mit hohen Verlusten. Die Shop Apotheke Europe gab 8% ab, Global Fashion bricht heute nach enttäuschenden Zahlen um 24% ein und zieht HelloFresh (-11%), Home24 (heute -2%) und Zalando (heute -4%) mit nach unten. Als Branche fällt der Technologiesektor auf, der diese Woche nicht an den steigenden Kursen partizipieren konnte und unverändert aus dem Rennen geht. Eine gesunde Konjunktur ermöglicht eine straffere Geldpolitik, wenngleich sich die EZB damit länger Zeit lässt als die Fed, und führt damit zu einer Neubewertung von Wachstumsunternehmen, deren Gewinne zu einem großen Teil in der fernen Zukunft erwirtschaftet werden sollen. Weihnachten rückt näher, die Menschen werden milder in ihrem Urteil, Zuversicht dominiert. Dabei lassen sich die Gefahren leicht aufzählen: Omikron, Inflation, Russland (Ukraine) und China (Taiwan) werden uns auch im Jahr 2022 noch stark beschäftigen. Schauen wir zunächst einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (09.12.21) Woche Δ Σ '21 Δ Dow Jones 35.818 4,1% 17,5% DAX 15.623 3,0% 13,9% Nikkei 28.438 1,5% 3,6% Shanghai A 3.843 1,6% 7,4% Euro/US-Dollar 1,13 0,1% -8,0% Euro/Yen 128,23 0,5% 1,2% 10-Jahres-US-Anleihe 1,47% 0,09 0,53 Umlaufrendite Dt -0,42% 0,04 0,14 Feinunze Gold $1.784 0,3% -5,3% Fass Brent Öl $74,74 5,7% 45,4% Kupfer $9.578 0,7% 22,2% Baltic Dry Shipping $3.343 7,3% 144,7% Bitcoin $47.735 -13,2% 69,5% Der unterschiedliche geldpolitische Ansatz zeigt sich derzeit im Wechselkurs: Nach einer langen Phase, in der der Wechselkurs zwischen 1,15 und 1,25 USD/EUR gependelt ist, brach der Euro nun nach unten weg. Die straffere US-Geldpolitik schafft Vertrauen in den Wert des US-Dollars, der Euro verliert an Wert (aktuell 1,13 USD/EUR). Ich fürchte, dieser Trend wird so lange anhalten, bis EZB-Chefin Christine Lagarde ebenfalls eine straffere Geldpolitik in Aussicht stellt. Ganz ähnlich sieht es am Zinsmarkt aus: Die Umlaufrendite notiert weiterhin stark im Minus (+0,04%punkte auf -0,42%), während das Zinsniveau in den USA langsam nach oben klettert (+0,11%punkte auf 1,49%). Der aus Konjunkturangst übertriebene Ausverkauf am Ölmarkt wurde diese Woche teilweise aufgeholt, das Öl stieg um 5,6% auf 75 USD/Fass Brent Öl. Gleiches gilt für den Baltic Dry Verschiffungsindex für Schüttgut, der um 7% anstieg. Auch der Preis für die Verschiffung von Containern hat einen Boden gebildet und stieg wieder leicht an. Nicht profitieren konnte hingegen der Bitcoin, der bereits am vergangenen Wochenende zwischenzeitlich um 20% eingebrochen war. Inzwischen ist das Minus auf nur noch 12% geschrumpft. Wir haben uns an die heftigen Schwankungen im Kryptobereich gewöhnt. Es erstaunt mich nicht, dass der Bitcoin stärker Federn lässt als der Aktienmarkt. Allerdings wundere ich mich darüber, dass eine anschließende Gegenbewegung ausblieb. So wurde der Bitcoin mit dem Aktienmarkt ausverkauft, anschließend blieb die Erholung jedoch aus. Ich wurde gefragt, ob dies nun Kaufkurse seien: Nun, wer den Bitcoin langfristig und sukzessive in seine Vermögensallokation holen möchte, der kann nun gerne ein wenig kaufen. Ob dies nun bereits der Boden ist, der Ausgangspunkt für eine neue Rallye ist, oder aber lediglich eine Zwischenstation auf dem Weg zu noch tieferen Kursen, das weiß ich nicht. Sprich: Ich würde jetzt nicht gleich Haus und Hof auf den Bitcoin setzen, sondern lediglich ein wenig zukaufen. Sollte es weiter abwärts gehen, sollten Sie noch ein wenig Liquidität für weitere Zukäufe haben. Denn der Bitcoin wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Anwendungen bauen auf den Bitcoin, immer mehr Banken und Emittenten bieten Produkte an, die auf den Bitcoin aufbauen und immer mehr Unternehmen kümmern sich um eine sinnvolle Einbindung des Bitcoins in das eigene Geschäft. Es wird schärfere Regulierungen geben, die das Vertrauen in die Kryptowährung stärken, nicht jedoch den Bitcoin an sich infrage stellen werden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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