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Die Berichtssaison startet, konzentrieren wir uns daher auf Einzelunternehmen. Zur Geopolitik nur soviel: Es fällt mir zunehmend schwer, US-Präsident Donald Trump positive Ziele bei unkonventionellen Mitteln zu unterstellen. Wenn es zu seinen Methoden gehört, sich mit Außenminister Tillerson zu streiten, um gegenüber Nordkorea ein "guter Bulle - böser Bulle"-Spiel aufzuziehen, dann fällt es selbst mir bei dem Schlagabtausch inzwischen schwer, an eine Absprache zwischen den beiden zu glauben. Vielmehr wackelt Tillersons Stuhl inzwischen mächtig.
Sollte Tillerson das Handtuch schmeißen oder gefeuert werden, dann steigt das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung mit Nordkorea (Krieg!). Das wäre neben der humanitären Katastrophe auch für die Finanzmärkte eine große Belastung. CHEMIE FÜR LITHIUMBATTERIEN Bis auf weiteres bleiben Lithiumbatterien die einzig finanzierbaren Batterien für E-Autos. Durch den Dieselskandal hat der Wettlauf um Elektroautos nun Fahrt aufgenommen. Einer der kritischen Erfolgsfaktoren ist die Batterietechnologie. Zum einen müssen sich Autobauer den Rohstoff Lithium sichern, zum anderen wird die Effizienz der Batterie eine entscheidende Rolle spielen. Für die Effizienz sind unter anderem die verwendeten Chemikalien verantwortlich. Nicht umsonst sind Spezialchemie-Aktien in den vergangenen Monaten bereits abgehoben. Ich habe einen Blick auf drei Wettbewerber geworfen: Wacker Chemie (WKN WCH888), Albemarle (WKN WCH888), Sociedad Química y Minera de Chile (WKN A1ZRSQ) und FMC Corp (WKN 871138). Albemarle aus den USA ist nach eigener Auskunft Weltmarktführer bei Lithium-Produkten für Batterien (Anoden und Kathoden). Das Unternehmen steigerte 2016 den Umsatz mit Lithium um 56% auf 220 Mio. USD und konnte eine Gewinnmarge von 46% realisieren. Damit macht der Umsatz mit Lithium bei Albemarle gerade mal 8% des Konzernumsatzes aus, die hohe Gewinnmarge sowie die große Wachstumsgeschwindigkeit lassen jedoch die Anlegerherzen höher schlagen. Für Albemarle wird in den kommenden fünf Jahren ein jährliches Gewinnwachstum von 15% erwartet, die Aktie notiert aktuell auf einem KGV 2018e von 27 und spiegelt damit einen großen Teil der positiven Erwartungen bereits wider. Als größten Wettbewerber im Bereich der Lithium-Produkte bezeichnet Albemarle das chilenische Spezialchemie-Unternehmen und Minenbetreiber Sociedad Química y Minera de Chile. Die Chilenen setzen mit Lithium 180 Mio. USD p.a. um und konnten eine Gewinnmarge von traumhaften 90% ausweisen. Zwei Drittel des künftigen Gewinns der Sociedad Química y Minera de Chile sollen in fünf Jahren aus diesem Bereich kommen, das käme einer Verdopplung des heutigen Beitrags gleich. Dazu wird bereits im Jahr 2018 die Kapazität um 30% gesteigert. Das KGV 2018e steht bei 32, Analysten erwarten ein Gewinnwachstum von 32% p.a. Damit ist diese Aktie der absolute Wachstumsrenner, aber eben auch schon hoch bewertet. FMC Corp. (nicht zu verwechseln mit unserer FMC Fresenius Medical Care AG) sitzt in Philadelphia und setzt 254 Mio. USD mit Lithium- Kathoden und -Anoden um. Allerdings liegt die Gewinnmarge bei nur 26%. Doch Umsatz und Gewinn der Lithium-Sparte haben auch bei FMC einen Anteil von 10% am gesamten Geschäft. Fragen Sie mich bitte nicht, warum sich Albemarle als Marktführer bezeichnet, obwohl FMC mehr Umsatz mit Lithium-Produkten macht. Für FMC erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von 13% p.a., das KGV 2018e steht bei nur 18. Bleibt Wacker Chemie, das bislang noch keine nennenswerten Umsätze im Batteriesegment macht. Doch auf dem jüngsten Kapitalmarkttag in London (4. Okt.) wurde eine Folie präsentiert (https://www.wacker.com/cms/media/do...ACKER_CMD17.pdf S. 22), mit der CEO Dr. Staudigl auf die Ambitionen Wackers aufmerksam macht, beim Anodengeschäft künftig ordentlich mitzumischen. Das Produkt ist ein natürliches Produkt des Spezialchemikalienkonzerns und man habe eine signifikant bessere Energiedichte in eigenen Teste erzielt (Effizienz!) als derzeit am Markt verfügbar seien. Den Markteintritt kündigte er für 2018/2019 an. Wacker Chemie notiert derzeit auf einem KGV 2018e von 24. für das Jahr 2018 wird ein Gewinnsprung von 32% erwartet. Soweit ein kleiner Überblick über einige Anbieter von Batterie-Chemikalien. Wenn wir uns vor Augen halten, dass bis zum heutigen Tage weltweit keine Massenproduktion von E-Autos existiert, diese jedoch derzeit bei Tesla gestartet wird und bis 2020 von General Motors, Volvo und einer ganzen Reihe von chinesischen Autobauern fest eingeplant ist - sogar die deutschen Autobauer wollen nun so schnell wie möglich E-Autos in Serie fertigen - dann sind die erwarteten 15-30% Wachstumsgeschwindigkeit im Lithium-Geschäft durchaus vorstellbar. Entsprechend kann ich bei den hier vorgestellten Werten zwar eine bereits hohe Bewertung erkennen. Diese ist aber den Aussichten entsprechend angemessen. Spezialchemiunternehmen, die dieses Wachstum mitnehmen, werden in den kommenden Jahren ordentliche Umsatz- und Gewinnsprünge verzeichnen. Die heutigen Aktienbewertungen würden schon nächstes Jahr als viel zu günstig abgetan. Welches der vier Unternehmen ist mein Favorit? Nun, von den Wachstumsaussichten ist es die Sociedad Química y Minera de Chile, doch diese Aktie wird in Deutschland kaum gehandelt. Außerdem bin ich stets skeptisch bei südamerikanischen Aktienunternehmen, würde dort also nur einen kräftigen Bewertungsabschlag akzeptieren, bevor ich einsteige. Damit fällt diese Aktie aus dem Rennen. Wacker Chemie hat bislang nichts als blumige Träume präsentiert und bis Wacker überhaupt in den Markt eintritt, haben sich Wettbewerber bereits jahrelang wacker geschlagen ;-). Die Gewinnmarge bei Wacker ist im Vergleich zu den anderen Spezialchemieunternehmen viel kleiner. Wir können nun daraus schließen, dass Wacker schlechter Gemanagt ist, oder aber, dass Wacker das größte Aufholpotenzial hat - sowohl in Sachen Gewinn als auch dann natürlich im Aktienkurs. Wacker wäre eine Wette auf die Zukunft. Ich habe mit der Investors Relations Abteilung von Wacker gesprochen. Wir wurde das Projekt "Anoden für Autobatterien" als Zukunftsprojekt dargestellt. Derzeit arbeite man mit Varta an ersten Lithium-Anoden, die für Knopfzellen eingesetzt werden. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, und da fiel die Zeit 2020, könnte man auch andere Lithium-Batterien bestücken. Auf dem Weg dahin werde man sich aber zunächst an Kleingeräte halten, denn der Automobilmarkt brauche viel Vorlauf. Der Kick an der Sache: derzeit werden bei Autobatterien überwiegend Graphit-Anoden verwendet (SGL Carbon). Lithium-Anoden anzubieten sei wesentlich anspruchsvoller, jedoch im Resultat dann deutlich effizienter. Wacker Chemie sei auf einem guten Weg, hier eine deutlich besser Lösung anzubieten, als heute mit Graphit möglich ist. Während insbesondere Albemarle voll auf Lithium setzt ist das Wachstum bei Wacker Chemie noch völlig ohne Lithium erfolgt. Sollte dem Unternehmen der Einstieg in den Batteriemarkt gelingen, dann ist das ein völlig neues Geschäft, das bislang noch nicht in der Bewertung berücksichtigt wurde. Spannend, aussichtsreich aber auch sehr riskant, da in ferner Zukunft, würde ich sagen. Zwischen FMC und Albemarle, die bislang offensichtlich Marktführer in diesem Bereich sind, gefällt mir FMC aufgrund der günstigeren Bewertung deutlich besser. Doch bitte seien Sie vorsichtig mit einem Einstieg: Wacker hat sich in den letzten 18 Monaten bereits verdoppelt. Die anderen drei Unternehmen haben sich in nur 12 Monaten verdreifacht. Sie kaufen hier also keine unentdeckten Perlen, sondern Wachstumsunternehmen mitten in der Sturm und Drang Phase. Sollte sich die Nachrichtenlage einmal zulasten der E-Mobilität verschlechtern, dann geraten diese Aktien kräftig unter die Räder. Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.10.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 22.863 0,4% 15,7% DAX 12.983 0,1% 13,1% Nikkei 20.955 1,6% 9,6% Shanghai A 3.546 1,1% 9,1% Euro/US-Dollar 1,18 1,2% 12,5% Euro/Yen 132,87 0,6% 8,0% 10-Jahres-US-Anleihe 2,33% -0,02 -0,12 Umlaufrendite Dt 0,25% 0,00 0,26 Feinunze Gold $1.294 2,1% 12,4% Fass Brent Öl $56,28 -1,0% -0,8% Kupfer 6.640 2,0% 22,4% Baltic Dry Shipping 1.433 3,7% 54,4% Fast unverändert geht der DAX aus dieser Woche. Es hat den Anschein, dass einige Anleger unbedingt noch in den DAX rein wollen, aber knapp unter 13.000 Punkten gibt es auf der anderen Seite eine Reihe von anderen Anlegern, die große Positionen auflösen, Gewinne sichern wollen. Es ist hier die Frage, wer mehr Ausdauer hat: Diejenigen, die Gewinne mitnehmen oder diejenigen, die unbedingt noch einsteigen wollen. Im Dow Jones sehen wir eine ähnliche Entwicklung, doch die Tendenz geht leicht gen Norden. Nach dem Kursanstieg des US-Dollars in der Vorwoche infolge der nunmehr erwarteten restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank sowie der angekündigten Steuerreform durch Donald Trump hat der US-Dollar diese Woche wieder ein wenig abgegeben. Alles zwischen 1,15 und 1,20 USD/EUR würde ich als einen fairen Wechselkurs bezeichnen, der kaum verzerrende Auswirkungen auf Exporte und Importe hat, weder in Europa, noch in den USA. Wir können uns also den Unternehmensberichten widmen, ohne ein besonderes Augenmerk auf den Exportanteil im Geschäft zu werfen. An der Zinsfront tut sich derzeit nicht viel, es wird auf Fakten gewartet. Hebt die Fed den Zins im laufenden Jahr tatsächlich noch an? Wird die EZB tatsächlich den Einstieg in den Ausstieg der Anleihekäufe verkünden? Beides gilt als sicher und ist eingepreist. Doch die zu erwartenden Details können dann wieder zu größeren Bewegungen führen. Die Rohstoffmärkte halten sich gut. Weltweit zieht die Konjunktur an, insbesondere in Europa. In Japan hat der Nikkei daher bereits ein neues Mehrjahreshoch erreicht. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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