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Wie mein Kollege Torsten Ewert gestern schrieb, scheinen derzeit insbesondere viele Privatanleger durch die aktuellen Medienberichte über das Referendum der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union („Brexit“) aufgeschreckt. Unter diesen zeigt sich eine wachsende Nervosität.
Seit die jüngsten Umfragen eher auf einen Brexit hindeuten, setzen diese Anleger vermehrt auf sichere Häfen. Aktienindizes wie der DAX (dunkelblau im folgenden Chart) oder der Euro STOXX 50 (rot) sind innerhalb einer Woche gefallen. Gleichzeitig sind die Preise der Edelmetalle Gold (grün) und Silber (hellblau) wieder gestiegen. (erstellt mit: Ariva.de) Auch der japanische Yen und der Schweizer Franken profitierten – als traditionell sichere Häfen im Währungsbereich – jüngst zunehmend von der nervösen Stimmung an den Märkten. (erstellt mit: Ariva.de) Rekordtiefe Minuszinsen an den Anleihemärkten Und die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ist heute erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik in den negativen Bereich gerutscht. Am Morgen rutschte deren Zinssatz auf minus 0,004 Prozent. Damit werden mittlerweile alle Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von zehn Jahren am Markt mit einer negativen Rendite gehandelt. US-Märkte zeigen sich unbeeindruckt Derweil halten sich die Kursverluste an den Aktienmärkten in den USA in engen Grenzen. Auch das ist ein klares Anzeichen für die Wirkung der Brexit-Debatte. Denn für die USA sind die Auswirkungen des Referendums geringer. Im Chart der Devisenpaare oben zeigt sich daher auch, dass sich der USD gegenüber dem Yen und dem Schweizer Franken besser schlägt als der Euro. Entsprechend ist die relative Stärke der US-Indizes bzw. die Schwäche der Aktien in Europa ein Hinweis auf die zunehmende Furcht vor einem Brexit hierzulande. Wenn wichtige Termine in greifbare Nähe rücken Ein solches Marktverhalten lässt sich sehr oft beobachten: Je weiter ein wichtiges Ereignis noch in der Zukunft liegt, desto weniger Beachtung wird ihm geschenkt. Nähert sich der Termin, steigt die allgemeine Aufmerksamkeit, die Berichterstattung nimmt zu und damit auch die Nervosität. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass sich dramatisch formulierte Storys besser verkaufen. Entsprechend wird in den Medien oft Panik verbreitet, von der sich besonders unerfahrene Kleinanleger anstecken und verunsichern lassen. Brexit würde langfristige Prozesse in Gang setzen Doch wie Torsten Ewert gestern schon darlegte, dürfte selbst das vermeintlich negative Ereignis eines tatsächlichen Brexits nicht zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen. Kurzfristig wird sich durch ihn nichts ändern. Er würde lediglich einen längerfristigen Verhandlungsprozess in Gang setzen. Denn sollte sich die Mehrheit der Briten für einen Austritt entscheiden, wird es gemäß Artikel 50 des Vertrags von Lissabon zu einer rund zweijährigen Phase kommen, in der Austrittsverhandlungen geführt werden. Die unmittelbaren Folgen wären gering Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen eines Austritts würden sich für die EU derweil in Grenzen halten. Die Exporte der EU-Länder nach Großbritannien machen nur rund 7 Prozent der Gesamtexporte aus. In einer Studie der London School of Economics werden die Verluste für die verbleibenden EU-Länder daher lediglich auf eine Größenordnung von 0,1 bis 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Fazit Die Fed-Zinsentscheidung am Mittwoch, die Entscheidung der Bank of Japan am Donnerstag, der Verfallstag am Freitag und die Abstimmung über den Brexit in der kommenden Woche sind wichtige Termine, die nun in kurzen Abständen aufeinanderfolgen. Und so ist es nur verständlich, dass die Anleger etwas Risiko aus ihren Depots nehmen und sich defensiver positionieren. Dazu gesellen sich die von Torsten Ewert gestern beschriebenen Absicherungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Verfallstag. Eine kurzfristig etwas heikle Situation, aber sicher kein Grund zur Panik. Man muss aber damit rechnen, dass die Volatilität in dieser und der kommenden Woche hoch bleiben wird. Viele Grüße Ihr Sven Weisenhaus | ||
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