Alt 04.09.15, 14:48
Standard Rentenreport KW 36: Märkte im Bann der Konjunkturdaten
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EZB-Sitzung im Fokus der Anleger.

Nach den heftigen Turbulenzen der letzten zwei Wochen kehrte Anfang dieser Woche etwas Ruhe an den europäischen Börsen ein. Am Dienstag sorgten aber enttäuschende Konjunkturdaten aus China für erneute Verunsicherung unter den Anlegern. Der DAX rutschte unter die Marke von 10.000 und erreichte am Dienstag ein Tagestief von 9.928 Punkten. Am Mittwoch konnte der DAX sich leicht erholen. Die Unsicherheit um China war aber spürbar und der anfängliche Erholungskurs wurde erneut unterbrochen.

Die Börsen in China blieben aber wegen Feiertagen am Donnerstag und Freitag geschlossen. Stattdessen stand die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag ganz im Fokus der Anleger. Marktteilnehmer hatten gespannt auf die Ratssitzung gewartet. Im Anschluss der Sitzung teilte der EZB-Rat seine Entscheidung mit, den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen. In der anschließenden Pressekonferenz gab Mario Draghi bekannt, dass das Anleihenkaufprogramm bis Ende September 2016 laufen soll, könnte aber verlängert werden, falls notwendig.

Der DAX lag Donnerstagnachmittag deutlich fester als am Vortag bei einem Tageshoch von 10.312 Punkten, ein Plus von 2,6 Prozent. Der Euro fiel gegen den US-Dollar auf 1,113 US-Dollar.

Bereits am Mittwoch wurde der ADP-Arbeitsmarktbericht für August veröffentlicht. Die veröffentlichten Zahlen lagen unter den Erwartungen der Analysten. Im August entstanden 190.000 neue Stellen, wobei Experten mit 201.000 Stellen gerechnet hatten. Der ADP-Arbeitsmarktbericht gilt als Wegweiser für den großen Arbeitsmarktbericht der am heutigen Freitag veröffentlicht wird. Diese Daten werden als wichtig erachtet, da eine Verbesserung des Arbeitsmarkts Grundlage für die US-Geldpolitik und eine mögliche Zinsanhebung gilt. Ursprünglich war die Zinsanhebung für September angekündigt. Die Spannung unter den Marktteilnehmern ist groß – es wird spekuliert, ob die FED – auch angesichts der Turbulenzen an den Börsen in China -die Zinsanhebung auf Dezember oder auf nächstes Jahr verschiebt.

Bundesanleihen

Nach den Turbulenzen der letzten Wochen herrschte diese Woche Zurückhaltung am Anleihenmarkt.

Bundesanleihen konnten sich nach dem Renditeanstieg von Mittwoch wieder leicht erholen. Nach der EZB-Ratssitzung am Donnerstagnachmittag fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf 0,70 Prozent. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future kletterte bis Donnerstagabend auf 153,74 Punkte.


Anlegertrends

Neue Merck Anleihen

Die Merck Financial Services GmbH war in der vergangenen Woche am Anleihenmarkt aktiv und hat zwei Anleihen emittiert.

Großes Interesse erfährt dabei bisher die siebenjährige Anleihe (WKN: A161Y7) mit einem Kupon von 1,375 Prozent p.a. Etwas weniger Handelsumsätze verzeichnet die vierjährige, mit 0,75 Prozent verzinste Anleihe (WKN: A161Y8). Beide Wertpapiere sind in Euro denominiert und in Inhaberteilschuldverschreibungen à 1.000 Euro unterteilt.

Am Dienstag dieser Woche wurde eine weitere Anleihe (WKN: A161Y9) emittiert – Dieses Papier hat einen Floater-Kupon: 3 Monats Euribor (EUR003M) + 23 Basispunkte. Die Zinsanpassung erfolgt immer zum 01. März/Juni/September/Dezember. Die Anleihe ist ebenfalls in Euro denominiert und in Inhaberteilschuldverschreibungen à 1.000 Euro unterteilt.

Die Merck-Gruppe ist spezialisiert auf Hightech-Produkte in den Unternehmensbereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials – rund 39.000 Mitarbeiter arbeiten in 65 Ländern. 2014 erwirtschaftete die Gruppe mit den drei Unternehmensbereichen Gesamterlöse von 11,5 Milliarden Euro. Die Produktpalette des Konzerns reicht dabei von Medikamenten über Flüssigkristalle für LC-Displays und Merck-Pigmenten für die Lack-, Kunststoff- und Druckindustrie bis hin zu Laborlösungen für Pharmaforschung und Biotechnologie.

Ukraine

Nach fünfmonatigen Verhandlungen hat sich die Ukraine Ende letzte Woche mit ihren internationalen Gläubigern auf einen Schuldenschnitt von 20 Prozent geeignet. Die Vereinbarung soll das Land vor einer Staatspleite bewahren.

Umsatzstark war beispielsweise die Ukrainische Staatsanleihe (WKN: A0GGXG) mit einem Kupon von 4,950% p.a. und einer Laufzeit bis 13.10.2015.

Lufthansa Hybridanleihe noch gefragt

Die heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten letzte Woche, infolgedessen es auch bei Hybridtiteln zu einem breiten Ausverkauf kam, blieben diese Woche aus.

Die Anfang August emittierte Hybridanleihe der Deutschen Lufthansa (WKN: A161YP) ist nach wie vor noch gefragt bei Anlegern und führt auch diese Woche die Liste der Umsatzspitzenreiter an der Börse Stuttgart an. Die 2075 fällige Anleihe wird mit 5,125 Prozent p.a. verzinst. Das Papier notierte Donnerstagabend bei 101,90.


Neueinführungen

Apple Inc.

Gleich drei Fremdwährungsanleihen platzierte das US-Unternehmen in der vergangenen Woche am Kapitalmarkt. Alle drei Wertpapiere notieren in Australischen Dollar (AUD), werden von S&P mit AA+ bewertet und sind gestückelt in 10.000 AUD.

Die siebenjährige Anleihe (WKN: A1Z5RD) bietet eine Verzinsung von 3,7 Prozent p.a. bei halbjährlicher Zinszahlung. Daneben wurden noch zwei vierjährige Papiere begeben. Während die Anleihe mit der WKN A1Z5RE mit 2,85 Prozent p.a. fest verzinst ist (ebenfalls bei halbjährlicher Zinszahlung), hat Apple auch einen sogenannten Floater, sprich eine Anleihe mit variabler Verzinsung emittiert (WKN: A1Z5RC). Hier erhalten Anleger einen Aufschlag von 65 Basispunkten (sprich 0,65 Prozentpunkten) auf den Australischen drei Monatszinssatz – derzeit 2,7833 Prozent p.a. Die Festlegung des Zinssatzes erfolgt alle drei Monate (30. Februar, Mai, August und November) – entsprechend erfolgt dann auch die anteilige Zinszahlung zum selben Zeitpunkt.

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Die „staatsnahe“ Förderbank, bekannter unter dem Kürzel KfW, begab ebenfalls zwei neue Unternehmensanleihen. Die in Euro denominierte Anleihe (WKN: A168Y0) weist einen Kupon von 0,125 Prozent p.a. auf und wird im Juni 2020 fällig. Daneben emittierte die KfW auch eine Fremdwährungsanleihe. Die Norwegische Kronen-Anleihe (NOK) läuft bis September 2020 (WKN: A161SW) und bietet eine Verzinsung von 1,125 Prozent p.a. Außerdem wurde in Stuttgart eine Anleihe der KfW neu zum Handel eingeführt, die im Juni diesen Jahres emittiert wurde. Das auf Neuseeländische Dollar (NZD) lautende Papier ist mit 3,75 Prozent p.a. verzinst bei einer Laufzeit bis Mai 2020 (WKN: A161HM). Mit einer Bilanzsumme von 489,1 Milliarden Euro per Ende 2014 geht die Bank Ihrem Förderauftrag nach. Laut Veröffentlichung des Instituts lagen die Förderzusagen 2014 bei 74,1 Milliarden Euro wobei die Förderung des Mittelstands, von Gründern und innovativen Unternehmen weiterhin Schwerpunkte bildeten. Ebenso habe die KfW ihre Rolle als einer der weltweit führenden Finanzierer für Klima- und Umweltfinanzierungen weiter gestärkt (26,6 Milliarden Euro). Insbesondere sei das internationale Geschäft der KfW (hierzu zählen der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank, KfW IPEX-Bank und DEG) mit 25,5 Milliarden Euro um 25 Prozent gewachsen.

Netflix

Neu zum Handel in Stuttgart eingeführt wurde eine Anleihe (WKN: A1ZX32) von Netflix. Das Wertpapier wurde bereits im Februar 2014 emittiert und läuft noch bis Anfang März 2024. Nachdem Netflix spätestens seit dem Markteintritt in Deutschland auch hierzulande Bekanntheit erlangt hat, wollen wir Unternehmen und Anleihe an dieser Stelle kurz vorstellen.

Die 400 Millionen US-Dollar (USD) schwere Emission ist unterteilt in Inhaberteilschuldverschreibungen à 2.000 USD und wird mit 5,75 Prozent p.a. verzinst – bei halbjährlicher Zinszahlung (1.9. und 1.3.). Der Kupon erklärt sich neben der Laufzeit auch mit einem Blick auf das Wertpapierrating von S&P – die Ratingagentur bewertet die Unternehmensanleihe mit B+. Der letzte festgestellte Kurs in Stuttgart betrug 104,4 was einer Rendite von 5,17 Prozent entspricht.

Der Unternehmensname Netflix verbindet die Wörter net (englisch für Internet) und flicks, was umgangssprachlich Film bedeutet. 1997 gegründet als Online-Videothek (mit physischem Versand der Filme) stieg 2007 in das sogenannte Video-on-Demand Geschäft ein und macht seitdem seine Inhalte per „Streaming“ für Abonnenten zugänglich. Heute bezeichnet sich das Unternehmen selbst als „world’s leading Internet television network“ mit über 65 Millionen Abonnenten in über 50 Ländern weltweit. Laut Geschäftsjahresbericht setzte Netflix im Jahr 2014 5,5 Milliarden USD um und erzielte einen Reingewinn von 266 Millionen USD.

Betrachtet man die vom Digitalverband Bitkom in einer Studie erhobenen Zahlen so wird die Tragweite von Netflix und Co. für das traditionelle Fernsehen deutlich. Demzufolge hat Video-Streaming als Form des Medienkonsums fest etabliert. Mehr als drei Viertel aller Internetnutzer in Deutschland über 14 Jahren schauen Videos per Stream – stolze 42 Millionen Bundesbürger. Im Alter zwischen 14 und 49 Jahren liegt der Anteil sogar bei 91 Prozent. Noch nutzen nicht alle kostenpflichtige Video-on-Demand-Portale wie Netflix, aber auch deren Anteil liegt bereits bei 22 Prozent der Internetnutzer. Der Verband kommt zu dem Schluss, dass „Streaming (…) unseren Medienkonsum grundlegend (ändert).“


Börse Stuttgart TV

Brasilien: Chancen und Risiken im Land der hohen Renditen

Lange Zeit galt Brasilien neben China als Wachstumslokomotive unter den Emerging Markets. Seit 2010 ist das Wachstum aber rückläufig, in diesem Jahr wird sogar mit einer Rezession gerechnet. Über die Gründe für den wirtschaftlichen Rückgang spricht Thomas Wüst, Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung, im Interview mit Börse Stuttgart TV. Er erklärt zudem, welche Risiken und Chancen er derzeit sieht, und worauf Anleger bei Investments in Brasilien achten sollten.



Quelle: boerse-stuttgart AG
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