Alt 16.03.12, 14:20
Standard Rentenreport KW 11: Spanien rückt wieder in den Fokus - Bund-Future unter Druck
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Beim Schuldenschnitt für Griechenland wollte weder die Eurozone noch Griechenland selbst viel Zeit verlieren. Also machte man sich bereits am vergangenen Montag daran die „alten“ griechischen Anleihen gegen „neue“ zu tauschen. Insgesamt wurden somit in der laufenden Woche 20 griechische Papiere mit Laufzeiten bis zu 30 Jahren, 3 EFSF-Schuldverschreibungen und eine etwas obskur anmutende Anleihe die sich am griechischen BIP orientiert, neu in den Stuttgarter Rentenhandel eingeführt (zu den Details siehe Bondsweekly-Spezial).

Während also Griechenland erstmal wieder ruhigere Gewässer ansteuert, blicken viele Marktteilnehmer mit zunehmender Sorge nach Spanien. Wie im Laufe der Woche bekannt wurde, schafft es Spanien nicht, die von der Euro-Zone auferlegten Defizit-Kriterien zu erfüllen. Wie Spaniens Ministerpräsident Rajoy bereits am Wochenende ankündigte, werde das Defizit mit 5,8 Prozent im laufenden Jahr deutlich höher ausfallen als bislang angenommen. Zudem sehe er für sein Land keinen Spielraum an diesem Umstand kurzfristig etwas ändern zu können, womit Spaniens Regierungschef offenbar drohende Proteste seitens seiner europäischen Amtskollegen vorbeugen wollte. Doch gänzlich ohne Gegenwehr wollten man die Iberer am Ende nicht durchkommen lassen: Spanien darf zwar mehr Schulden machen, allerdings nur, wenn sie vorher zusätzliche 0,5 Prozent an Ausgaben einsparen. Somit läge das Gesamtdefizit für 2012 letztlich bei 5,3 Prozent gemessen am BIP. Für 2013 wollten die Euro-Partner allerdings nicht mit sich verhandeln lassen. Wie alle anderen Euro-Staaten auch, wurden die Iberer nochmals explizit darauf verpflichtet im nächsten Jahr die Maastrichter Kriterien – also ein Defizit, das die 3,0 Prozentgrenze nicht übersteigt – zu erfüllen. Bereits das scheint für Spanien schwer genug zu werden, da es der Regierung in Madrid bislang nicht gelungen ist die Wirtschaft wieder in Schwung zu bekommen. Nach wie vor verfügt Spanien über eine der höchsten Arbeitslosenquoten in der gesamten EU. Die Quote der Erwerbslosen unter 25 Jahren ist dabei besonders hoch. Zudem arbeiten viele Industrieunternehmen nicht profitabel. Wie also die Regierung unter Ministerpräsident Rajoy in den nächsten Monaten die Konjunktur ankurbeln und gleichzeitig den Haushalt konsolidieren will, ist bislang weitestgehend unklar.

Ein schier unglaubliches Ergebnis beförderte der am Dienstag veröffentlichte ZEW-Index zu Tage, der mit 22,3 Punkten die Analystenerwartungen bei weitem übertreffen konnte. Mit einem Anstieg um ganze 16,9 Punkte entspricht der Wert dem stärksten Anstieg seit gut zwei Jahren. „Im Moment scheint die Krise im Euroraum eine Atempause eingelegt zu haben“, kommentierte ZEW-Präsident Wolfgang Franz den rasanten Anstieg der Konjunkturerwartungen. Bei der Bundesbank zeigt man sich ebenfalls wieder deutlich optimistischer, nachdem man hier in den vergangenen Monaten eher zurückhaltend blieb, die Konjunkturaussichten der deutschen Wirtschaft betreffend.

Einen ordentlichen Schuss vor den Bug bekam in dieser Woche London von der Ratingagentur Fitch übermittelt. Wie bereits die Konkurrentin Moody’s senkte nun auch Fitch den Ausblick für Großbritannien und droht den Briten unverblümt mit dem Entzug der derzeitigen Spitzenbonität von „AAA“. Angesicht des hohen Staatsdefizits habe Großbritannien „nur sehr begrenzten finanzpolitischen Spielraum zum Auffangen weiterer wirtschaftlicher Schocks“, heißt es zur Begründung für den jetzt vollzogenen Schritt.

Angesicht eines starken Aktienmarktes dem in dieser Woche nach langem hin und her der Sprung über die 7.000 Punkte-Marke gelungen ist, sowie äußerst positiver Konjunkturdaten stand der Bund-Future diesmal ganz ordentlich unter Abgabedruck. Konnte das deutsche Anleihebarometer in der vergangenen Woche noch ein Allzeithoch generiere, stieg die Rendite für deutsche Bundesanleihen ab Wochenbeginn sukzessive an. Ist das bereits der Anfang vom Ende der Niedrigzinsphase für den deutschen Staat, wie bereits einige Analysten proklamierten? Wir werden sehen…

Bondm-News

Ab Montag, den 19.03.2012 startet die Zeichnungsfrist der 7,75 Prozent Anleihe der MITEC Automotive AG (A1K0NJ). Mehr hierzu weiter unten im Artikel.

Aufgrund der derzeit angespannten Lage in der Solarindustrie wurde im Folgerating die SiC Processing GmbH (A1H3HQ) herabgestuft. Die Ratingagentur Creditreform bewertet das Unternehmen mit BBB- von vormals BBB+. SiC Processing wird voraussichtlich das Geschäftsjahr 2011 in Umsatz und EBITDA über dem Vorjahr abschließen.

Auch die Payom Solar AG (A1H3M9) wurde im Folgerating durch die Ratingagentur Creditreform herabgestuft. Die aktuelle Ratingnote ist B-, vorher BB+.

Die 3W Power S. A/AEG Power Solution BV (A1A29T) hat diese Woche einen revidierten Ausblick für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlicht. Die Umsatzerwartung liegt trotz des schwierigen Marktumfelds für 2012 zwischen 430 und 460 Mio. Euro. (2011: 428 Mio. Euro). Allerdings wird ein Rückgang der EBITDA-Marge erwartet. Diese Kennzahl stellt das Verhältnis zwischen EBITDA und Umsatz dar.

Die Air Berlin PLC (AB100A, AB100B, AB100C) erzielte im Geschäftsjahr 2011 einen Konzernumsatz von 4,23 Mrd. Euro. 2010 belief sich dieser auf 3,72 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) fiel von -9,3 Mio Euro im Vorjahr auf -247,0 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2011.

Ab Montag, den 19.03.2012 startet die Zeichnungsfrist der zweiten Bondm-Anleihe in diesem Jahr. Die Anleihe der MITEC Automotive AG (A1K0NJ) hat eine Laufzeit von 5 Jahren und ist mit einem Kupon von 7,75 Prozent ausgestattet.

Die 1991 in Eisenach gegründete MITEC Automotive AG ist eines der technisch weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Automobilantriebstechnik. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist die Reduzierung von Geräuschemissionen und Schwingungen sowie die Wirkungsgradsteigerung innerhalb des Antriebsstranges. Zur Kundengruppe des Unternehmens zählen zahlreiche namhafte Automobilhersteller, wie unter anderem Daimler, Audi, Opel, sowie auch Kia und Hyundai. Ein besonderer Fokus für die MITEC Automotive AG liegt auf den automobilen Wachstumsmärkten USA und China.

Die Anleihe mit einem Emissionsvolumen von 50 Mio. Euro kann direkt über die Hausbank durch Übermittlung eines Kaufauftrages an die Börse Stuttgart erworben werden. Weitere Informationen finden Sie im Wertpapierprospekt der Anleihe. https://www.boerse-stuttgart.de/mitec

Die Zeichnungsfrist der Anleihe des drittgrößten Milchproduzenten und Saatgutherstellers in Russland Ekosem Agrar GmbH (A1MLSJ) läuft noch voraussichtlich bis 21.03.2012. Die Anleihe hat einen Kupon von 8,75 Prozent und eine Laufzeit von 5 Jahren. Weitere Informationen finden Sie im Wertpapierprospekt der Anleihe. https://www.boerse-stuttgart.de/ekosem

Börse Stuttgart TV

Die Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen Die Ziele sind klar definiert: die Autos sollen sparsamer und leiser werden – bei gleichen Fahrleistungen. Lösungen müssen her. Ein Unternehmen, das sich in diesem Spannungsfeld bewegt, ist die Mitec AG aus Eisenach – neues Mitglied in der Bondm-Familie. Fragen von Börse Stuttgart TV an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Militzer.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=6859

Es wird spürbar Frühling im Bondm-Segment der Börse Stuttgart. Während sich die Anleihe der Ekosem-Agrar aktuell noch in der Zeichnung befindet, wagt sich bereits am kommenden Montag mit der MITEC Automotive AG ein weiterer Emittent auf das Stuttgarter Renten-Parkett. Wie sieht's aus bei Ekosem-Agrar und der MITEC Automotive AG? Sabine Traub, Leiterin Primary Market Group, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=6918

Bondsweekly-Spezial zum Anleihetausch für Griechenland:

Und Wie in der vergangenen Woche berichtet, haben – laut Angaben des griechischen Finanzministeriums – bis vergangenen Donnerstagabend 85,8 Prozent der Gläubiger Griechenlands dem Umtauschangebot zugestimmt. Der Vollzug des Umtauschs sollte nun so schnell als möglich über die Bühne gebracht werden.

Der Umtausch:
Am vergangenen Montag wurden griechische Schuldverschreibungen im Gesamtwert von 177,2 Milliarden Euro umgetauscht. Bereits am Wochenende machte das griechische Finanzministerium von den nachträglich eingeführten CAC-Klauseln (Collective Action Clause) gebrauch, womit die Gesamtbeteiligung am Schuldenumtausch auf eine Quote von 96 Prozent erhöht werden konnten. Vom jetzt vollzogenen Schuldenschnitt sind bisher nur Papiere betroffen, die nach griechischem Recht begeben wurden. Bei Anleihen, welche beispielsweise nach britischem Recht begeben wurden, war eine Anwendung der CAC-Klauseln für Griechenland rückwirkend nicht mehr möglich. Die übrigen, noch fehlenden vier Prozent, um den Austausch auch wirklich zu komplettieren, werden aller Voraussicht nach bis spätestens Ende April abgewickelt.

Die Folgen für Anleger:
Gläubiger Griechenlands haben durch ihre „freiwillige“ Zustimmung zum Anleihetausch auf 53,5 Prozent des ursprünglichen Nennwerts verzichtet. Den zu erwartenden Zinsverlust mit eingerechnet (die neuen Papiere verfügen u.a. über deutlich reduzierte Kupons) beläuft sich das Minus für die Halter von griechischen Staatsanleihen auf über 70 Prozent. Für die noch verbleibenden 46,5 Prozent Restwert erhalten Anleger neue Papiere.

Folgen für den Finanzmarkt:
Die International Swaps and Derivatives Association (ISDA), der dafür zuständige internationale Branchenverband, wertete den Schuldenschnitt in Griechenland erwartungsgemäß als Zahlungsausfall. Konkret bedeutet das, dass laut ISDA ein Kreditereignis eingetreten ist. Als Folge würden, so die ISDA, sogenannte Kreditausfallderivate (CDS) auf einen Zahlungsausfall Griechenlands wirksam werden. Ursprünglich versuchte man ein solches Kreditereignis für Griechenland unbedingt zu vermeiden, die Angst vor einem erneuten „CDS-Domino-Effekt“ wie im Fall Lehman Brothers, war in der Politik lange Zeit weit verbreitet. Allerdings scheint es, als seien die unmittelbaren (finanziellen) Folgen, welche sich aus dem Kreditereignis ergeben, soweit überschaubar, dass sie am Markt keine negativen Reaktionen hervorriefen.

Anlegertrends

Seit Montag werden nun insgesamt 20 neue Griechenland-Bonds mit Laufzeiten bis zu 30 Jahren gehandelt. Hinzu kommen drei Papiere der Europäischen Finanzmarkt Stabilisierungsfazilität (EFSF), sowie eine griechische Anleihe deren Entwicklung direkt mit dem griechischen BIP korreliert.

Allerdings zeigen die ersten Handelstage, dass zumindest aus Sicht einiger Anleger, Griechenland noch lange nicht über den Berg ist. Sie stoßen die neuausgegebenen Anleihen bereits wieder ab. So verspricht ein Papier mit elf Jahren Laufzeit bereits wieder eine Rendite von 19 Prozent. Das 30-jährige Pendant, liegt aktuell bei 13 Prozent.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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