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„Kooperation oder Konfrontation?“ war die auch für die Weltbörsen nicht ganz unbedeutende Frage beim G 20-Gipfel in Korea. Als positive „Kooperationsergebnisse“ kann die G 20 vermelden, das einige Emerging Market-Länder wie China, Indien, Korea jetzt beim IWF mit im Boot sind und damit auch Mitverantwortung tragen. Der Einfluss der USA wird damit also geringer. Der IWF soll offensichtlich immer mehr die Lenkungsfunktion im „global village“ im Falle von Fehlentwicklungen, also auch bei überbordenden Handelsungleichgewichten und Währungsfragen übernehmen. Ich vermute, der IWF wird früher oder später damit überfordert sein, aber warten wir es ab.
Auch soll nun für alle G 20 Länder Basel III eingeführt werden und das bedeutet, dass die für Risikogeschäfte relevanten Eigenkapitaldecke bei Banken von 4 auf 6% aufgestockt wird, was Sinn macht, aber das Kreditvergabepotential einschränkt. Auch hier bin ich im Zweifel, ob das ausreicht, drohende Finanzkrisen in Zukunft zu verhindern. Sicherlich ist ein größeres Eigenkapitalpolster notwendig, aber damit ist der Leverage für Banken immer noch (zu) hoch. Auf der anderen Seite muss auch in Zukunft mehr Risikokapital bereit gestellt werden, um die Innovationsfähigkeit eines Landes zu fördern. Hier sollten Venture Capital und Private Equity Fonds in Zukunft mehr steuerlich gefördert werden, denn bei der Bereitstellung von Risikokapital handelt es sich um eine unternehmerischen Akt, der mehr Mitverantwortung auch bei den Kapitalgebern – so auch bei den Banken - erfordert. Nun haben die Banken mit ihren eigenen „Schummel-Produkten“ und der Rendite-Gier ein Eigentor geschossen: anstelle von Geschäftsausweitung kamen viele Banken der Welt durch das Counter Part Risknach der Lehman Brothers–Pleite 2008 in Bedrängnis. Viele überlebenswichtige Fragen sind beim G 20 Gipfel meine Erachtens nicht befriedigend gelöst oder gar nicht angesprochen worden wie der „harmonisierte“ Schuldenabbau, die Entwicklung von effizienten Frühwarnindikatoren im Finanzsystem, der immer noch notwendige Deleveraging- und Kapitalisierungsprozess, das Erkennen und Vermeiden von global untragbaren Risikogeschäften, das Ausdünnen von Steueroasen, das Vermeiden von Schneeballsystemen. Die Großbanken haben 2008 beim Risk Management – und nicht nur dort - eindeutig versagt. Stresstests gehören eigentlich zur normalen Übung bei jeder Großbank. Aber es wird leider nicht immer der „worst case“ getestet, sondern Rahmenbedingungen, wo alles noch managebar ist. Es fehlen also die „black swans“ im Stresstest. Es fehlt auch eine globale Transparenz-Zentrale von Risikogeschäften und „ungedeckten Wechseln“. Der IWF soll in Zukunft mehr globale Überwachungsfunktionen bekommen. Der IWF wird damit in Zukunft wohl auch überfordert sein, aber immerhin hat man dann nur einen Schuldigen später, nämlich den IWF, der alles hätte viel früher erkennen müsse. Nun, wenn die FED nun selbst der Initiator eines neuen (alten) Schneeballsystems ist, wird man seitens der USA alles vermeiden, um dies konkret anzusprechen. Und nun kommt der entscheidende Punkt: wenn das „Weiterrollen“ (Roll over) von neuen Staatsanleihen nicht mehr funktioniert, bricht das System von heute auf morgen in sich zusammen und zwar durch die globale Vernetzung auch global. Dabei kann ein Schwelbrand leicht einen Flächenbrand auslösen. Das wissen natürlich (hoffentlich) auch die Finanzminister der G 20 – und deren Berater - ganz genau, aber was tun sie dagegen? In jedem Fall soll der IWF die neue globale Feuerwehr spielen und die Emerging Markets sind diesmal mit als Feuerwehrmänner mit dabei. Zunächst soll nun wieder Irland geholfen werden. Irland hat aufgrund der Bankenpleiten ein Rekord-Haushaltsbilanzdefizit von 32%, das aber bis 2014 durch Etatkürzungen und Steuererhöhungen auf 3% reduziert werden soll. Die Anleihenrenditen bringen dort 8,7% (und mehr), was gegenüber deutschen Bundesanleihen mit 2% wie ein attraktiver „Renditetiger“ aussieht. Nur ist Irland ohne Hilfe der EU faktisch pleite, ebenso wie Griechenland. Als nächster Pleitekandidat wird Portugal im nächsten Jahr die Finanzmärkte beunruhigen; aber auch Großbritannien könnte aufgrund des Sparprogramms in eine Rezession kommen. So richtig gefährlich wird es aber erst, wenn die Staatsanleihen von großen Industrienationen nicht mehr gekauft werden oder wenn das Rating wackelt. So hat China zuletzt zu Recht anklingen lassen, dass das AAA-Rating von amerikanischen Anleihen schon lange nicht mehr gerechtfertigt ist. Zum Glück wurde daraus kein Affront, der die globalen Finanzmärkte beunruhigt. Die fortlaufenden Zinserhöhungen in China werden bisher mit einiger Gelassenheit von den Weltbörsen aufgenommen. Falls aber US-Staatsanleihen nicht hinreichend platzierbar sind, muss die FED weiter Gelddrucken und Staatsanaleihen aufkaufen. Jetzt sind es jedem Monat 75 Mrd. USD. In Zukunft könnte es sogar mehr werden. Jede Versteigerung von US-Staatsanleihen könnte in 2011/12 ein spannendes und weltbedeutendes Thema werden – auch für die Welt- und Ostbörsen. Es ist auch anzunehmen, dass die „PIGS“ auch in 2011 auf „Wiedervorlage“ bei den G 20 Finanzministern und vor allem den nächsten EU-Gipfel sein wird. Auch der Euro bleibt in Gefahr, wenn die „PIGS“ nicht aus der Rezession herauskommen. Es bleibt also ein Tanz auf dem Vulkan. Ich befürchte, dass es in Zukunft bei der Neuplatzierung von Staatsanleihen nicht nur in der EU, sondern global ein „Collective Action Clauses“ geben wird, so dass die Anleihenzeichner wissen, dass die Anleihendauer, also die Laufzeit, verlängert und/oder die Anleihen niedriger verzinst werden, was nichts anders sein wird als ein kollektiver Forderungsverzicht. Ich bin mir sicher, dass im Hintergrund schon jetzt an einem neuen Rettungsschirm gearbeitet wird, wo die Banken mehr mit ins Boot kommen werden. Was jetzt passiert ist leider nicht ein „heilsamer Schnitt“, sondern die Fortsetzung oder Erhaltung eines fragwürdigen und äußerst fragilen Systems, das systemimmanent Ungleichgewichte und Instabilitäten sowie unheilvolle Finanzblasen produziert. Es ist gut, das die Weltwirtschaft jetzt nach dem Schreckensjahr wieder wächst, in einigen Teilen der Welt sogar dynamisch - vor allem in den Emerging Markets. Dadurch werden aber jetzt nur viele Finanzprobleme verdeckt und zeitlich nur nach hinten verschoben. Die meisten global aufgestellten Unternehmen verdienen jetzt wieder prächtig, was die Börsen mit neuen Jahreshöchstkursen honorieren. Dabei half sogar der noch nicht ganz ausgebrochene Währungskrieg, denn ein schwacher Dollar fördert die Steigerung der Aktien- und Rohstoffmärkte, woran die USA ein elementares Interesse haben. Dass bei Konsumartikeln bei vielen Produkten „made in China“ drauf steht, ist sicherlich für Obama ärgerlich nach dem Motto „China exportiert und die USA konsumiert“ und verschuldet sich dabei aber auch über maßen. Ich bin dennoch für die USA für das nächste Jahr recht zuversichtlich, dass ein „Double Dip“ vermieden werden kann und sich die Produktivität und Profitabilität weiter erhöht. Die mittelfristigen Folgewirkungen und Nebenwirkungen der jüngsten FED-Endscheidung zugunsten des „Q2“ sind aber noch nicht absehbar. Es könnte sich Inflationspotential aufbauen, was für die Weltbörsen kurz- und mittelfristig - nicht aber langfristig! - von Vorteil wäre. Statt Asset-Deflation gibt es dann Asset-Inflation. Genau dies bezweckt Bernanke aber auch, denn nichts wäre jetzt schlimmer für die USA als eine Asset-Deflation. Die tragenden Säulen für den US-Konsum sind die Werthaltigkeit von Immobilien und Aktien, da darauf die Altersversorgung aufgebaut ist. Brechen Immobilienpreise und Aktienkurse ein, wird auch mit einer gewissen Zeitverzögerung der Konsum einbrechen. Der RTS-Index stabilisierte sich – wie schon in der Vorwoche - bei knapp über 1600 Indexpunkten, was ein Kursplus von etwas über 10% seit Jahresbeginn bedeutet. Dabei stiegen einige Aktien wie X 5 Retail Group und Novatek sogar auf ein neues Allzeit-Hoch. Wesentlich stärker war der Kursanstieg in Polen, vor allem bei Small und Mid Caps, was Anleger über das MIDWIG-Zertifikat abdecken können. Es gibt selektiv auch fortan Outperformance-Chancen an den Ostbörsen. So stiegen Aktien aus dem Baltikum in Estland schon über 60%. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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