Alt 01.02.16, 20:58
Standard Ein steigender Ölpreis ist kein Garant für steigende Aktien
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Der Ölpreis, aber auch die Rohstoffpreise generell scheinen sich zu stabilisieren. Wie in der vergangenen Woche geschrieben, ist der Ölpreis nach der Ankündigung Saudi Arabiens, die Ölförderung zu drosseln, stark angestiegen. Im Moment hält er sich zwischen 34 und 36 Dollar.

Fallender Ölpreis gleich schwaches Weltwirtschaftswachstum?

In den vergangenen Monaten wurde von vielen Analysten thematisiert, dass der fallende Ölpreis und die anhaltend schwachen sonstigen Rohstoffpreise ein Hinweis auf eine mögliche weltwirtschaftliche Schwächephase sei. Damit wurde der Ölpreis zu einem Indikator für die Aktienkursentwicklung. Fiel der Ölpreis, fielen auch die Aktien. Ein wichtiges Argument, dass eine Schwäche des Weltwirtschaftswachstums begründen könnte, war der Rückgang der Wachstumsraten in China. Aber auch die Probleme einiger Schwellenländer unterstützten diese These. (Siehe aber auch die Börse-Intern, in der diese Thesen in Frage gestellt wurden – klicken Sie dazu hier)

Große Rohstofffirmen mit Problemen

Mit weiter fallenden Kursen gerieten die Anleger in Sorge, dass eventuell große Rohstofffirmen in Bedrängnis geraten könnten. Wenn eine oder mehrere große Firmen insolvent würden, könnte das einen erheblichen Einfluss auf die Finanzmärkte nehmen. So wurde zum Teil sogar ein Schneeballeffekt befürchtet. Dessen mögliche Auswirkung wurde mit der Lehman-Brothers-Pleite verglichen.

Deflationäre Tendenzen

Schlussendlich wurde auch der Einfluss der fallenden Energie- und Rohstoffpreise auf die Inflation beschrieben. Die Notenbanken kämpfen zurzeit gegen deflationäre Effekte und diese werden durch die sinkenden Preise verstärkt. Unlängst hat die Bank of Japan als Grund für weitere geldpolitische Maßnahmen eben auch die niedrigen Ölpreise genannt.

Steigende Ölpreise müssen nicht zu steigenden Aktienkursen führen

Jetzt steigen die Ölpreise, doch das muss aus folgenden Gründen nicht zu steigenden Aktienkursen führen.

Ein zurzeit kaum beachteter Effekt

Eigentlich sind fallende Öl- und Rohstoffpreise gut für die Märkte. Billige Energie und Rohstoffe erhöhen die Gewinnmargen. Normalerweise führen daher fallende Ölpreise zu steigenden Aktienkursen. Dieser Effekt wurde aber durch die oben genannten Sorgen verwässert. Wenn aber jetzt die Energie- und Rohstoffpreise wieder steigen, wird das die Wirtschaft (etwas zeitversetzt) eher wieder belasten. Und das wiederum könnte die sinkenden Sorgen kompensieren.

Steigende Ölpreise bedeuten nicht steigendes Weltwirtschaftswachstum

Auch das Argument, dass der fallende Ölpreis ein Zeichen für eine weltwirtschaftliche Schwächephase ist, wird, wenn dem so wäre, durch steigende Ölpreise nicht aufgehoben. Denn dieses Argument zielte auf die Nachfrage nach Öl, die entsteht, wenn die Firmen weniger produzieren und die Menschen weniger verbrauchen. Der aktuelle Anstieg wird aber nicht durch eine jetzt wieder höhere Nachfrage verursacht, sondern durch eine eventuelle Verknappung des Angebots durch Saudi Arabien und Russland. Ein positives Signal wäre es für die Märkte aber nur, wenn der Ölpreis durch eine steigende Nachfrage anziehen würde.

Druck auf die Notenbanken

Und ein letzter Punkt ist zu beachten: Wenn der Ölpreis weiter steigen sollte, werden die Inflationsraten wieder anziehen. Und das könnte von den Märkten so interpretiert werden, dass die Notenbanken eine höhere Bereitschaft zeigen werden, die Zinsen wieder anzuheben. Nun werden die Kernraten (also ohne Nahrungsmittel und Energie) nicht sofort mit ansteigen, wobei auch diese zeitversetzt beeinflusst werden. Doch der Markt hat auch schon bei den fallenden Teuerungsraten diesen Unterschied nur bedingt beachtet. Hier geht es mehr um Anlegerpsychologie.

Abwärtstrend im Ölpreis ist noch intakt

Das beste Szenario für die Märkte wäre wohl, wenn sich der Ölpreis und die Rohstoffpreise jetzt noch etwas erholen, so dass die Rohstofffirmen nicht weiter in Bedrängnis geraten, und sie dann seitwärts notieren. Dazu der Chart von Brent Crude:



Noch befindet sich der Ölpreis in einem klaren Abwärtstrendkanal. In diesem hat er jetzt Platz bis ca. 38 Dollar. Es ist also keineswegs sicher, dass sich eine Seitwärtsbewegung oder ein Aufwärtstrend herausbilden. Da aber offensichtlich bei Preisen unter 30 Dollar die Ölförderer anfangen, Maßnahmen zu beschließen und der Ölmarkt nun alles andere als ein freier Markt ist, würde ich davon ausgehen, dass wir die Tiefs mehr oder weniger gesehen haben. Es kann zwar noch zu einem zweiten Anlauf kommen, der vielleicht kurzfristig die Tiefs noch mal unterschreitet, aber das sollte es dann gewesen sein. Alles andere, also eine Fortsetzung des Abwärtstrends, wäre tatsächlich kritisch zu bewerten.

Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus
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