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"Who let the dogs out? wau, wau, wau wau wau!" mit "dogs" (Hunde) werden in den USA diejenigen Aktien betitelt, die schlecht gelaufen sind. Unternehmen, deren Aktien Probleme haben. Wer hat die Hunde losgelassen?
Vor der Deutschen Lufthansa habe ich jahrzehntelang gewarnt, zu unfair ist der internationale Wettbewerb mit staatlichen Fluggesellschaften. Nein, das Papier war niemals eine Investition wert, die Aktie war ein "Hund" im DAX ... bis vor einem Jahr. Im Heibel-Ticker hatte ich die Aktie Ende 2016 als Spekulation eingestuft, 2017 hat die Aktie 163% zugelegt. Und auch nach dieser Rallye beträgt das KGV 2019e nur 7, da ist noch reichlich Luft nach oben. Die Commerzbank ist mit +77% im Jahr 2017 die zweitbeste Aktie. Eine Bankaktie, wo doch alle Banken betrügen und nach dem Regulierungswahn in den USA und in Europa kein Geschäftsmodell mehr haben. Und das, was Banken noch tun können, wird derzeit von FinTechs erobert, so die Marktmeinung. Finanztitel sind derzeit die größte Gruppe im Heibel-Ticker Portfolio. Die Deutsche Bank wird im angelsächsischen Raum zur Zeit als weltweit billigste Bankaktie bezeichnet. Heute und am Montag werden in den USA Q-Zahlen großer US-Banken veröffentlicht. Da die Deutsche Bank letzte Woche bereits eine Veröffentlichung über die Auswirkung der US-Steuerreform veröffentlicht hat, wissen wir, was für verheerend schlechte Zahlen wir zu erwarten haben. Die Zahlen werden schlecht. Aber wir schauen auf andere Entwicklungen in der Finanzbranche. Ich habe heute für die PLUS-Kunden einen ausführlichen Ausblick über die wirklich relevanten Kennziffern verfasst. So wissen wir bereits nächste Woche, was wir am 2. Februar von den Q-Zahlen der Deutschen Bank zu erwarten haben. Der Energieversorger RWE kam als vierter DAX-Wert über die 2017er Ziellinie. Sind das nicht die Atom- und Umweltverbrecher? Und wenn ich mir nun die jüngere Vergangenheit anschaue, dann erkenne ich, dass Daimler, BMW und Volkswagen, die Dieselverbrecher, gut gelaufen sind. Pfui bäh, wie widerlich das Anlegen im DAX doch ist: Banken, Energieversorger und Autobauer bringen die größten Gewinne ein - wer hätte das gedacht. Vielleicht, so meine provokative Frage, vielleicht sind viele Anleger dem Mediengerassel erlegen und haben es versäumt, sich eine eigene Meinung zu bilden. Denn gerade die Unternehmen, deren bevorstehender Untergang beschrien wurde, laufen am besten. Kaum Beachtung findet auch, dass dabei viele vermeintlich sich gegenseitig ausschließende Entwicklungen parallel stattfinden: der Ölreis ist endlich in den Bereich zwischen 60 und 70 USD/Fass vorgestoßen, und die Aktie der Lufthansa erstürmt weiter ein Hoch nach dem anderen. Dabei sind doch die Spritkosten der Hauptkostentreiber für die Fluggesellschaft. Jahrzehntelang galt: ein steigender Ölpreis führt zu steigenden Kosten bei Fluglinien, das schmälert den Gewinn und das wiederum führt zu einem sinkenden Aktienkurs. Diese Relation ist aufgehoben, wie bullisch ist das denn! Oder der Euro, der die Exporte Deutschland teurer macht: Der Euro ist heute auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen, er notiert aktuell über 1,21 USD/EUR. Der weltweite Exportindikator, der DAX, notiert dennoch im Plus, auch Siemens, unser Exportgigant, notiert heute im Plus. Die Rallye nimmt alle mit und hebt traditionell negative Beziehungen auf. Ich wiederhole mich: Das ist extrem bullisch! Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.01.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 25.575 1,6% 3,0% DAX 13.203 -0,9% 2,2% Nikkei 23.654 -0,3% 3,9% Shanghai A 3.588 1,0% 3,6% Euro/US-Dollar 1,20 0,1% 0,5% Euro/Yen 134,10 -1,6% -0,7% 10-Jahres-US-Anleihe 2,53% 0,05 0,11 Umlaufrendite Dt 0,32% 0,00 0,04 Feinunze Gold $1.329 0,7% 2,0% Fass Brent Öl $69,56 3,1% 4,5% Kupfer 7.122 -1,1% -0,5% Baltic Dry Shipping 1.303 -2,8% -4,6% Bitcoin 13.764 -8,5% -1,0% Okay, ein wenig belastet der starke Euro (+0,1%) offensichtlich doch, denn im Wochenvergleich ist der DAX um 0,9% gefallen, während der Dow Jones um 1,6% zulegen konnte. Natürlich ist der Wechselkurs eine der Ursachen für diesen Unterschied, aber auch die Wirtschaftspolitik von Donald Trump, da mögen Sie von ihm halten, was sie wollen, hilft den Unternehmen. Eine der Kernaussagen von Ludwig Erhard war, dass wir erst erwirtschaften müssen, was wir anschließend verteilen wollen. Wie ein Pendel schwankt in Deutschland seither die Politik immer mal wieder zwischen unternehmensfreundlicher Politik und Sozialpolitik hin und her. In den USA ist das Pendel derzeit zugunsten der Unternehmen ausgeschlagen. In Deutschland hat die Politik jedoch bereits so viele Bereiche mit Gesetzen reguliert, dass das Pendel Arthrose zu haben scheint. Es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten, das Pendel in die eine oder andere Richtung in Bewegung zu setzen. Die Umlaufrendite ist diese Woche zwar unverändert geblieben, allerdings hat eine Auktion für die aktuelle 10 Jahre laufende Bundesanleihe einen Zins von 0,54% ergeben. Nur einmal in den vergangenen zwei Jahren musste der Bund mehr zahlen. Die Zinskurve wird langsam aber sicher steiler. Das ist gut für die NIM der Banken (siehe Update). Öl (+3,1%) und Gold (+0,7%) klettern weiter, Kupfer und Verschiffungstarife hingegen fallen leicht. Das reicht nicht, um meine bullische Erwartung für Konjunktur und damit auch Rohstoffe zu negieren. Der Bitcoin hat ein bisschen korrigiert (-8,5%). Solange die Wochenveränderung nicht zweistellige Prozentraten nach sich zieht, würde ich bei diesem Wert von einer "Beruhigung" sprechen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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