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Quo vadis USA und China? Nach der erfreulichen Sommerrallye bis zum 6. August fragen sich jetzt die Anleger und Analysten, wie es mit der US- und Chinakonjunktur weitergehen wird. In den USA deutete sich zuletzt eine Produktivitätsverschlechterung an, was auch der Wall Street einen Dämpfer gab. Zudem stagniert der Aktienmarkt mit einer historisch hohen Arbeitslosenquote von 9,5%. Das von Obama angekündigte Job-Wunder mit 4 Mio. neuen beschäftigten blieb bisher aus. Zudem könnte sich die in Zukunft etwas restriktiver Haltung der FED bei dem Kauf von Schrottanleihen auch negativ auf die Kreditvergabe auswirken. Obama ist an der Wall Street nicht nur wegen der Finanzmarktreform wenig beliebt. Im Herbst finden Kongresswahlen in den USA statt und dann wird Obama ordentlichen Gegenwind bekommen.
Außenpolitisch muss er schon bald die Iran-Frage klären, da das Atomkraftwerk in Iran dann offiziell ans Netz geht. Die bisherigen Sanktionen haben erwartungsgemäß nichts bewirkt und auch die zukünftigen werden an der Grundhaltung der Iraner nichts bewirken. Der Iran überlegt seinerseits, die zukünftigen Öl- und Gaslieferungen nicht mehr in Dollar oder Euro abzurechnen, was ein Affront gegen die Amerikaner ist. Angeblich hat die USA den Irak vor allem deswegen militärisch angegriffen, weil auch Saddam Hussain zuvor die Öllieferungen nicht mehr in Dollar abrechnen wollte. Der Iran pflegt gute Beziehungen zu China, so dass hier ein weiteres Konfliktfeld vorprogrammiert ist. Gibt es also einen Iran-Krieg als angebliche ultima ratio? Viele Anleger und Analysten haben diese Möglichkeit schon gar nicht mehr in Blickpunkt; dabei ist ein schneller Luftangriff von Israel keineswegs ausgeschlossen und auch schon strategisch von den Hardlinern seit langem vorbereitet. Möglich ist hier sogar ein Alleingang Israels ohne direkte US-Beteiligung. Im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung würde sofort der Ölpreis in die Höhe schießen, was wiederum das Inflationspotential erhöht. Dies wiederum würde die FED und andere Notenbank in Bedrängnis bringen, da sie dann an der Zinsschraube drehen müssten. Im Falle eines Iran-Krieges werden auch die Welt- und Ostbörsen einbrechen, so dass der Anleger dann in Liquidität gehen sollte. Vor kurzem begann die Ramadan-Zeit und das bedeutet auch für die Araber die Zeit der Mäßigung und des Innehaltens. Hoffentlich hält sich auch Obama daran. Der zweite Brennpunkt der Welt ist China, der alle Aufmerksamkeit verlangt, nicht nur weil sich im Herbst ein Handelskrieg zwischen den USA und China möglich ist. China wächst weiterhin mit zweistelligen Prozentsätzen am dynamischsten auf der ganzen Welt und hat nun auch die USA als weltgrößten Importeur mit weit über 1 Billion USD an Importen erstmals abgehängt. China wird in diesem Jahr auch nach den USA, aber erstmals vor dem Erzrivalen Japan, mit einem BSP von über 5 Billionen USD zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt avancieren, womit sich schon ein Paradigmawechsel abzeichnet. Von den China-Importen hängen auch viele Rohstoffpreise ab, so dass Anleger zu Recht immer wieder die weitere Entwicklung in China mit Argusaugen betrachten. So würde ein BSP-Wachstum von unter 10% in China wie eine Rezession aufgefasst. Zudem gehen viele Analysten von einem Immobilien-Bubble in China aus und prognostizieren einen Crash bei den Immobilienpreisen von 60% in der Zukunft. In jedem Fall kann sich die Weltwirtschaft kein „Double Dip“ erlauben, da dann der Staatsbankrott schneller droht als vielen lieb ist. Ich rechne aber zunächst mit einer Konjunkturverlangsamung, wobei die Hoffungsträger weiterhin die Emerging Markets bleiben. Ich verstehe allerdings nicht, dass viele Börsendienste jetzt wieder zur Tagesordnung übergehen, so als ob es die Krise in 2008 nicht gegeben hätte. Es handelt sich weiterhin um einen „Tanz auf dem Vulkan“ nur das der Vulkan nicht schon wieder ausgebrochen ist. Übrigens ist auch das April-Ereignis Vulkanausbruch, das die Welt in Stillstand versetzte, schon fast wieder vergessen, was nachdenklich stimmt. Ein weiterer Risikofaktor bleibt das Thema Klimawandel. Die Überflutungen in Pakistan und China ,mit jeweils schon über 1000 Toten auf der einen Seite und die verheerenden Waldbände in Russland mit über 50 Toten auf der anderen Seite sind eindeutige Signale der Natur, die nicht mehr im Gleichgewicht ist, was fatale Auswirkungen für die Zukunft hat. Klimakatastrophen sind auch ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor, nicht nur für Versicherungen. Ich betone auch immer wieder, das Wasser ein knappes Gut wird, da in vielen Ländern der Welt schon jetzt Wassermangel herrscht. In Pakistan und vielen Teilen Chinas herrscht akuter Trinkwassermangel. Auch in Nordafrika leidet die Bevölkerung unter der zu großen Hitze. Hoffnung macht hingegen das Energieprojekt „Desertec“ in der MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika), zunächst in Marokko in der Sahara in der Höhe des Atlas-Gebirges, das später einmal 10-15% des europäischen Energiebedarfs decken soll. Es handelt sich um das ambitionierteste Infrastrukturprojekt der Welt, das auch Weltgeltung erhalten soll. Dabei sollen Solarkraftwerke in der nordafrikanischen Wüste mit einer Leistung von 50 Megawatt bestehend aus 360.000 qm Spiegelfläche und 15.000 Receivern entstehen. Desertec ist ein globales Konzept, das in gar nicht so ferner Zukunft helfen könnte, den CO2-Ausstoss zu vermindern. Es funktioniert wie ein Kohlekraftwerk, nur das anstelle der Kohle konzentrierte Sonnenenergie über riesige Parabol-Spiegel zu Wasserdampf verarbeitet und zur Energiegewinnung benutzt wird. Sonne gibt es genug in Marokko und Algerien. Die Effizienz ist daher wesentlich höher als bei den herkömmlichen dezentralen Photovoltaik-Anlagen. Es kommt nun darauf an, wie das Projekt konkret finanzierbar ist, das es einige Mrd € kosten wird. Zur Wettbewerbsfähigkeit des Konzeptes wird es ausschlagend sein, wie teuer der Solarstrom aus der Wüste schlussendlich sein wird inklusive der nicht unerheblichen Transportkosten. Hier gibt es noch sehr unterschiedlichen Prognosen. Die Experten des DIW gehen davon aus, das es sich langfristig die Stromkosten durch Hinzufügung von Wüstenprojekten senken lassen. Desertec ist seit 2003 ein Langfristprojekt des Club of Romes zur Lösung des Problems Klimawandel. Initiator der ab dem 1. Oktober 2008 gegründet DESERTEC Stiftung war die Munich Re (Ex Münchener Rück), die auch umfangreiches Material zum Thema Klimawandel hat. Dis hat auch gute Gründe, denn Rückversicherungen sind in hohem Masse von Klimawandel als Kostenfaktor betroffen. Die Desertec Foundation hat nun mit 11 weiteren Unternehmen aus Deutschland (darunter auch EON und RWE), Spanien und Algerien im Oktober 2009 die Industrieinitiative Dii GmbH ins Leben gerufen, die das Projekt „Solarstrom aus der Wüste“ konkret umsetzen soll. Von arabischer Seite wird das Projekt besonders von Prinz Hassan Bin Taljal aus Jordanien unterstützt. Ab 2012 soll es erste Pilotprojekte in Marokko geben, die aber in Anbetracht der zunehmenden Klimakatastrophen immer dringlicher werden. Geplant ist ein Verbund von Anlagen unterschiedlicher Technologien - von Solarthermie über Photovoltaik bis zur Windkraft. Der Park soll demnach mit einer Leistung von 500 bis 1000 Megawatt so stark wie ein Kohlekraftwerk sein. Kurzfristig sind hier allerdings keine weltbewegenden Erfolge zu erwarten. Langfristiges Ziel ist die kohledioxidfreie Energieerzeugung bis 2050 durch alternative, regenerative Energien, was nun auch unter deutscher Führung ein vorrangiges EU-Energieprojekt geworden ist. Die Menschen reagieren aber auf das dringliche Thema Klimawandel nur dann, wenn sie selbst betroffen sind.Die Bilder an der Oder/Neisse mögen zumindest regional zum Bewusstseinswandel etwas beitragen. Das gilt auch für die Börse. Nach sind die Klimakatastrophen in China, Pakistan und Russland nicht unmittelbar börsenrelevant. Folgewirkungen könnten aber ein Börsenthema werden wie zum Beispiel die steigenden Bort-, Milch, Fleisch- und Wasserpreise infolge der Waldbrände in Russland, wodurch die Inflation mittelfristig ansteigen könnte. Ebenso könnte die Peak Oil-Theorie auch schon sehr bald und sehr schnell börsenrelevant werden, falls der Ölpreis aufgrund der nachlassenden Produktion bei den weltbedeutenden Ölfeldern stark ansteigen sollte. Auch dadurch werden Alternativ-Energien nach und nach immer bedeutsamer und auch rentabler. So gibt es jetzt auch immer mehr Unternehmen, die vom Thema Klimawandel mittelbar und auch unmittelbar profitieren, wie die Produzenten von Elektroautos bzw. deren Zulieferbetreibe wie die Bertrandt AG mit 5800 Mitarbeitern oder Unternehmen, die sich um die Erzeugung von Biokraftstoffen bemühen wie die Curcas Oil AG, die die „Wunderpflanze“ Jatropha in Thailand, Indonesien und Philippinen anpflanzen möchte. Sicherlich wird die Zumischung von Biokraftstoffen auch für die Luftfahrtindustrie ein börsenrelevantes Thema sein, wobei die Nachhaltigkeit noch nicht überall sichergestellt ist. Es findet jetzt gerade eine Investorenreise statt, wo sich die Investoren der Curcas Oil AG „vor Ort“ in den Philippinen von den Erfolgsaussichten des Unternehmens überzeugen können. Die Börsen Osteuropas, die noch bis zum 6. August – ganz unbeeindruckt von jeglichen Naturkatstrophen – eine ansehnliche Sommerrallye hinlegten, kamen in der letzten Woche wie alle Weltbörsen etwas unter Druck. Die US-Berichtssaison, die positiv verlaufen war, ist beendet und jetzt dürften wieder die Makrodaten in den USA und auch in China die Entwicklung der Kurse an den Welt- und Ostbörsen beeinflussen. Hier gibt es nun deutliche Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung in der zweiten Jahreshälfte. Die deutschen Exportunternehmen profitierten bisher von dem XXL-Aufschwung in den Emerging Markets. Viele Unternehmen erreichten schon wieder das Vor-Krisenniveau, wobei die Kurse zum großen Teil noch unter dem Vor-Krisenniveau sind. Nur die Türkei und Indonesien erreichten neue Allzeit-Hochs an den Börsen.. Auch das Baltikum bleibt nach der Krise in 2008/9 jetzt chancenreich, wobei die Börse aus Estland vom EWU-Beitritt in 2011 schon jetzt profitierte. Nach der Börse Kiew ist die Börse OMX Tallinn einer der Top-Performer der Weltbörsen mit einem Plus von über 30% seit Jahresbeginn. Am 17. August wird auf der Hauptversammlung der deutschen Beteiligungsgesellschaft Beteiligungen im Baltikum AG (www.baltikum.de, WKN 520420) in Rostock/Warnemünde sicherlich auch das ein Thema sein, neben der angekündigten Dividende von 0,3 € pro Aktie. Die Gesellschaft konnte im letzten Jahr einen Gewinn von über 1 Mio. € erzielen und zeigt sich auch für dieses Jahr zuversichtlich. Der Aktienkurs konnte schon ansehnlich in den letzten 6 Monaten von 3,7 auf 4,2 € zulegen. Anfang 2009 befand sich die Aktie noch bei 2 €, so dass sich der Kurs schon verdoppelte. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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