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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich zusehends ein. Nach dem besseren deutschen Einkaufsmanagerindex in der Vorwoche hatten einige Anleger auch beim ifo auf positive Überraschungen gesetzt. Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel dagegen auf 103,02 Punkte und damit bereits den sechsten Monat in Folge. Wer an der Börse auf ein Zeichen der Besserung gehofft hatte, wurde enttäuscht und verkauft nun Aktien. Der DAX gibt am Mittag um 0,5 Prozent auf 8.946 Punkte nach - im Tageshoch notierte der Index bei 9.086. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,6 Prozent auf 3.013 Punkte.
Die internationalen Investoren schauen angespannt auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die Furcht ist groß, dass die konjunkturelle Erholung in der Eurozone ins Stocken kommt, wenn die größte Volkswirtschaft kaum noch wächst. Die enttäuschenden ifo-Zahlen geben der Debatte um die Wirtschaftsteintrübung in Deutschland neue Nahrung. Der Euro tendiert nach dem enttäuschenden ifo leichter bei 1,2670 Dollar. Die Bundesanleihen profitieren von der gestiegenen Risikoaversion an der Börse und legen zu. "Die Konjunktur in Deutschland wird von mehreren Seiten ausgebremst", klagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Vor allem internationale Krisen schlagen auf das Wachstum durch." Der DIHK senkte am Vormittag seine Prognose für 2014 auf 1,3 von bisher 1,5 Prozent und erwartet für 2015 eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um nur noch 0,8 Prozent. Neben dem ifo-Index ist das Ergebnis des Stresstests der Banken in der Eurozone das zentrale Thema an der Börse. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde hat unter anderem geprüft, wie sich Europas systemrelevante Banken unter schwierigen konjunkturellen Bedingungen und im Falle eines neuerlichen Einbruchs des Wohnimmobilienmarktes schlagen würden. Keine der europäischen Großbanken ist durch den Stresstest gefallen. Banken, die es bei solch einem Rezessionsszenario nicht auf eine harte Kernkapitalquote von mindestens 5,5 Prozent gebracht haben, müssen Kapital nachschießen. Zu ihnen gehört die italienische Banca Monte dei Paschi di Siena. Der Stresstest bei der Krisenbank förderte eine Kapitallücke von 2,1 Milliarden Euro zutage - das ist mehr als bei jeder anderen geprüften Bank. Die Anleger sind geschockt, die Aktie war am Vormittag in Mailand mehrmals vom Handel ausgesetzt und brach zuletzt um 20 Prozent auf 0,80 Euro ein. Zu den Gewinnern gehören unter anderem die österreichischen Banken mit ihrem großen Engagement in Osteuropa, ihnen wurde eine ausreichende Kapitalausstattung attestiert. Die Aktie der Erste Bank Group steigt um 5 Prozent, für die Aktie der Raiffeisen Bank International geht es um 2,5 Prozent nach oben. Im DAX reagiert die Commerzbank-Aktie positiv auf den Test und steigt 1,7 Prozent. Mit Abschlägen von 1,2 Prozent ist der Sektor nach anfänglichen Gewinnen nun Schlusslicht im Branchenvergleich. Insgesamt 25 der 130 getesteten Kreditinstitute haben den Test nicht bestanden. Das Kapitalloch im Sektor wird mit 25 Milliarden Euro angegeben. Wie die Societe Generale anmerkt, bezieht sich diese Zahl aber auf die Bilanzen Ende 2013. In der Zwischenzeit hätten sich viele Kreditinstitute bereits an den Märkten Kapital besorgt, so dass der eigentliche Kapitalbedarf gerade einmal bei rund 10 Milliarden Euro liegt. Die Anleger dürften den Stresstest schnell abhaken und sich anderen Themen zuwenden. Kräftig nach unten geht es für die Aktie von Air France-KlLM, sie verliert 4,5 Prozent. "Es gibt heute einfach zu viele schlechten Nachrichten", sagt ein Händler zu der Kursentwicklung. Zum einen habe Barclays das Kursziel gesenkt, daneben gebe es einen sehr negativen Bericht im niederländischen "Telegraaf" - er sehe die Zukunft von KLM "am seidenen Faden". "Das wirft natürlich die Frage nach weiteren Kostensparmaßnahmen auf", so der Händler. Im DAX verliert das BASF-Papier 2,5 Prozent. Gleich eine ganze Reihe von Banken hat sich negativ geäußert. Unter anderem haben Credit Suisse, Merrill Lynch, Citigroup und Deutsche Bank die Kursziele gesenkt. Der enttäuschende ifo-Index ist in dem Zusammenhang für den konjunktursensiblen Titel nicht hilfreich. Das Dementi eines Verkaufs der Marine-Sparte an Rheinmetall lastet laut Händlern auf der ThyssenKrupp-Aktie, die 1,4 Prozent nachgibt. Zuvor hatte die WirtschaftsWoche berichtet, die Übernahme von ThyssenKrupps Militärsparte TKMS durch Rheinmetall stehe kurz vor dem Abschluss. Die Absage enttäuscht einige Anleger. Die Rheinmetall-Aktie leidet derweil unter einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung. Die Staatsanwaltschaft sieht es demnach als erwiesen an, dass Rheinmetall die griechische Armee bestochen hat, um an Aufträge zu kommen. Rheinmetall-Papiere verlieren 4,7 Prozent. Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com DJG/thl/cln Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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