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Alle Augen auf die Notenbank.
Die US-Wirtschaft brummt, doch die Zukunftsaussichten fallen nicht allzu rosig aus. Vor allem die Sorge um eine Eskalation des Handelskonflikts dämpft die Erwartungshaltung der Marktbeobachter. Von der US-Notenbank Fed wird mittlerweile mehrheitlich erwartet, dass sie die US-Leitzinsen in naher Zukunft senken wird. Eine Zinssenkung um 50 Basispunkte noch im Jahr 2019 wäre möglich, bis zum Jahresende 2020 könnten es 100 Basispunkte sein - Vorschläge, Meinungen und Ideen gibt es zuhauf. Wie entscheidend ist die Fed-Politik am Ende für die Entwicklung der Märkte? Geringer Einfluss Es wäre kein neuartiges Phänomen, dass die Fed im Rahmen eines Zinserhöhungs-Zyklus die Leitzinsen zwischendurch auch mal senkt, so zuletzt geschehen in den Jahren 1984, 1995 und 1998. Wertet man diese übersichtliche Datenbasis aus, lässt sich zumindest grob festhalten: Die Zinssenkungen der Fed blieben ohne nennenswerten Einfluss auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Im Anschluss an Zinssenkungen entwickelten sich die Aktienmärkte sehr gut - man befand sich jeweils im intakten Bullenmarkt - und die typischen Ausprägungen des reifen Marktzyklus blieben erhalten. Warum also die Aufregung um mögliche Zinsschritte der Fed, wenn die Durchschlagskraft ohnehin nur begrenzt ist? Man muss nüchtern feststellen: Emotionale Überreaktionen der Anleger auf geldpolitische Entscheidungen sind über die letzten Jahre hinweg zum Standard geworden. Die Fähigkeiten der Fed werden tendenziell überschätzt. Sie kann nicht auf Knopfdruck die US-Wachstumsraten beeinflussen oder Inflationsziele erzwingen. Seit Jahren muss die US-Notenbank schließlich darum kämpfen, ihr selbst auferlegtes Inflationsziel zu erreichen - im Rahmen einer langsamen, sehr moderat verlaufenden wirtschaftlichen Expansion. Darüber hinaus gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass die Wirtschaft ein „unterstützendes“ Eingreifen der Fed benötigt, auch wenn viele Anleger das nach wie vor gerne so interpretieren. Die erwartete Zinssenkung hätte somit vor allem eine psychologische Wirkung. Falsche Befürchtungen Natürlich würde eine Zinssenkung die Nerven der Anleger erst einmal beruhigen. Kurzfristig gerät die Marktstimmung aus vielerlei Gründen immer wieder unter Beschuss, wenn sich der Umgangston im Handelskonflikt verschärft oder die Brexit-Verhandlungen mal wieder ins Stocken geraten. Von daher ist es sicherlich positiv zu werten, wenn die US-Zinsstrukturkurve nicht mehr so stark unter Druck ist, auch wenn die erhoffte Durchschlagskraft letztendlich nicht gegeben ist. Wichtig ist am Ende, dass die US-Notenbank keine überraschenden Entscheidungen trifft. Man könnte in der aktuellen Situation fast den Eindruck gewinnen, als ließe sich die Fed von „außen“ beeinflussen, sei es durch die Diskussion der Marktteilnehmer oder Donald Trumps aggressive Tweets. Ungemütlich wird es für die Märkte vor allem dann, wenn die Notenbanken nicht nachvollziehbare „Fehlentscheidungen“ treffen. Den Fuß vom Gas zu nehmen und damit eventuelle wirtschaftliche Schwächephasen zu antizipieren, gehört sicherlich nicht dazu. Fazit Im Endeffekt sind die Maßnahmen der Fed nicht der alles entscheidende Faktor. Eine Zinssenkung würde der kurzfristigen Marktstimmung gut tun, langfristig jedoch keine enorme Wirkung entfalten. Zumindest würde die Angst vor einer inversen US-Zinsstrukturkurve Linderung erfahren, auch wenn eine „konsistente“ Fed-Politik allein sicherlich kein Anlass zu großem Optimismus liefern sollte. Auf der anderen Seite muss Anlegern klar sein: Der laufende Bullenmarkt ist auf die Impulse der Notenbanken nicht angewiesen. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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