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Machtbeben in Deutschland.
Zuerst Bayern, dann Hessen: Die Landtagswahlen hielten für die „etablierten“ Parteien herbe Enttäuschungen parat. Angela Merkel gibt den CDU-Parteivorsitz ab, die SPD versinkt mehr und mehr in der politischen Bedeutungslosigkeit. Politikverdrossenheit hält Einzug, die politische Parteienlandschaft in Deutschland erscheint zersplittert wie nie zuvor. Enttäuschte Wähler, politischer Stillstand - seit Jahren ein europaweit zu beobachtendes Phänomen. Cool bleiben Für Anleger ist es in dieser Situation wichtig, sich nicht allzu sehr von den emotional geführten Diskussionen beeinflussen zu lassen. Zum einen werden aus dem globalen Blickwinkel die deutschen „Probleme“ deutlich relativiert, zum anderen ist politischer Stillstand gleichbedeutend mit geringem legislativen Risiko - ein Zustand, den die Kapitalmärkte in der Regel gutheißen. US-Zwischenwahlen stehen an Es ist in der aktuellen Marktphase definitiv gerechtfertigt, den Fokus auf politische Einflussfaktoren zu legen. Allerdings nicht auf die Querelen und Machtkämpfe der deutschen Politik, sondern auf die Zwischenwahlen in den USA am 6. November. An diesem Tag wählen die US-Bürger das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu. Obwohl bislang in beiden Kammern eine knappe republikanische Mehrheit vorherrschte, konnte man in der Amtszeit von Donald Trump nie wirklich von einer voll handlungsfähigen Regierungspartei sprechen. Zwischenwahlen sorgen tendenziell für eine Verstärkung dieser Pattsituation, da in der Regel die Partei des Präsidenten eher an Stimmen verliert. In der zweiten Hälfte der Legislaturperiode tendieren US-Präsidenten zudem dazu, eine moderatere Politik zu verfolgen als in den ersten beiden Amtsjahren. Es gilt, verschiedenste Wählergruppen zu erreichen und die Chance auf eine Wiederwahl zu erhöhen. Märkte schätzen die Sicherheit, die mit dieser moderaten Politik und geringem legislativen Risiko einhergeht. Das 87-Prozent-Wunder Auch wenn wir kalendarischen Betrachtungen normalerweise sehr kritisch gegenüberstehen, gibt es im US-Präsidentschaftszyklus eine eindeutige und rationale Begründung für die positiven Effekte der US-Zwischenwahlen. Der marktbreite S&P 500 beweist dies durch das „87-Prozent-Wunder“: Seit 1926 sind US-Aktien im vierten Quartal eines Zwischenwahljahres in 87 Prozent der Fälle angestiegen. Mit derselben Quote steigen US-Aktien auch in den beiden darauffolgenden Quartalen. Entscheidend ist dabei nicht die Höhe der Zuwächse, sondern die Konsistenz, mit der eine positive Entwicklung in diesem neunmonatigen Zeitraum auftritt. Die genauen Ergebnisse der US-Zwischenwahl vorherzusagen ist selbstverständlich nicht möglich. Aus Sicht eines Investors zählt auch nur, dass die beiden wahrscheinlichsten Optionen im Grunde dieselbe Wirkung auf die Märkte haben. Gewinnen die Republikaner die Wahl, bleibt die bereits beschriebene politische Pattsituation weiter bestehen. Trump macht keine Politik für seine Partei, sondern für sich selbst. Diese Tatsache spaltet die innerparteiliche Einheit. Somit hätte auch bei einem Wahlsieg der Republikaner weiterhin jedes Gesetzesvorhaben einen kompromisshaften Charakter. Gewinnen hingegen die Demokraten die Zwischenwahl, so verstärkt sich der politische Stillstand zusätzlich. Das legislative Risiko für die kommenden zwei Jahre würde weiter sinken. Fazit Politische Pattsituationen schaffen sehr gute Rahmenbedingungen für die Kapitalmärkte. Mit den US-Zwischenwahlen wird dieses Umfeld noch idealtypischer - auch wenn diese Tatsache im Nebel des deutschen Polit-Theaters kaum diskutiert wird. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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