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Eigentlich ist doch alles super: Der Verrückte aus dem Weißen Haus ist abgewählt und gegen Corona gibt es einen Impfstoff, der wirksamer ist, als sich das irgendjemand erträumt hätte. Doch weder der Verrückte aus dem Weißen Haus, noch Corona sind bereits verschwunden.
Im Gegenteil: Donald Trump überzieht sein Land mit Klagen gegen die Wahl. Bislang deutet nichts darauf hin, dass er freiwillig aus dem Weißen Haus auszieht. Ein Kunde hat mich darauf hingewiesen, dass es auch im Römischen Reich ab 395 n.Chr. zwei Kaiser gab: Kaiser Theodosius residierte in Konstantinopel (heute Istanbul), sein Bruder Kaiser Honorius ging nach Mailand. Präsident Trump könnte nach Wyoming ziehen (69,9%), Joe Biden wäre in Kalifornien gut aufgehoben (63,6%). Spaß beiseite, ich glaube, dass die Amtsübergabe noch für reichlich Turbulenzen sorgen wird. Bislang ist an den Finanzmärkten nicht mehr als ein kleines Unbehagen zu spüren. Und die Infektionszahlen schießen weiter in die Höhe, trotz Teil-Lockdown. Heute hat sogar das UKE hier in Hamburg (Uni Klinik, die bislang alles andere als alarmistisch unterwegs war) vor weiter steigenden Infektionszahlen gewarnt, weil andernfalls der reguläre (nicht-Corona) Krankenhausbetrieb durch die aufwendigen Maßnahmen bei Coronapatienten empfindlich gestört würde. Obwohl noch reichlich Betten frei seien, könnte ein weiterer Anstieg sehr schnell zur Verschiebung anderer, teilweise notwendiger OPs führen. Sowohl Joe Biden als auch der Corona Impfstoff kommen zu spät. Die Börse schaut zwar 6 - 9 Monate in die Zukunft, gegen vorübergehende Schmerzen ist sie jedoch nicht resistent. So kam der DAX in der abgelaufenen Woche kaum vom Fleck. Doch das heißt nicht, das nichts los war - im Gegenteil: Der Blick ins Detail zeigt teilweise exorbitante Kursbewegungen. Druckmaschinenanbieter König & Bauer konnte die Krise nutzen und überraschte mit soliden Q-Zahlen, die Aktie schoss diese Woche um 20% nach oben. Der Anbieter von LKW-Anhängern SAF Holland schoss sogar um 22% in die Höhe, als von einer hohen Nachfrage in Europa gesprochen und die Prognosen angehoben wurden. Und sowohl Stahlhändler Klöckner als auch Düngemittel und Streusalzhersteller K+S sprangen um 11% nach oben, allein weil das Geschäft nicht so schlimm ausfiel wie befürchtet. Aus Branchensicht führt diese Woche der Rohstoffsektor mit +4,4% das Feld an, vor dem Industriesektor mit +3,3%. Auf der Verliererseite sind hingegen Versorger mit -0,3% und Gesundheitsaktien ohne Veränderung. Die Rotation geht also weiter: Raus aus den Corona-Gewinnern und rein in die zyklischen, konjunktursensiblen Werte. FALSCHE SCHLÜSSE AUS WIRECARD-SKANDAL Diese Woche musste ich lesen, dass Finanzminister Olaf Scholz den BaFin-Mitarbeitern das Spekulieren an der Börse verbieten möchte. Einmal mehr reagiert die Politik reflexartig ohne Verstand. Es macht nahezu fassungslos, wenn wir hören, dass BaFin-Mitarbeiter während des Wirecard-Skandals die Aktie von Wirecard leerverkauft, bzw. mit Puts spekuliert haben. Da haben wir eine Behörde, die nicht in der Lage ist, den größten Skandal der deutschen Finanzkrise der Nachkriegszeit aufzudecken. Im Gegenteil, völlig verstrahlt schlagen sie sich auf die Seite des Betrügers und schützen ihn durch ein Leerverkaufsverbot. Der Chef der Behörde, der diese Entscheidung zu verantworten hat, Felix Hufeld, ist weiterhin in Amt und Würde. Scholz stärkt ihm bei jeder Gelegenheit den Rücken. Der gelernte Jurist hat zu jedem Zeitpunkt sichergestellt, dass alle Vorschriften erfüllt wurden. Jemand mit Verstand, also mit einem tieferen Verständnis für die Mechanismen an den Finanzmärkten, saß offensichtlich in der BaFin und hat gegen Wirecard spekuliert. Und nicht nur jemand, sondern gleich sehr viele. So viele, dass dies nun aufgeflogen ist und zu Konsequenzen führt. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man solch einen Skandal in der Zukunft verhindern möchte, wenn man den Verantwortlichen stärkt und diejenigen, die's durchschaut haben, bestraft. Schlimmer noch: Indem man nun allen BaFin-Mitarbeitern untersagt, am Finanzmarkt teilzunehmen, werden wir in der Zukunft nur noch Theoretiker in der BaFin haben, keine Praktiker mehr ... und ganz bestimmt keinen mehr, der die Finanzmärkte versteht. Wenn wir mal von Ihnen als Privatanleger absehen, hat jeder Finanzmarktteilnehmer Möglichkeiten, sein Wissen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Ich natürlich auch. Ich habe daher meine eigenen Compliance-Regeln erstellt, mit denen ich es ausschließe, dass ich meine "Publikationsmacht" zum eigenen Vorteil nutze. Es ist ganz einfach: Ich darf nur Unternehmen einer bestimmten Mindestgröße besprechen und empfehlen, ich darf erst selber handeln, wenn auch der letzte Kunde meine Empfehlung erhalten hat ... und ich noch 10 Minuten gewartet habe. Und in der Zeit der Erstellung von Empfehlungen zu bestimmten Titeln darf ich ohnehin nicht selber aktiv werden. Frontrunning, Pushing oder sonstiges Nutzen von "Insiderwissen" sind mir damit nicht möglich. Das Ganze habe ich in ein großzügig formatiertes, mit Inhaltsverzeichnis versehenes, 3-seitiges Dokument gesteckt. Der Inhalt würde problemlos auf eine Din-A4 Seite passen. Die BaFin wollte mich hingegen zum Unterschreiben eines 20-seitigen Pressecodex überreden, aus dem im Wesentlichen hervorgeht, dass ich nie wieder Aktien kaufe oder verkaufe. Wie soll ich Sie bei der Aktienanlage an die Hand nehmen, wenn ich selber keine Aktien kaufen darf? Wie soll die BaFin den Finanzmarkt regulieren, wenn deren Mitarbeiter persönlich damit nicht in Berührung kommen dürfen? Irgendwas läuft hier in die falsche Richtung. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.11.2020) Woche Δ Σ '20 Δ Dow Jones 29.343 0,1% 2,4% DAX 13.137 0,2% -0,8% Nikkei 25.527 0,6% 7,9% Shanghai A 3.540 2,0% 11,1% Euro/US-Dollar 1,19 0,3% 5,9% Euro/Yen 123,07 -0,6% 0,7% 10-Jahres-US-Anleihe 0,84% -0,05 -1,09 Umlaufrendite Dt -0,58% -0,03 -0,35 Feinunze Gold $1.872 -1,0% 23,8% Fass Brent Öl $44,43 3,5% -35,4% Kupfer 7.083 2,5% 14,1% Baltic Dry Shipping 1.134 -5,0% 4,0% Bitcoin 17.970 10,2% 146,4% Während also die westlichen Märkte in der abgelaufenen Woche unterm Strich seitwärts liefen, konnte sich der chinesische Shanghai A-Aktienindex mit +2% ordentlich nach oben bewegen. In China gibt es heute noch für jeden Einreisenden eine Quarantäne. Wer dann drin ist, darf sich in weiten Teilen des Landes ohne Mundschutz frei bewegen. Die Wirtschaft zieht an, unterstützt vom Handelsabkommen, dass diese Woche den Asien-Pazifik-Raum zum größten Wirtschaftsraum der Welt machte. Am Anleihemarkt sieht man die aufkeimende Corona-Angst: Anleihen sind gesucht, deren Preis steigt, was zu niedrigeren Renditen führt. Hier ist die Unsicherheit der Anleger zu sehen. Zudem fürchtet man weitere Konjunkturprogramme bei einer weiteren Verschlimmerung des Infektionsgeschehens, also weitere Liquiditätsflutungen, die den Zins tiefer ins Minus drücken. Der Bitcoin ist nur einen Steinwurf entfernt von seinem historischen Hoch bei 20.000 USD. Wer hätte das gedacht: Während der Goldpreis nicht so richtig abheben kann, schießt der Bitcoin durch die Decke. Findet hier eine Wachablösung statt? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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