Alt 27.02.17, 09:31
Standard Jetzt beginnen die närrischen Zeiten – auch an den Börsen!
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In Deutschland wird überall am Rhein jetzt Karneval gefeiert, in Rio den Janeiro auch. Es ist die Zeit, Spaß zu haben und den Alltagsfrust zu vergessen. Es ist gut möglich, dass demnächst auch die „närrischen Zeiten“ an den Börsen beginnen und das nicht nur wegen dem „Ober-Narr“ Donald Trump, der die Pressefreiheit mit Füßen tritt und nun auch das Atom-Arsenal in den USA ausweiten will. Hinzukommt sein Ausländerfeindlichkeit und sein Protektionismus-Konzept, das zum Bumerang werden kann.

Die Wall Street sieht das bisher aber alles ganz pragmatisch und feiert vor allem, dass er seine Steuerreform für Unternehmen schon in 3 Wochen umsetzen will, mit einem neuen Kursfeuerwerk und neuem Allzeit-Hoch. Der Dow Jones Industrial Index übersprang letzte Woche erstmals 20.800 Indexpunkte und auch der deutsche Aktien-Index DAX schnupperte schon an der 12.000-er Marke, korrigierte aber am Freitag mit minus 1,2 Prozent auf 11.804 Indexpunkte. Nun muss Trump aber auch hier bei der Steuerreform zeitnah „liefern“, sonst macht er sich selbst zum Narren. Unabhängig davon können für die Börsen demnächst wegen des Wahlmarathons in Europa demnächst die „närrischen Zeiten“ beginnen.

Macht sich jetzt Trump selbst zum Narr – nicht nur bei der Presse?

Trump wird sicherlich auch bei den Karnevalsumzügen als „Ober-Narr“ eine gewichtige Rolle spielen, aber auch Mario Draghi mit seiner Nullzinspolitik, der dadurch die Sparer schleichend enteignet. Wir befinden uns politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich im Ausnahmezustand bzw. im Umbruch und merken dabei kaum, was wirklich vor sich geht. Die Gesellschaft ist gespalten und Trump nutzt das aus. Trump ist aber mit der Presse in den USA auf dem Kriegsfuß und das ist nicht gut, zumal er selbst nicht immer die Wahrheit von sich gibt, aber er glaubt für das „Volk“ zu sprechen.

Trump muss nun bei der Steuerreform bald „“liefern“, sonst wir es „närrisch“

Die Börsen feiern in den USA zwar neue Höchststände, dies aber auch wegen der Geldpolitik und der Hoffnung, dass Trump bei der Steuerreform auch „liefert“. Tut er es nicht, wird es auch zu Enttäuschungen an den Börsen kommen, denn der amerikanische Aktienmarkt ist sowohl vom Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis als auch vom Kurs/Umsatzverhältnis schon sehr hoch bewertet. Wie Trump die Steuerreform finanzieren will, ist noch unklar. Möglicherweise wird er die Schulden enorm erhöhen. Die amerikanische Notenbank FED dürfte die Zinsen in den nächsten Monaten anheben, was dann aber auch später die Zinskosten für den Staat erhöhen wird, aber auch die sehr hohen Wertpapierkredite in den USA.

Mega-Übernahmen und Mega-IPOs deuten oft das Ende einer Hausse an

Auch Übernahmen werden dann von der Finanzierung her teurer, wenn die Zinsen steigen. Zuletzt wollte Kraft Unilever für 147 Mrd. € übernehmen, was nach Mannesmann/Vodafone die zweitgrößte Summe für eine Übernahme in der Börsengeschichte gewesen wäre. Kraft zog aber das Angebot überraschend letzte Woche zurück, worauf der Kurs von Unilever zunächst von 45 auf 39 € einbrach, sich jetzt aber wieder schnell auf 44 € erholte in der Hoffnung, dass Kraft noch ein neues Angebot unterbreitet.

Zudem will der größte Öl-Konzern der Welt Saudi Aramco ab 2018 an die Börse Wall Street gehen, was der größte Börsengang in der Börsengeschichte an der Wall Street werden soll, also noch größer als der letzte von Alibaba aus China. Solche Mega-Übernahmen und Mega-IPOs sind ein Zeichen dafür, dass sich die Börsen schon bald auf dem Zenit befinden.

Trump will steigenden FED-Zinsen, aber einen schwachen US-Dollar – geht das überhaupt?

Draghi wird aber bei seiner Nullzins-Politik bleiben, was den US-Dollar stärken und den Euro schwächen dürfte, was aber gut für die europäischen Exportwirtschaft ist. Damit wird Trump aber das Gegenteil erreichen, was er erreichen wollte. Seine Maßnahmen könnten später zum Bumerang für die Börsen werden und erst dann beginnen die „närrischen Zeiten“ an den Börsen.

Wahlmarathon in Europa läutet schon im März in Europa die „närrischen Zeiten“ an

Hinzukommt jetzt der Wahlmarathon in Europa und der Brexit. Ab März schaut ganz Europa im März außer auf Großbritannien auch auf die Parlamentswahlen in den Niederlanden, wo der Populist und Islam-Gegner Geert Wilders gewinnen und neuer Primier werden könnte. Ende April/Anfang Mai sind dann die sehr bedeutsamen Präsidentschaftswahlen in Frankreich, wo es schon jetzt in 20 Städten bürgerkriegsähnliche Situationen und Straßenschlachten von überwiegend ausländischen Jugendlichen mit der französischen Polizei gibt. Einen ähnlichen Vorfall gab es letzte Woche aber auch in Schweden, allerdings einen Tag, nachdem Trump Schweden erwähnte ohne konkret zu sagen, was er damit meinte, was für „närrische Verwirrung“ im Internet und den Medien sorgte.

Steht der EU vor der Spaltung durch Marine Le Pen?

Es ist aber trotz der bürgerkriegsähnlichen Situationen und den Problemen mit den ausländischen Jugendlichen wenig wahrscheinlich, dass Marine Le Pen von der Front National die Stichwahl zur Präsidentschaft am 7. Mai gewinnen wird, weil der Wahlverlierer der Vorwahl sich dafür einsetzen wird, dass seine Stimmen dem Gegner von Le Pen gegeben werden. Damit dürften uns der Euro und die EU noch eine Weile erhalten bleiben, auch wenn der „Grexit“ schon wieder droht. Le Pen will aber ein Referendum anstrengen, um aus der EU und dem Euro auszuscheiden, was dann aber auch das Ende der EU wäre, denn eine EU ohne Frankreich ist nicht denkbar.

Schulz setzt auf soziale Gerechtigkeit und übertrifft damit Merkel

Bei den Bundestagswahlen im September in Deutschland könnte es eine Patt-Situation ohne klaren Sieger geben, wobei Martin Schulz jetzt mächtig aufholt und und in den Wahlprognosen erstmals schon vor Angela Merkel liegt, ebenso wie die SPD vor der CDU – erstmals seit 10 Jahren! Schulz will die Agenda 2000 von Gerhard Schröder wieder zurückführen und das Thema „soziale Gerechtigkeit“ in den Vordergrund stellen, was im Moment gut bei der links orientierten Bevölkerung ankommt.

In jedem Fall werden die Börsen in diesem Jahr durch diesen Wahlmarathon immer wieder neu beeinflusst werden. Zudem sind die südeuropäischen Länder überschuldet, neben Griechenland auch Italien, was Europa im Sommer weiter beschäftigen wird. Die Kapitalflucht nimmt in Griechenland schon wieder zu und Bankkonten werden geräumt, weil der IWF keine weiteren Kredite geben will, da die Schuldentragfähigkeit nicht mehr gegeben ist. Ganz ähnliche Probleme hat aber auch Italien, wo die Kuh längst noch nicht vom Eis ist. Hier könnte es in 2018 zu einer Überraschung kommen, wenn die „5 Sterne-Partei“ unter dem Komiker Beppe Grillo die Parlamentswahlen gewinnen sollte, die ebenso auch wie Le Pen aus der EU und aus dem Euro ausscheiden wollen. Die wahren närrischen Zeiten stehen uns also noch bevor - auch an den Börsen.

Ostbörsen boomen weiter –allen voran Kasachstan und Polen

Sehr positiv entwickeln sich bisher weiter die Emerging Markets, Rohstoffe - hier wiederum auch besonders die Industriemetalle, die die Anleger jetzt neu über sogenannte Exchange Trades Commodities (ETC) der BNP Paribas handeln können, und vor allem die Börsen aus Osteuropa: Die Börse aus Kasachstan erreichte schon ein Plus von 30 Prozent und die Börse aus Warschau ein Plus von 15 Prozent, wobei die Moskauer Börse in diesem Jahr etwas durch Gewinnmitnahmen konsolidierte, was nach dem Plus von über 50 Prozent im letzten Jahr nicht verwundert. Aber auch einige Exotenbörsen aus den Balkanländen wie Rumänien, Bulgarien und Kroatien mit einem Plus von zum Teil über 10 Prozent und dem Baltikum performen nun weiter sehr gut.

Schon im letzten Jahr zählten 10 Börsen aus Osteuropa zu den 30 am besten performenden Börsen der Welt und in dieses Jahr sind es schon wieder 7 Börsen aus Osteuropa, die sowohl die Wall Street als auch den DAX klar outperformen konnten. Und dennoch werden die Osteuropa-Börsen von den Medien immer noch sehr stiefmütterlich behandelt, so dass die deutschen Anleger von den großen Chancen in Osteuropa so gut wie gar nichts mitbekommen.

Statt auf Entspannung setzt die NATO, die USA und die EU auf Konfrontation und Provokation mit Russland

Die Leitmedien befassen sich lieber oft recht einseitig mit dem Russland- und Putin-Bashing, womit auch der russische Aktienmarkt in Misskredit gerät. Problematisch ist jedoch dass sich jetzt erstmals nach dem zweiten Weltkrieg wieder deutsche Panzer an der Grenze von Litauen befinden, was Russland provoziert, ebenso wie die neuen geplanten NATO-Manöver an der russischen Grenze und sogar in Polen und der Ukraine. Die schwierige und komplexe Situation in der Ukraine und in Syrien belasten zudem weiter Ost-West-Verhältnis Europa/Russland und NATO-Russland sowie vor allem USA/Russland, was nicht in der Form des eindeutigen Feindbildes sein muss.

Auch die Medien berichten hier oft sehr einseitig, auf beiden Seiten, ganz abgesehen von den absichtlich gestreuten „Fake News“ – auch von russischer Seite. Trump will, dass Russland die Krim an die Ukraine wieder zurückgibt, wobei er hier wohl intern durch die Untersuchungen bezüglich des Wahlkampfes mit russischer Beteiligung Druck bekommen und eine Kehrtwendung gemacht hat.

Was bringt die neue Trump-Putin-Connection in Zukunft?

Gespannt sein darf man daher auf das erste persönliche Treffen zwischen Putin und Trump und welcher reale Deal nach dem Motto „quid pro quo“ dort ausgehandelt wird. Hoffentlich einer, der den Weltfrieden nicht belastet, was unter Clinton der Fall gewesen wäre. Trump hat bezüglich Russlands zunächst eine Kehrtwendung um 180 Grad gemacht, wie die auch immer zustande kam. Mit Sicherheit werden diesseits und jenseits des Kontinents die Geheimdienste auch in Zukunft eine große Rolle spielen und oft leider auch eine unheilvolle, ebenso wie manche nur sehr einseitig oder gar mit Fake News informierende „Propaganda-Medien“. Aber das passt dann auch wieder auf die „närrischen Zeiten“, die auf uns zukommen und in den wir uns zum Teil schon befinden.

Erst informieren, dann investieren.

Der sehr treffsichere ESI-Seminar-Indikator stand im November 2016 auf „Hold“, was bisher richtig war. Die Moskauer Börse stieg nach dem Wahlsieg von Trump in 2016 auf ein neues Allzeit-Hoch beim MICEX-Index auf Rubel-Basis und der RDX-Index auf Euro-Basis sogar um über 50 Prozent, ebenso wie Aktien aus Kasachstan, wo sich die Kurse in 1 Jahr fast verdoppelten. 10 Börsen aus Osteuropa konnten auch in 2016 den DAX klar outperformen und in diesem Jahr schon 7 Börsen aus Osteuropa.

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Interview-Hinweise: Andreas Männicke wurde am 26. Januar 2017 im Aktionärs TV über aussichtsreiche Aktien in Russland und über Rohstoffe befragt. Dort wurde auch Polen als Favorit in Zentralosteuropa benannt (bisher schon +15 Prozent, also weit besser als der DAX). Das letzte Radio-Interview war am 17. Januar 2017 in Börsen Radio Networks. Sie können sich das Interview jetzt bei www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ runterladen, ebenso wie das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 127:



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