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Wie ein Lauffeuer breitet sich der „Chart of Doom“ in den Medien aus und versetzt Anleger in helle Aufregung. Im besagten Chart wird der Kursverlauf des Dow Jones von 1928 bis ins Jahr 1930 dem Kursverlauf des Dow Jones ab Juli 2012 gegenübergestellt. Die optische Parallelität der beiden Kursentwicklungen suggeriert, dass wir uns aktuell an einem äußerst kritischen Punkt befinden: Setzt sich dieser „ähnliche“ Verlauf fort, steht uns im Jahr 2014 der große Crash bevor - analog zur großen Depression 1929.
Besorgniserregend, denkwürdig, beängstigend - um nur einige Begriffe zu nennen, die in den Medien in diesem Zusammenhang verwendet werden. Passender scheinen dabei allerdings folgende Ausdrücke zu sein: Irreführend bis dämlich! Dieser Chartvergleich hinkt außerordentlich. Das Motto scheint: „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ Statistische Spielereien Das Grundproblem: Die Y-Achsen der beiden Kursverläufe sind unterschiedlich skaliert. Dadurch entsteht tatsächlich eine optische Deckungsgleichheit, doch die sinnvolle statistische Grundlage fehlt. Würde man prozentuale Zuwächse gegenüberstellen, wäre die Parallelität gänzlich verschwunden: Während sich der Dow Jones von 1928 bis 1929 zwischenzeitlich verdoppeln konnte, bewegt sich der Zuwachs von Juli 2012 bis zum heutigen Punkt lediglich im Bereich von ca. 20 %. Dies würde sogar eine fortgeführte Parallelität relativieren: Während sich der Dow Jones in 1929 annähernd halbierte, ist das entsprechende Rückschlagpotential in 2014 deutlich geringer – darauf zu schließen, dass aus dieser Parallele die Gefahr einer erneuten „Halbierung“ des Dow Jones droht, ist schlicht und einfach grober Unfug. Zudem sind die Startzeitpunkte willkürlich gewählt: Weder der 20. Februar 1928 noch der 02. Juli 2012 zeichnen sich in irgendeiner Form durch besondere Relevanz aus, dienen offensichtlich primär der „Konstruktion“ dieses Vergleichs. Bereits eine geringe zeitliche Verschiebung genügt, um den Gleichlauf nahezu unkenntlich zu machen. Es stellt sich auch die Frage, ob der Dow Jones wirklich für einen Vergleich über eine derart lange Zeitspanne geeignet ist – als relativ „kleiner“ Index mit dynamischer Zusammensetzung. Von den ursprünglichen „Gründungsunternehmen“ im Jahr 1896 ist bis heute nur noch General Electric übriggeblieben. Ausdruck der Nervosität Kursverläufe der Vergangenheit bilden die vergangene Wertentwicklung ab, nicht mehr und nicht weniger. Die zukünftige Entwicklung der Aktienmärkte lässt sich nun mal nicht allein durch die Auswertung historischer Daten prognostizieren – diese sind lediglich hilfreich, um wiederkehrende psychologische Muster oder wirtschaftliche Parallelen aufzuzeigen. Der „Chart of Doom“ gehört definitiv nicht in diese Kategorie. Die statistische Aussagekraft dieses Vergleichs ist verschwindend gering – lediglich die psychologische Komponente einer „Ansteckungsgefahr“ innerhalb einer Abwärtsbewegung sollte man nicht ignorieren. Letztendlich verdeutlicht der „Chart of Doom“ aber vor allem eins: Die Skepsis ist noch längst nicht aus den Köpfen der Anleger verschwunden. Anders ist es nicht erklärbar, dass ein derart willkürlich konstruierter Vergleich so große Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Fazit Der „Chart of Doom“ ist eine statistische Spielerei. Dem Bullenmarkt droht vor allem dann der Absturz, wenn sich Euphorie breit macht. In euphorischen Phasen unternehmen Anleger verzweifelte Versuche und stellen fundamental sinnlose Vergleiche an, um die Fortsetzung des Bullenmarkts plausibel zu machen – die aktuelle Situation stellt sich komplett gegensätzlich dar! Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2014 erhältlich. Sie können die Prognose für 2014 kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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