Alt 25.01.10, 00:53
Obama-Schock ist kein Schock!
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Obama „schockte“ am Donnerstag die Finanzwelt mit der Ankündigung von Beschränkungen für die US-Banken. Der Bereich Investmentbanking soll abgetrennt werden, Hedge- und Aktienfonds, die nicht de Kunden dienen, sollen für Geschäftsbanken verboten werden. Im Grundsatz ist das eine Beschränkung des Eigenhandels, was vor allem die Großbanken treffen könnte, die ihr Geld und ihre Boni durch Eigenhandel verdienen. Damit will Obama nur das wieder rückgängig, was bis zur Wahl von Bill Clinton im Jahr 1999 schon geltendes Gesetz in den USA war. Für mich ist dies eine vernünftige Maßnahme, denn Banken sollten nicht – fast unbemerkt und unreguliert - zu „Zockerbuden“ verkommen, sondern der Wirtschaft Kredite geben und gute Berater sein.

Für solche Ideen kann sich freilich die Wall Street nicht begeistern, denn der Eigenhandel soll durch diverse Restriktionen beschränkt werden. Dies waren und sind aber immer noch die großen Gewinnpositionen für Großbanken wie JP Morgan und Goldman Sachs & Co. So war es auch nicht verwunderlich, dass die guten Jahresergebnisse bei Goldman Sachs und Wells Fargo mit jeweils über 12 Mrd. USD Gewinn in 2009 verpufften und die Wall Street in die Knie ging. Goldman Sachs hat im 4Q09 die Boni beschränkt und dadurch netto mehr verdient. Seit dem Hoch am 17. Januar von etwas über 10.700 Indexpunkten gab der Dow Jones bis auch 10.172 um über 500 Indexpunke in wenigen Tagen nach. Am Freitag brach der Dow Jones um 2% auf 10.172 Indexpunkte ein. Die NASDAQ verlor sogar 3% an Wert und gab auf 1794 Indexpunkte nach. Auch die guten Ergebnisse von IBM und Intel konnten die Anleger zwischenzeitlich nicht umstimmen. Der Konjunkturpessimismus nahm wieder zu.

Die Großbanken sollen in Zukunft bluten und durch eine Sondersteuer für die Finanzierung der „700 Mrd. USD-Umlage“, die Obama zur Rettung des Finanzsystems bereit hielt, aufkommen. In den nächsten 10 Jahren will Obama 90 Mrd. USD von den Großbanken einnehmen. Auch andere Regierungen wie die deutsche und britische denken über eine Finanzmarktsteurer nach, wobei es schwer sein wird, sich gegen die Banken-Lobby auch durchzusetzen. In Deutschland soll es gerüchteweise sogar den gläsernen Steuermenschen geben, wo alle Einkommen – so wie in Norwegen – per Internet für jedermann einsehbar sind. Das Rekordhaushaltsdefizit von 85 Mrd. € in Deutschland ist auch eine starke Bürde für die Zukunft. Da der Staat kein Geld hat, wird er – mit dem Rücken zur Wand - rigoroser werden, um zu Mehreinahmen zu kommen.

Für mich ist der „Obama-Schock“ aber kein Schock, sondern ein Schritt, der in die richtige Richtung geht. Dabei ist noch keinesfalls sichergestellt, dass die Obama-Pläne beim US-Kongress durchkommen. Auch die Gesundheitsreform könnte durch die neuen Stimmverhältnisse im Senat - die Demokraten verloren zuletzt eine wichtige Wahl in einer Obama-Hochburg - blockiert werden.

Obama wird das Regieren sicherlich nicht leicht gemacht. Im Gegenteil: er wird in diesem Jahr auch von der Bevölkerung ordentlich Gegenwind bekommen. Man kann nur hoffen, dass er dann nicht wie so mnachen US-Präsidenten durch „heroische Feldzüge“ im Ausland von den internen Problemen ablenken will. Ich nehme an, dass im Februar/März wieder Iran auf die Agenda kommt, was dann möglicherweise auch wieder eine Argumentationshilfe für das Minus bei den Kursbewegungen an der Wall Street sein wird.

Wie immer kommen solche Ankündigungen für die Bullen zur Unzeit, denn durch die Kursverluste in der der letzten Woche haben die Indices wie Dow Jones und S&P den Haussetrends seit März verlassen, so dass schon aus Gründen der Markttechnik eine scharfe Korrektur ohnehin von vielen Marktteilnehmern erwartet wurde – auch von mir. Als Trader ist es in solcher Situation in der Tat sinnvoll, rechtzeitig Long-Positionen glattzustellen, um dann auch wieder Liquidität zu haben, um bei tieferem Kursen wieder gestaffelt einzusteigen. In solchen marktechnischen Konstellationen werden dann immer Gründe für die Korrektur gesucht, die irgendwann ohnehin kommen muss und nun soll Obama wieder der Sündenbock sein, was er nicht ist.

Zuvor kam schon von China die Hiobsbotschaft, dass die Banken weniger Kredite geben sollen. Und schon kommen Befürchtungen auf, dass sich das dynamische Wachstum in China verlangsamen könnte. China war im letzten Jahr mit einem Wachstum von 10,7% die Konjunkturlokomotive der Welt, die auch die Rohstoffpreise nach oben zog. Die Konsum- und Investitionsausgaben stiegen in China um 15% und dennoch gab die Börse Shanghai in den letzten Tagen stark nach. Werden Sie vorsichtig, wenn die Anleger auf positive Konjunkturdaten nicht mehr positiv reagieren. Bleiben Sie dennoch bei Emerging Marktes (auch Osteuropa) übergewichtet, denn EM sollen in diesem Jahr im Durchschnitt mit China als Lokomotive um 7,7%,, die USA um 2,2%,, die Eurozone um 1,2% und Japan um 1,5% wachsen. Aber Sie sollten auch einmal Gewinne mitnehmen können.

So verloren die asiatischen Börsen letzte Woche 3-5% an Wert. Der Hangs Seng Index brach um 4,3% auf 20.726 Indexpunkte ein. Vietnam gab um satte 5% nach. Auch der Bovespa-Index (also Brasilen) korrigierte letzte Woche stark um 5%. Der RTS-Index war mit einem Wochenverlust von 4,6% der größte Verlierer unter den Ostbörsen. Gazprom verlor sogar 7% an Wert letzte Woche. Dennoch ist die Moskauer Börse noch seit Jahresbeginn im Plus. Genau diese starken Korrekturen um etwa 5% habe ich schon letzte Woche erwartet. Die Korrektur kann sich durchaus nach einer kurzen Erholung auf 10-15% ausgehend von den Hochs ausweiten, was ganz normal wäre und kein Grund zur Beunruhigung ist.

Gleichzeitig gab es wieder eine Flucht in den Dollar, was den Dollar stärkte. Der Euro fiel am Freitag auf 1,4133 zum Dollar. Auch dies war nicht zuletzt wegen der oft unterschätzen Griechenland-Misere vorhersehbar und ich habe die kommende Dollarstärke oft genug in meinen Kolumnen thematisiert, so dass Sie hinreichend auf die Euro-Schwäche (=Dollar-Stärke) vorbreitet waren. Nun machte auch der neue Chefvolkswirt der Deutsche Bank AG Thomas Mayer auf die Gefahr aufmerksam, dass der Euro auseinanderbrechen könnte, wenn das Griechenland-Problem nicht gelöst wird. In Griechenland betrug zuletzt das Haushaltsbilanzdefizit 12,7% des BSP und die Rating-Agenturen stuften die Staatsanleihen herunter, so dass Großbanken in Griechenland besser bewertet werden als Staatsanleihen.

Mit einem starken Dollar gingen erwartungsgemäß auch die Rohstoffpreise in die Knie, so dass Gold wieder auf 1091 USD/Unze fiel. Auch dies sollte unter normale und in meinen Augen nicht überraschende Korrektur abgehakt werden. Bei einem Goldpreis von unter 1070 dürfte es weitere Korrekturen geben, zumal wenn der Dollar dann unter 1,40 EUR/USD fallen sollte. Als Begründung für den fallenden Goldpreis kann angeführt werden, dass Gold-ETFs keine Zuwächse mehr an Kapital, sondern seit Dezember 2009 Abflüsse hatten. Die Gold–ETFs waren in den letzten Monaten eine der Hauptgründe für den steigenden Goldpreis. Inflation ist bisher noch kein Thema (in Japan herrscht noch Deflation und Preisunterbietungskampf vor!), wohl aber die von Medien oft geschürte Angst von einer Hyper-Inflation. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Goldpreis im Verlauf weiter bis 1050 korrigieren wird, wenn er unter 1075 USD/Unze fallen sollte. Langfristig bleibe ich aber ein Gold/Silber-Bulle.

Jeder Anleger kann diese Kursbewegungen auch auf der Short-Seite temporär ausnutzen, nur die wenigsten machen dies auch. Instrumente sind dafür mittlerweile genug vorhanden, was ein Vorteil der Derivate-Industrie ist. Zumindest können damit sehr gut Long-Only Produkte temporär gehedgt werden, was auch für den konservativen Börsenbullen sinnvoll ist. In meiner letzte Kolumne schrieb ich noch zum Schluss: „Falls der DAX unter 5800 Indexpunkte fallen sollte, dürfte es auch stärkere Korrekturen in Deutschland geben. Trader sollten knappe Stopp-loss-Marken beachten, zumal dann auch in den nächsten Tagen Trendbrüche an anderen Weltbörsen drohen.“ Genauso kam es jetzt, was ein ganz normaler Vorgang ist und relativ wenig mit den Ankündungen von Obama zu tun hat.

Wichtig für den Anleger ist auch die Liquiditätssteuerung. Wenn langfristige Haussetrends verlassen werden, ist es sinnvoller, zum Teil mehr in Liquidität zu gehen und sich nicht gegen den Trend zu stellen oder ihn zu ignorieren. Solche Börsenphasen wie jetzt gibt es etwa 3-4 mal im Jahr und dies sollte man auf der Shortseite nutzen. Daher ist es sinnvoll im Trading-Bereich die Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min) abzuhören, wo ich täglich meine Markteinschätzungen gebe.

Ich glaube aber an ein schnelles Comeback, weil die meisten Unternehmensergebnisse positiv verlaufen werden. Zudem ist genug Liquidität da und die Zinsen sind noch gering. Fatal wird es erst, wenn die Zinsen nachhaltig zu steigen beginnen, was noch nicht der Fall ist. Und dennoch kann es zu Enttäuschungen kommen, wenn zu einem der Ausblick vage oder schlecht ist oder die Ergebnisse noch besser erwarte werden, wie dies schon letzte Woche bei JPMorgan der Fall war.

Auch die Schuldenexplosion muss weiter beachtet werden; Japan hat mittlerweile über 7 Billionen € Schulden und zudem eine Deflation. Es ist klar, dass sich Japan und auch die USA keine steigende Zinsen erlauben können, da dann schnell eine Haushaltsnotlage (oder Pleite) diskutiert wird. Die Frage ist nicht nur wann Griechenland, sondern auch wann das überalterte Japan pleite ist. Hier tickt auch das demografische Problem als Zeitbombe, denn kaum ein Industrie-Land auf der Welt ist so hoch verschuldet wie Japan nach 20-jähriger Stagnation und fortlaufenden Konjunkturprogrammen und 0-Zinspiltik ohne Wirkung. In Japan bekommt man übrigens nur 6 Monate Arbeitslosengeld, dann wird man zum Sozialfall. Der Nikkei-Index gab am Freitag um 2,6% auf 10,590 Indexpunkte nach. Zuvor stieg er aber seit Dezember rasant von 9000 auf 11.000 Indexpunkte an. Im letzten Jahr war Japan aber noch der Underperformer unter den Weltbörsen. Japan is das Schreckgespenst für alle Langfristinvestoren, denn seit dem Hoch im Jahr 1990 ging es 20 Jahre lang bergab bzw seitwärts.

Einige Experten befürchten nun Ähnliches für die US-Börsen aufgrund der hohen Verschuldung. Immerhin nahm die Exportwirtschaft in Japan wieder drei Quartale hintereinander zu. Exportweltmeister bleibt aber China vor Deutschland. Dies ist aber eine weitere Gefahr für die Weltbörsen, falls es zu Wachstumsenttäuschungen in China kommen sollte, was bisher noch nicht der Fall ist. Eine Gefahr für ein „economic recovery“ ist in den USA weiterhin die Immobilienseite. Gewerbeimmobilienpreise geben weiter nach, Die Zahlen der Häuserneubauten sank im Dezember um 4% zum Vormonat, stiegen aber um 0,2% zum Vorjahr. Die Leading Indicators stiegen jetzt mehrfach in Folge, zuletzt im Dezember um 1,1%, was ein gutes Zeichen für eine Konjunkturerholung in den USA ist. Wir werden weiter - gerade jetzt in der nervösen Marktverfassung - die nächsten US-Daten und Unternehmensberichte zu analysieren und interpretieren haben. Ich glaube, dass die nächsten Daten positiv ausfallen werden. So richtig bearish wird es erst, wenn der Dow Jones unter 10.000 Indexpunkte fallen sollte.

Der Ölpreis fiel am Freitag wieder auf 74 USD/Barrel, womit auch russische Ölwerte unter Druck kamen. Gazprom gab an der Frankfurter Börse um 1% auf 16,97 €, Tatneft aber sogar um 6,6% auf 20,45 € nach. Der RTS-Index verlor am Freitag 2,67% und schloss bei 1489 Indexpunkten, nachdem zuvor in der letzten Woche mit 1590 Indexpunkten noch ein neues 12-Monatshoch erreicht wurde. Dennoch zählt die Moskauer Börse mit einem Plus von 5% schon wieder zu den Top-Performern unter den Weltbörsen seit Jahresbeginn, denn die meisten Weltbörsen befinden sich schon wieder im Minus. Es gibt in Russland weiterhin gute Chancen im Rohstoff-, Telekom und Konsumsektor.

Welche Aktien jetzt besonders chancenreich sind, können Sie im nächsten EAT STOCK TRENDS nachlesen. Im letzten Jahr konnte die Musterdepots eine Performance von 150 bzw 180% erzielen. In Tschechien stieg der Musterdepotwert des EST CETC (Medien aus Tschechien) um 16%, da die verlustbringenden ukrainischen Assets für 300 Mio USD verkauft werden konnten. Die letzte „Aktie des Monats“ Dezember 2009 Tallink – eine Fährgesellschaft aus Estland - stieg um 37% an. Der Spielcasinobetreiber Olympic Entertainment aus Estland konnte im Januar sogar um mehr als 60% zulegen. So gibt es immer wieder neue Chancen auch an den Ostbörsen. Bestellen Sie jetzt ein Probe-Exemplar unter www.eaststock.de und lesen Sie die Hintergründe dazu. Ich hatte auch im letzten EST diese Korrektur angekündigt, ebenso wie die crashartigen Szenarien im 4Q09 vorher rechtzeitig im Sommer 2008 erkannt und auf die Risiken hingewiesen wurden.

Bei russischen Aktien muss die 1300-Marke beim RTS-Index halten, sonst wird es bearish. Noch handelt es sich um ganz normale, gesunde Korrekturen, wo kein Grund besteht, nervös zu werden. Dennoch wird die Nervosität der Anleger in den nächsten Tagen zunehmen. Da ich aber recht gute Unternehmensergebnisse in den nächsten Wochen erwarte, glaube ich auch wieder an ein Pull back, also ein Markterholung. Der Markt ist aber deutlich angeschlagen, da wichtige Chartmarken wie der Haussetrend seit März gebrochen wurden. Wie gut, dass es dafür einen Schuldigen gibt und der heißt Obama.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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