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Die OPEC+ hat die Reduktion der täglichen Ölfördermenge von 2 Mio. Fässern pro Tag beschlossen. Das sind etwa 2% der weltweit täglich geförderten Ölmenge, die OPEC+ sind insgesamt für ein Drittel der weltweiten Förderungen verantwortlich.
Schon im Vorfeld der Entscheidung sprang der Ölpreis an. Eine Reduktion des Angebots zielt natürlich auf höhere Preise ab. Nun haben wir in der Vorwoche eine so pessimistische Verfassung an den Finanzmärkten gemessen, dass eine heftige Gegenreaktion zu erwarten war. Witzigerweise befeuerte der steigende Ölpreis die Gegenbewegung noch. Denn insbesondere bei fest hinterlegten Handelsalgorithmen gilt ein steigender Ölpreis als Indikator für eine gesunde Konjunktur. Und da die Algorithmen nicht berücksichtigten, dass der Preisanstieg durch eine Angebotsreduktion erzeugt wurde und nicht etwa durch eine gesunkene Rezessionsgefahr, sprangen die Aktienmärkte über nunmehr drei Tage heftig an. Es wird noch witziger: Die Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag ist gar nicht so drastisch, wie es die absoluten Zahlen zunächst vermuten lassen: Durch die geopolitischen Spannungen fördern einige der OPEC+-Länder ohnehin nicht mehr so viel Öl, wie ihnen die Quoten zugestehen. Insbesondere in Russland ist die Förderung deutlich zurück gegangen. Die nun offiziell verabschiedete Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag spiegelt somit zum Teil lediglich die Realität der vergangenen Monate wider. Dennoch ist US-Präsident Joe Biden Berichten zufolge wütend und überlegt nun, OPEC-Mitglied Venezuela um eine Fördererhöhung zu bitten. Sie sollten wissen, dass sich die USA und Venezuela spinnefeind sind. Doch mehr als den "Failed State" Venezuela fürchtet Biden den Widerstand der heimischen Klima-Aktivisten, die jede neue Pipeline im eigenen Land kritisieren würden. Es ist ja nicht so, dass die USA nicht ihre Fördermenge ausweiten könnten. Es ist jedoch so, dass die Ölunternehmen das nicht möchten. Wir haben einen Öl- und Gas-Förderer in unserem Heibel-Ticker Portfolio, der keine Gelegenheit auslässt, zu betonen, dass man nicht in den Ausbau der Förderung investiere, sondern alle Gewinne ausschütten werde, da die Tage der fossilen Brennstoffe gezählt seien. Einmal mehr wird uns anschaulich vor Augen geführt, dass die westliche Politik viele ihrer Klimaversprechen auf dem Rücken von Drittländern (häufig Schwellenländer) umsetzen, um dann in Festvorträgen die Systeme der Drittländer zu verurteilen. Das gilt übrigens auch für die Energiepolitik Deutschlands. Die Drittländer tolerieren diese Doppelzüngigkeit offensichtlich nicht mehr. So wird der Westen nun gezwungen, die eigenen Versprechen selber umzusetzen: Durch hohe Investitionen in neue Technologien, durch Gesetze und Verbote und schließlich auch durch Verzicht. Natürlich ist man bemüht, den Verzicht so gering wie möglich zu halten, sonst drohen Unruhen. Wir dürfen gespannt sein. Was wir diese Woche gesehen haben, war also nicht viel mehr als eine Gegenbewegung nach den heftigen Ausverkäufen der vergangenen Wochen. Eine Gegenbewegung beginnt in der Regel mit Shorteindeckungen. Das sind Spekulanten, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt haben. Sie decken ihre Leerpositionen ein, indem sie Aktien zurückkaufen, was eine Gegenbewegung auslösen kann. Nun kann man sagen, dass diese Deckungskäufe noch kein Urteil darüber sind, ob die meisten Aktien nun günstig genug für ein langfristig ausgerichtetes Depot sind. Richtig. Aber langfristig ausgerichtete Anleger kümmern sich wenig um das Treffen eines Korrekturtiefs, sie sind ohnehin nicht diejenigen, die einen Wendepunkt definieren. Es sind meiner Erfahrung nach (und die reicht immerhin bis 1988 zurück) immer Shorteindeckungen, die einen ersten Boden erzeugen. Erst in den kommenden Wochen werden wir dann beurteilen können, ob es sich um einen tragfähigen Boden handelt, oder nicht. Dazu werden wir uns die Q-Zahlen anschauen, die ab nächster Woche veröffentlicht werden. Die US-Banken beginnen, dann folgen die Tech-Unternehmen und Einzelhändler. Gleichzeitig müssen wir die Konjunkturdaten beobachten, um die nächsten Schritte der Notenbanken abzuschätzen. Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an. Hinweis: Die heutige Ausgabe wurde bereits Donnerstag Abend/ Freitag früh fertig gestellt, daher ist nicht der Wochenschlusskurs in der Tabelle, sondern der Schlusskurs vom Donnerstag Abend. Wochenperformance der wichtigsten Indizes INDIZES (05.10.22) Woche Δ Σ '22 Δ Dow Jones 30.177 3,6% -17,0% DAX 12.476 3,0% -21,5% Nikkei 27.311 5,3% -5,1% Shanghai A 3.170 0,0% -16,9% Euro/US-Dollar 0,98 0,2% -13,6% Euro/Yen 142,06 0,4% 8,6% 10-Jahres-US-Anleihe 3,81% 0,07 2,30 Umlaufrendite Dt 1,93% -0,08 2,21 Feinunze Gold $1.711 2,8% -6,2% Fass Brent Öl $94,09 7,0% 19,4% Kupfer $7.874 4,1% -18,7% Baltic Dry Shipping $1.996 10,5% -10,0% Bitcoin $20.056 1,8% -57,3% | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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