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Auch in der abgelaufenen Handelswoche bestimmte die Europeripherie das Geschehen an den Anleihenmärkten. Während sich Irland zunächst noch zierte den Rettungsschirm in Anspruch zu nehmen, kokettierte Portugals Außenminister bereits offen mit einem Austritt aus der europäischen Währungsunion.
Spätestens zum Wochenstart hat der Bund-Future seinen Seitwärtstrend endgültig verlassen. Nachdem deutsche Bundsanleihen bereits gegen Ende der Vorwoche Verluste hinnehmen mussten, ging es am Montag nochmals deutlich abwärts: Bei Handelsschluss notierte das Anleihenbarometer bei 128,87 Basispunkten, was einem Minus von 54 Zählern entsprach. Nicht ganz unschuldig an der Talfahrt des Anleihenbarometers war sicherlich die kleine Kursrallye am Aktienmarkt zum Nachmittag. Doch bereits am Montag wurde deutlich, dass die Sorgen um die Staaten der Europeripherie das dominierende Thema bleiben würden: Die Euro-Finanzminister, sowie Vertreter der europäischen Zentralbank kamen in Brüssel zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Causa Irland zu beraten. Die Interessen waren bereits im Vorfeld klar abgesteckt, wobei die Regierung in Dublin teilweise sehr deutlich dazu gedrängt wird, Hilfen von der European Financial Stability Facility (EFSF – die Verwalterin des Rettungsschirms) in Anspruch zu nehmen. Im Großen und Ganzen haben sich im Spiel um Irland vier große Fraktionen formiert: 1. Die übrigen Mitglieder der PIGS-Combo (Portugal, Griechenland, Spanien): Diese werfen den Iren vor, durch ihr Zaudern die Risikoaufschläge weiter nach oben zu treiben. 2. Eine Fraktion um Deutschland und Luxemburg: Hier herrscht die Sorge um die langfristige Stabilität des Euro vor, sollte nicht schnellstmöglich ein Ausweg aus der ausufernden Schuldenkrise gefunden werden. 3. Die Europäische Zentralbank (EZB): Die Währungsbehörde der Europäischen Union hat Irland bereits im Oktober 130 Milliarden Euro an Notfallkrediten zur Verfügung gestellt, da ohne diese Hilfe das irische Bankensystem bereits kollabiert wäre. Würden die Iren unter den Rettungsschirm schlüpfen, könnte die Zentralbank ihr eigenes Engagement zurückfahren. 4. Irland: Die Iren wollen sich nicht das Stigma eines „Bail-Out“ (Schuldenübernahme bzw. Tilgung, Haftungsübernahme durch Dritte) ans Revers heften und einen Präzedenzfall schaffen. Zwangsläufig würde die irische Regierung ein großes Stück Autonomie, vor allem im Bereich der Fiskalpolitik, an die EU verlieren. Außerdem setzt die Regierung in Dublin – wie es scheint – auf den Faktor Zeit. Erst im Sommer 2011 muss sich Irland wieder über die Märkte refinanzieren und bis dahin könne viel passieren, so der Poker Irlands. Nachdem der Bund-Future am Vormittag noch leichte Gewinne verbuchen konnte, ging es am Nachmittag schon wieder deutlich gen Süden. Gegenüber dem Vortag schloss das deutsche Anleihenbarometer mit einem Minus von 73 Zählern. Nach den anhaltenden Querelen in der Europeripherie sorgte hierzulande immerhin der ZEW-Index für einen kleinen Lichtblick, der mit 1,8 Punkten, deutlich besser ausfiel, als im Vorfeld erwartet. Zwar gab es auch aus den USA eine ganze Reihe frischer Wirtschaftsdaten, doch lagen diese allesamt im Bereich der Erwartungen, weshalb von dieser Seite keine nachhaltigen Impulse ausgingen. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich veröffentlichte außerdem eine Tabelle, welche ausweist, wie Tief der irische Staat bei ausländischen Gläubigern in der Kreide steht. In Europa wären, neben Deutschland, vor allem Großbritanniens Banken von einem Zahlungsausfall Irlands besonders betroffen. Während Irland bei deutschen Finanzinstituten gut 138 Milliarden Euro Schulden hat, sind es bei britischen Banken gar 148 Milliarden Euro. Der größte Gläubiger auf deutscher Seite ist bezeichnenderweise die bereits verstaatlichte Hypo Real Estate. Die HRE besitzt irische Schuldverschreibungen im Gesamtwert von rund 10,3 Milliarden Euro. Trendwende im Fall Irland? Der Chef der irischen Notenbank, Patrick Honohan, geht mittlerweile davon aus, dass der zahnlose keltische Tiger nun doch unter den Rettungsschirm schlüpfen werde. Der oberste Banker der grünen Insel erwartet einen „sehr umfangreichen Kredit“ in Höhe von „dutzenden Milliarden Euro“. Allerdings betont Honohan im gleichen Atemzug, dass die Bedingungen der Hilfe stimmen müssten, „so dass sie dem Interesse der irischen Menschen entsprechen.“ Irland fürchtet das finanzpolitische Diktat der Europäischen Union. Es mutet etwas grotesk an, dass Honohan die Milliarden-Hilfe nur unter gewissen Bedingungen annehmen will. Vorerst skeptisch bleibt nicht zuletzt die Leiterin des Stuttgarter Anleihenhandels, Sabine Traub: „Ob sich die übrigen EU-Partner auf einen solchen Deal einlassen werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantwortet werden.“ Der Bund-Future, der im Moment zwangsläufig etwas im Schatten steht, konnte sich zur Wochenmitte etwas konsolidieren und verzeichnete ein Plus von 31 Basispunkten. Am Donnerstag war es jedoch schon wieder vorbei mit der Konsolidierung und der Bund-Future musste erneute starke Verluste hinnehmen. Vor allem der Philadelphia Fed Index, der deutlich über den Erwartungen lag, und die daran anschließende Kursrallye an den Aktienmärkten, setzten dem deutschen Anleihenbarometer zu. Zum Wochenausklang verläuft der Handel an den Finanzmärkten in ruhigen Bahnen. Der Bund-Future kann dabei leicht zulegen auf 127,58 Zähler. Anlegertrends: Zeichnung von 3W Power Holdings/AEG Power Solution erfolgreich angelaufen Die Anleihe der 3W Power Holdings/AEG Power Solution hat einen erfolgreichen Zeichnungsstart zu verzeichnen. Seit Donnerstag können Anleger die Anleihe des Energie-Dienstleisters direkt über ihre Haus- bzw. Onlinebank durch Übermittlung eines Kaufauftrages an der Börse Stuttgart erwerben. (WKN: A1A29T). Die Mindeststückelung der fünfjährigen Anleihe liegt wie gewohnt bei 1.000 Euro nominal. Der Kupon beträgt 9,25 Prozent. Börse Stuttgart TV Und es ist noch lange nicht Schluss…! Mit der 3W Power Holdings/AEG Power Solutions folgt bereits der nächste Bondm-Kandidat mit einer Anleihe im Volumen von 125 Millionen Euro. Wofür will der Energie-Dienstleister das Geld einsetzen? Kann die Branche von der anziehenden Konjunktur profitieren? Wie ist das Unternehmen aufgestellt? Entscheidende Fragen für potenzielle Anleger. Andreas Franik im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der AEG PS, Dr. Horst J. Kayser. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=4584 “Wir sind einmal mehr überaus zufrieden mit dem Zeichnungsstart”, konstatiert eine sichtlich zufriedene Sabine Traub. Auch das jüngste Mitglied der bondm-Familie, eine Anleihe der 3W Power Holdings/AEG Power Solutions, stößt auf rege Nachfrage bei den Anlegern. Abseits von Bondm steht immer noch Irland im Fokus. Wollen die Iren jetzt unter den Rettungsschirm oder nicht? Die Leiterin des Stuttgarter Rentenhandels bei Börse Stuttgart TV. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=4635 Ab Montag befindet sich eine Anleihe von ETL | Freund & Partner GmbH (WKN: A1EV8U) in der Zeichnung. Deutschlands größte Steuerberatungsgesellschaft versucht mit einer sogenannten Hybridanleihe zu punkten. Bei dem Wertpapier der ETL | Freund & Partner GmbH Steuerberatungsgesellschaft handelt es sich um eine nachrangige Anleihe mit Eigenkapitalcharakter, weshalb die Anleihe nicht im Bondm-Segment gelistet wird. Denn zusätzlich zum jährlichen Kupon bietet die Hybridanleihe eine gewinnabhängige Erhöhung des Buchwertes in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr, wobei die Auszahlung mit Fälligkeit der Anleihe erfolgt. Sollte das Unternehmen in einem Geschäftsjahr einen Jahresfehlbetrag ausweisen, sieht die Anleihe eine Verlustbeteiligung der Anleger vor. Je nach Höhe und Art des Jahresfehlbetrages verringert sich der Buchwert der Anleihe im betreffenden Jahr um 0,25 Prozent oder mehr. Hybridanleihen unterscheiden sich bei den Ausstattungsmerkmalen von klassischen Anleihen. Die konkreten Bedingungen für Anleger sind im Wertpapierprospekt detailliert dargestellt. Den Neuemissionsmarkt in dieser Woche bereicherte eine Anleihe der Électricité de France (WKN: A1A3G4). Der französische Energieversorger verspricht einen festen Kupon von 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Jahren. Die Mindeststückelung liegt bei 50.000 Euro nominal. Coca-Cola emittierte eine Schuldverschreibung mit einer Laufzeit bis zum 15. November 2013 (WKN: A1A3LG). Der feste Kupon liegt bei 0,75 Prozent, während die Mindeststückelung bei 2.000 US-Dollar nominal liegt. Am Dienstag begab sich die KUKA AG mit einer 7-jährigen Anleihe in den Stuttgarter Rentenhandel (WKN: A1E8X8) und kann schon gute Umsätze verzeichnen. Der Augsburger Maschinenbauer setzt dabei auf eine Mindeststückelung von 50.000 Euro nominal, bei einem festen Kupon von 8,75 Prozent. Den Abschluss in dieser Woche bildet die AcelorMittal AG mit einer ebenfalls 7-jährigen Schuldverschreibung. Das Papier der Luxemburger beinhaltet einen festen Kupon von 4,625 Prozent. Die Mindeststückelung liegt bei 50.000 Euro nominal (WKN: A1A3SE). Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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