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Vor dem verlängerten Wochenende möchte ich noch einmal auf die beiden vorangegangenen Analysen eingehen. Am Montag hat Ihnen mein Kollege Torsten Ewert erklärt, dass sich ein Eindruck oder eine Erwartung, die man aus einer (charttechnischen) Analyse erhält, mit den Ereignissen des nächsten Tages schon wieder vollständig ändern kann. Dazu haben wir gestern ein Paradebeispiel im DAX erlebt.
Kurzzeitig überwiegend bearishe Anzeichen Der DAX hatte eine Seitwärtsrange zwischen ca. 9.750 und 10.100 Punkten etabliert (blaues Rechteck). Innerhalb dieser Range kam es am Mittwoch vergangener Woche zu einem tieferen Hoch bei 9.946,27 Punkten (rote horizontale Linie) und am Montag zu einem Fehlausbruch im Bereich dieses Hochs (roter Kreis). Damit erhielt der DAX erhöhten Druck von oben. Auf der Unterseite etablierten sich derweil höhere Tiefs, so dass sich eine kurzfristige Aufwärtslinie (grün) bildete. Diese wurde gestern gebrochen (roter Pfeil). Damit wurde nicht nur der Druck von oben (tieferes Hoch + Fehlausbruch) bestätigt, sondern neben dem Bruch der kurzfristigen Aufwärtslinie auch noch im (folgenden) Tageschart die untere Linie des längerfristigen Trendkanals verletzt (roter Pfeil). Damit deuteten erst einmal alle Zeichen kurzfristig klar auf fallende Kurse hin. Chartbild plötzlich gewandelt Doch exakt an dem Tief vom Donnerstag der vergangenen Woche bei 9.773,72 Punkten (grüne horizontale Linie im oberen Chart) drehte der DAX plötzlich nach oben, eroberte die kurz- und die längerfristige Aufwärtslinie zurück, stieg sowohl über das tiefere Hoch vom Mittwoch als auch über das Hoch des Fehlausbruchs vom Montag und beendete die Rally erst exakt an den beiden Hochs vom 12. und 17. Mai bei rund 10.080 Zählern. – Diese Erholung zeigt, wie schnell sich ein Chartbild in kürzester Zeit komplett wandeln kann. Auch die Stimmung der Anleger wechselt ständig Ganz ähnlich ist es mit der Stimmung an den Märkten. Gestern habe ich über die Schuldenprobleme der Griechen berichtet. Hier hat sich längst ein Gewöhnungseffekt eingestellt. Reichte vor einiger Zeit bereits die Nennung des Landesnamens aus, um Panik bei den Anlegern zu Wecken, so belastete die aktuelle Debatte um die mögliche Zahlungsunfähigkeit im Juli die Kurse kaum noch. Und auch in der anhaltenden Debatte um die nächste Zinserhöhung der Fed kann es bei wechselnder Stimmung zu unterschiedlichen Kursreaktionen kommen. Bis vor kurzem war die steigende Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Juni geeignet, die Aktienkurse in kürzester Zeit auf Talfahrt zu schicken. Doch es gibt noch eine andere Sichtweise: So sind steigende Zinsen ein Zeichen dafür, dass es der Wirtschaft gut bzw. besser geht. Und wie die US-Einkaufsmanagerdaten gestern gezeigt haben, blickt man zuversichtlich auf das weitere Wirtschaftswachstum. Entsprechend bleibt ein Bullenmarkt oft trotz Zinsanhebungen bestehen, so lange die Zinsen auf ein nicht zu hohes steigen. Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum steigende Zinsen zu steigenden Kursen kommen können: Die Finanzunternehmen, und hier auch vor allem die Versicherungen, haben große Probleme, bei den niedrigen Zinsen Gewinne zu erwirtschaften. Steigen die Zinsen, werden auch deren Gewinne zulegen. Sie profitieren also zunächst von steigenden Zinsen. Und so haben gerade Finanzwerte auch zum Beispiel die gestrige Rally in den US-Indizes angetrieben. Die Kursentwicklung ist daher stark abhängig von der Marktstimmung. Und die ist genauso wechselhaft, wie ein kurzfristiges Chartbild, das innerhalb weniger Minuten oder Stunden von bearish auf bullish schaltet, wie gestern im DAX gesehen. Seien Sie jederzeit auf steigende UND fallende Kurse vorbereitet! Daher ist es wichtig, jederzeit Handlungsideen zu haben wie „Wenn X geschieht, dann wird die Lage bullish(er), wenn Y geschieht, dann wird die Lage bearish(er).“ Die Target-Trend-Methode bietet Ihnen genau das. Auch wenn die Lage mal recht unübersichtlich erscheint, weil die Märkte zum Beispiel im Spannungsfeld zwischen Zinsdebatten, Unternehmens- und Konjunkturdaten sowie politischen Diskussionen über die Schulden Griechenlands und die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens stecken (siehe gestrige Analyse), geben Ihnen die Target-Trend-Marken stets Hinweise, in welche Richtung man traden kann. Und manchmal ist es auch besser, sich einfach aus dem Markt herauszuhalten, wie in der Seitwärtsbewegung zwischen grob 9.750 und 10.100 Punkten, weil es dort zu viele Fehlsignale gab. Durch den Ausbruch des DAX über die Mittellinie bei 10.105 Punkten wurde die enge Seitwärtsrange aber nun nach oben aufgelöst. Die kurzfristige Börsenampel steht daher auf Grün. Dies würde sich erst wieder ändern, wenn der DAX unter das Ausbruchsniveau zurückfällt. Viele Grüße Ihr Sven Weisenhaus | ||
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