Beitrag gelesen: 3735 x |
||
Gleich vier europäische Finanzinstitute wollen die von der EZB gewährten Billigkredite vorzeitig zurückzahlen. Die italienische Unicredit, die spanische La Caixa, sowie die beiden französischen Institute BNP Paribas und Société Générale planen die von den Notenbankern in Frankfurt gewährten Drei-Jahres-Tender zumindest anteilig in den kommenden zwölf Monaten zu tilgen. Laut Informationen der FTD könnten die vier Geldhäuser in den nächsten Monaten bis zu 30 Milliarden Euro (plus Zinsen) nach Frankfurt zurück überweisen. Eigentlich müssten die Banken ihre Schulden erst zwischen Dezember 2014 und Februar 2015 begleichen, zudem sind die Konditionen bei einem Zinssatz von nur einem Prozent geradezu sensationell. Weshalb trotzdem gleich vier Großbanken frühzeitig ihre Kredite zurückzahlen wollen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Gegenüber FTD erläutert ein Bankchef seine Beweggründe: „Zwei Gründe sprechen dafür, eher zurückzuzahlen. Zum einen halte ich es nicht für klug, wenn wir alles in drei Jahren begleichen“. Zum anderen können sich die Finanzinstitute offenbar wieder halbwegs günstig über den Kapitalmarkt refinanzieren. Zwar müssen die Banken an den Rentenmärkten naturgemäß höhere Zinsen zahlen, auf der anderen Seite können diese sich jedoch längerfristig – also zumindest für mehr als drei Jahre – Geld beschaffen. Sind das bereits erste Entspannungstendenzen auf dem zuletzt stark gebeutelten Bankensektor? Ja und nein. Einerseits gelingt es offenbar einigen Großbanken wieder sich auf dem Kapitalmarkt mit ausreichend Liquidität einzudecken. Andererseits muss man die geplante Rückzahlungssumme in Relation setzen: Wenn nun einige Banken 30 Milliarden Euro zurückzahlen wollen, so entspricht dies gerade einmal drei Prozent der gesamten Verleihsumme. Vor diesem Hintergrund erscheint die Summe dann doch wieder nicht ganz so voluminös…
Die ersten Banken wollen zumindest teilweise ihre Kredite zurückzahlen, die EZB erwägt nun auch öffentlich einen Ausstieg aus dem Pfandbriefkaufprogramm und Stützungskäufe von Renten aus der Europeripherie von Seiten der Zentralbank in Frankfurt sind derzeit auch nicht mehr notwendig. Kein Wunder also, wenn deren Chef Mario Draghi zunehmend optimistischer wird und die Talsohle der Eurokrise durchschritten sieht. Doch ein Großteil seiner Kollegen aus der Privatwirtschaft kann diese Zuversicht nicht teilen: „Das Vertrauen in den Bankensektor und die Stabilisierung der hoch verschuldeten Euro-Staaten sind noch zu schwach“ konstatierte Allianz Chefökonom Michael Heise in dieser Woche. Dass Heise mit dieser Meinung nicht alleine dasteht untermauerte die von der FTD durchgeführte Zinsumfrage: 23 von 36 Befragten Volkswirten halten ein Ende der Liquiditätsversorgung durch die EZB für verfrüht. Zuviel des Pessimismus? Vielleicht. Doch bei Licht betrachtet ist die Krise in Europa noch längst nicht ausgestanden. Tatsächlich kann es sich die EZB derzeit leisten keine weiteren Stützungskäufe vorzunehmen. Aber vielleicht nur deshalb, weil die nationalen Banken diesen Part übernommen haben und mit der frischen Liquidität aus den Drei-Jahres-Tendern die Anleihen der Europeripherie aufkaufen. Tatsächlich geht die EU-Kommission davon aus, dass in Portugal kein zweites Hilfsprogramm nötig sein werde. Doch was ist mit Spanien und insbesondere Griechenland, wenn selbst griechische Wirtschaftsforscher magere Zeiten prognostizieren? Tatsächlich scheint der Finanzsektor seinen Weg zur Restrukturierung gefunden zu haben. Allerdings wird sich erst zu Beginn des Jahres 2015 – wenn auch der zweite Tender ausläuft – zeigen wie stabil der Sektor wirklich ist. Kommt jetzt doch wieder kein QE III? Langsam aber sicher werden die Spekulationen um ein erneutes Aufkaufprogramm der Fed beziehungsweise einer Fortführung der geldpolitischen Maßnahmen zu einem Possenspiel an den Märkten. Vergangene Woche revidierte Ben Bernanke noch aufkeimende Gerüchte, dass die Fed von ihrer quantitativen Lockerung abrücken könnte. Im Gegenteil: Die Aussagen Bernankes wurden dahingehend interpretiert, dass die Fed womöglich sogar ein drittes „Anleihekaufprogramm“ aufzusetzen bereit sei. Jetzt wurde bekannt, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed bereits am 13. März vereinbarte, vorerst auf weitere geldpolitische Maßnahmen zu verzichten. Die Mitglieder des FOMC einigten sich darauf, nur im Falle gravierender inflationärer Tendenzen, sowie erneuter massiver wirtschaftlicher Turbulenzen einzugreifen. Bondm-News Die Berichtssaison ging in dieser Woche weiter: Im Jahr 2011 konnte die Unternehmensgruppe Uniwheels (A1KQ36) ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielen. Trotz Energiepreissteigerungen und höheren durchschnittlichen Aluminiumpreisen konnte ein um Sondereffekte bereinigtes EBITDA von 30,9 Mio. Euro erzielt werden. Das Nettoergebnis der Uniwheels Gruppe inklusive der Sondereffekte belief sich auf -4,2 Mio. Euro. Zur Absicherung der Marktposition im Erstausrüstungsmarkt und Zubehörsmarkt tätigte Uniwheels Investitionen in Höhe von circa 26 Mio. Euro. Auch in diesem Jahr möchte das Unternehmen den Kurs eines nachhaltigen und profitablen Wachstums bei gleichzeitiger Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität konsequent fortsetzen, so Rolf Graf, Vorsitzender der Geschäftsführung der UNIWHEELS Gruppe. Die Konzernobergesellschaft und Garantin der Uniwheels-Anleihe ist die Rasch Holding Ltd. Im Zuge des Folgerating-Prozesses vergibt die Ratingagentur EULER Hermes für die Rasch Holding LTD die Ratingnote BB-. Die Royalbeach Spiel- & Sportarktikel Vertriebs GmbH (A1K0QA) steigerte den Umsatz und den Jahresüberschuss im Jahr 2011. Der Umsatz konnte von 63.70 Mio Euro in 2010 auf 65,25 Mio. Euro in 2011 gesteigert werden und im letzten Jahr wurde ein Jahresüberschuss von 1,10 Mio Euro erzielt (2010: 0,71 Mio. Euro). Das öffentliche Angebot der 7,75 % Anleihe der MITEC Automotive AG (A1K0NJ) wurde am 04. April 2012 beendet. Das Emissionsvolumen der Anleihe mit fünf jähriger Laufzeit beträgt 23,75 Mio. Euro. „Mit dem jetzt erreichten Erlös können wir unseren internationalen Wachstumskurs in den USA und China wie geplant fortsetzen, die Forschung und Entwicklung im Bereich Downsizing, Hybridisierung, Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Reduzierung weiter vorantreiben und werden zudem ein Stück unabhängiger in der Unternehmensfinanzierung“, erklärt Dr.-Ing. Michael Militzer, Gründer und Vorstandsvorsitzender der MITEC Automotive AG. Die Vorstände der Payom Solar AG (A1J3M9) Norbert Apfel, Claas Fierlings und Josh Weinstein sind zum 31.03.2012 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Der Aufsichtsrat des Unternehmens beruft Detmar Dettmann als neuen Alleinvorstand. Für die Weiterentwicklung der Mikrogasturbinentechnik werden der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr AG (A1EWGX) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammenarbeiten. Neben der Kooperation in der Weiterentwicklung der energieeffizienten Technologie ist die Ausrüstung der neue Energiezentrale des DLR in Stuttgart-Vaihingen mit drei Mirkrogasturbinen-Anlagen durch die Dürr AG geplant. Die Joh. Friedrich Behrens AG (A1H3GE) übernimmt die Joint Venture Anleihe des Mitgründers der BeA Slovensko in Liptovsk, Slowakische Republik. Die BeA Slovensko vertreibt Klammer- und Nagelsysteme der Marke BeA und ein Beiprogramm für Beschlagtechnik. Die Firma soll zukünftig intensiver mit der tschechischen Tochterfirma der Joh. Friedrich Behrens AG zusammenarbeiten. Im Rahmen ihres Effizienzsteigerungsprogramms „Shape & Size“ konnte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft *Airberlin (AB100A, AB100B, AB100C) die Auslastung erneut verbessern. Diese stieg im Vergleich des Vorjahresmonat um 4,4 Prozentpunkte. Insgesamt beforderte Airberlin von Januar bis März diesen Jahres 6.510.978 Passagiere. Börse Stuttgart TV Gleich vier große europäische Finanzinstitute wollen die von der EZB gewährten Drei-Jahres-Tender bereits nach einem Jahr zurückzahlen. Eigentlich könnten sich die Banken noch Zeit lassen. Sind das vielleicht die Vorboten einer ersten Entspannung am Finanzsektor? Ist die Talsohle im Zuge der Schuldenkrise vielleicht schon durchschritten? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7021 Es läuft rund bei der Reiff-Gruppe: positive Geschäftszahlen für 2011, eine Ratingverbesserung und eine neue Tochterniederlassung des schwäbischen Automobilzulieferers in China. Der Vorsitzende der Geschäftsführung Eberhard Reiff erläutert bei Börse Stuttgart TV die Details. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7006 Anlegertrends In dieser Woche schaffte es mal wieder eine Neueinführung auf Anhieb unter die Umsatzspitzenreiter im Stuttgarter Rentenhandel. Die Schuldverschreibung der Otto GmbH & Co KG mit einer Laufzeit bis September 2017, sowie einem festen Kupon von 4,625 Prozent, notiert bereits im Bereich von 103,00 Prozent (A1ML0L). Neben der Anleihe von Otto standen mit der BMW Finance (A1GSPY), sowie der Fiat Finance (A1GPM0) gleich zwei Anleihen von Automobilherstellern im Fokus der Anleger. Bei der Schuldverschreibung der Fiat Finance dürfte vor allem der vergleichsweise hohe Kupon von 6,375 Prozent das Interesse der Anleger geweckt haben. Allerdings gilt auch hier: Keine hohe Rendite ohne erhöhtes Risiko – S&P bewertet die Anleihe lediglich mit „BB“. Die BMW Finance Anleihe hingegen ist in Schwedischen Kronen (SWK) notiert und verspricht einen festen Kupon von 3,75 Prozent. Das S&P-Rating fällt mit „A-“ deutlich besser aus als beim italienischen Konkurrenten. Im Bereich der Staatsanleihen erhielt in dieser Woche eine Schuldverschreibung aus Südafrika notiert in Rand (RZA) erhöhte Aufmerksamkeit (A0GH75). Der Kupon liegt bei 7,25 Prozent und somit durchaus im High-Yield-Bereich. Insbesondere für Privatanleger ist wichtig, dass sich der Südafrikanische Rand gegenüber dem Euro in den vergangenen Monaten zwar durchaus positiv entwickelt hat, das heißt die Fremdwährung hat sich zu Gunsten der (Euro-) Investoren entwickelt. Neben dem Währungsrisiko gilt es für Anleger jedoch hier ganz besonders die inflationären Tendenzen des Rand im Auge zu behalten: Diese lagen, laut OECD, im zehnjährigen Durchschnitt bei beachtlichen 4,7 Prozent p.a. Bondsweekly-Spezial: Besser gut kopiert, als schlecht erfunden Besser gut kopiert, als schlecht erfunden: Laut Berichten der Financial Times Deutschland will die dänische Notenbank – quasi analog zu den Drei-Jahres-Tendern der EZB – den dänischen Finanzmarkt mit frischer Liquidität fluten. Zu einem Zinssatz von nur 0,7 Prozent pro Jahr stellt die dänische Notenbank den heimischen Finanzinstituten Geldmittel in unbegrenzten Umfang zur Verfügung. Analysten schätzen, dass sich Dänemarks Banken insgesamt gut 120 Milliarden Kronen (ca. 16 Milliarden Euro) bei der Notenbank in Kopenhagen leihen werden. Gleich zweimal scheiterte in Dänemark ein Referendum zum Euro-Beitritt. Trotzdem hat sich Dänemark bereits vor Jahren dem Wechselkursmechanismus II verpflichtet. Im Zuge dessen wurde eine maximale Schwankungsbreite des Wechselkurses zwischen der Dänischen Krone (DKK) und dem Euro definiert. Kurz: Der Wechselkurs Euro/DKK darf 2,25 Prozent nicht über bzw. unterschreiten (Details siehe Bondsweekly KW 10). Wenngleich Dänemark kein Mitglied der Eurozone ist, machte die jüngste Krise in der Europeripherie vor Dänemark nicht halt: Dänemarks Finanzinstitute waren in Anleihen Griechenlands investiert, das generelle Misstrauen das die Finanzmärkte erfasste, schlug sich auch am dänischen Markt nieder. Doch anders als beispielsweise in Deutschland, weigerte sich die Regierung in Kopenhagen in Schieflage geratene Finanzinstitute ohne Wenn und Aber zu retten. Allein in den vergangenen vier Jahren mussten zwölf Finanzinstitute in Dänemark Konkurs beantragen. Ein Umstand, der vor allem auch für die Gläubiger der entsprechenden Banken von Bedeutung ist, da diese nach dänischem Recht in eine Art Regress genommen werden können. Zwar führten diese Besonderheiten in der Gesetzgebung zu einer Art Selbstreinigung auf dem dänischen Finanzmarkt, doch die Einbeziehung der Gläubiger forderte ihren Tribut: Selbst für größere dänische Banken wird es immer schwieriger sich am internationalen Kapitalmarkt zu refinanzieren. Dabei bräuchten Dänemarks Banken dringend frisches Geld, denn immerhin stehen diese noch mit rund 150 Milliarden Kronen beim Staat in der Kreide… Nicht nur der Finanzsektor hat in Dänemark mittlerweile Probleme bei der Refinanzierung. Seit dem Platzen der Immobilienblase vor gut fünf Jahren wurden die großen Institute vorsichtiger bei der privaten Kreditvergabe, was eigentlich längst überfällig war, da viele Dänen ein Leben auf Pump führten, wie unter anderem eine Statistik der OECD offenbart: Seit 2004 lag die Netto-Sparquote der privaten Haushalte ohne Unterbrechung im negativen Bereich (Quelle: OECD.org). Laut Angaben von BNP Paribas ist die Pro-Kopf-Verschuldung mit 310 Prozent des verfügbaren Einkommens in Dänemark mittlerweile sogar die höchste der Welt (Quelle: FTD). Vor diesem Hintergrund müsste die dänische Wirtschaft eigentlich jubeln, ob der Großzügigkeit der Notenbank. Denn wenngleich sich die dänische Wirtschaft in einem sehr stabilen Zustand befindet, hat sich die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt und liegt auf einem für Dänemark ungewöhnlich hohen Niveau über sieben Prozent. Doch Klaus Rasmussen, Chef-Ökonom des dänischen Industrieverbandes artikuliert gegenüber der FTD leise Zweifel, dass der Plan der Notenbank aufgeht: „Solange die Banken Sorgen wegen der zukünftigen Kapitalanforderungen haben, werden sie alles Geld, das sie von der Zentralbank kriegen, in Staatsanleihen stecken.“ Sollte Rasmussen Recht behalten, so wäre dies zwar eher suboptimal für die dänische Wirtschaft, jedoch könnte sich dies durchaus positiv für die Kursentwicklung bei dänischen Staatanleihen auswirken. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Bonds weekly die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|