Alt 08.07.14, 12:01
Standard Konjunkturskepsis vor Beginn der US-Berichtssaison
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Deutlich im negativen Terrain zeigen sich Europas Börsen am Dienstagmittag. Die Konjunkturfreude der vergangenen Woche ist erneuter Skepsis gewichen. Vor allem der Beginn der US-Berichtssaison sorgt für Zurückhaltung. Nach Handelsende an der Wall Street läutet sie traditionell der US-Aluminiumkonzern Alcoa für das zweite Quartal ein.

"Die bevorstehende Berichtssaison sorgt für Zurückhaltung bei den Investoren", sagt Masayuki Doshida, Marktstratege bei Rakuten Securities. Die Markterwartung an die Quartalszahlen der Unternehmen sei hoch und enthalte daher Enttäuschungspotenzial. Zudem belasten negative Nachrichten um Air France und Commerzbank. Der DAX fällt um 0,6 Prozent auf 9.847 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,6 Prozent auf 3.213 Punkte.

Vor allem bei Europas Aktien sind Händler vorsichtig. Die besseren Konjunkturdaten aus den USA und China konnten hier nicht wiederholt werden. Eher sprechen die Stimmungsindikatoren dafür, dass Europas Wirtschaft schon ein Top ausbildet. So war der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex im Juni erneut gefallen und Auftragseingänge und Industrieproduktion schwächelten. Auch der starke Euro dürfte sich weiterhin als Problem erweisen.

Konjunkturzyklische Titel geben daher überproportional nach. Im DAX zählen BASF, Deutsche Post, HeidelbergCement, Lanxess und Linde dazu. Im MDAX sind unter anderem Fuchs Petrolub, Deutz, Salzgitter und SGL Carbon betroffen. Bei Europas Branchen geht es für Bau-, Auto- und Industrie-Werte im Schnitt um 1 Prozent abwärts.

Defensive Branchen profitieren dagegen von Umschichtungen. Wie in den USA halten sich Versorger-Aktien und nicht-zyklische Konsumtitel gut gegen den Trend. E.ON und RWE legen um bis zu 0,5 Prozent zu.

Kräftig unter Druck im DAX stehen Commerzbank nach einem Bericht zu einer möglichen US-Strafzahlung. Die Aktie fällt auf den niedrigsten Stand seit sieben Wochen. Die New York Times schreibt, der Rechtsstreit mit den US-Behörden wegen Geschäften mit dem Iran und dem Sudan könnte gegen eine Zahlung von mindestens 500 Millionen Dollar beigelegt werden.

An der Börse weckt dies Erinnerungen an die BNP Paribas, obwohl die Commerzbank bereits Ende 2013 Rückstellungen für mögliche Prozessrisiken in Höhe von 930 Millionen Euro ausgewiesen hatte. Die Aktien fallen um 3,9 Prozent. "Auf dem Aktienkurs lastet vermutlich die Sorge, dass die Rückstellungen der Commerzbank nicht ausreichen, aufgestockt werden müssen und dann den Gewinn auffressen", sagt ein Aktienhändler.

Die Titel von Air France-KLM brechen um 4,6 Prozent ein. Der Konzern hatte den Gewinnausblick (EBITDA) um rund 10 Prozent gesenkt. Das Unternehmen verweist auf die schwache Nachfrage und einen Umsatzeinbruch im Geschäft mit Venezuela. Der Verkauf von Flugscheinen in dem Land zahlt sich wegen der gefallenen Landeswährung Bolivar nicht mehr aus. Zudem kommt die Airline wegen strikter Kapitalverkehrskontrollen nicht an ihr Geld. Andere Fluggesellschaften haben deshalb ihre Flüge in das Land eingeschränkt oder sogar ganz eingestellt.

Auch die Wettbewerber gehen danach in den Sinkflug über. So verliert die IAG-Aktie 4,6 Prozent und Lufthansa 2,2 Prozent. Der Sektor der Reiseunternehmen und Fluglinien stellt mit einem Minus von 1,7 Prozent das Schlusslicht unter Europas Branchen.

Eine Kaufempfehlung der UBS stützt dagegen die Airbus-Aktie, die um 0,7 Prozent klettert. Für die Analysten sind dabei die Einführung des A330neo sowie die Flugzeug-Messe Farnborough Air die Katalysatoren.

Nach schwachen Umsatzzahlen für die Monate April bis Juni verlieren Marks & Spencer 0,9 Prozent. Analysten hatten allerdings mit Schlimmeren gerechnet. So spricht Shore Capital von einem "Gefühl der Erleichterung". Dies zeige auch der bestätigte Ausblick.

Bei Philips geht es 1,9 Prozent nach oben. "Der Konzern zieht die Konsequenzen und tauscht den Bereichsvorstand aus", sagt ein Marktteilnehmer mit Blick auf die enttäuschende Entwicklung der Sparte Medizintechnik.

Die eigentlich konjunktursensible Rohstoff-Branche notiert 0,1 Prozent im Plus. Hier stützt eine Hochstufung von Rio Tinto durch Barclays. Sie treibt die Titel um 1 Prozent nach oben.

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