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Plötzlich dominieren wieder Unternehmensmeldungen: Gute Quartalszahlen haben das Kaufinteresse der Anleger geweckt. Doch ich bin mir nicht ganz sicher, welche Theorie sich in den kommenden Tagen durchsetzen wird:
MITTELFRISTIG BULLISCHES SZENARIO Die harte Linie von US-Präsident Donald Trump im Korea-Konflikt hat China und Russland daran gehindert, ihren Partner Nord-Korea in der Auseinandersetzung zu unterstützen und so muss Kim Jong Un nun kompromissbereit mit Südkorea und den USA verhandeln. Die Kriegsangst schwindet, an den Aktienmärkten kann wieder eine Friedensprämie aufgeschlagen werden. Trump hat damit in den Augen vieler Anleger gezeigt, dass er Säbelrasseln als diplomatische Strategie einsetzt und nicht zwangsläufig als erste Kriegshandlung. Damit sehen Anleger nun viele andere Konflikte deutlich gelassener (meiner Ansicht nach zu gelassen). Der Blick für Unternehmenszahlen wird frei. Insbesondere drei Zugpferde des Technologiesektors der US-Börse haben positiv überrascht und führen in der Folge zu Käufen im gesamten Technologiebereich. Erinnern Sie sich noch an den Datenskandal von Facebook? Wie hieß nochmal die britische Firma, die darin verwickelt war? Cambridge Analytica. Es wurde befürchtet, dass Werbekunden scharenweise Facebook den Rücken kehren. Doch außer Playboy und Tesla ist mir kein größeres Unternehmen bekannt, dass es sich leistet, den Facebook-Werbekanal stillzulegen. Die Q-Zahlen von Facebook haben keinerlei Bremsspuren gezeigt, im Gegenteil. Und auch der Ausblick von CEO Zuckerberg war so optimistisch, als hätte es niemals einen Datenskandal gegeben. Amazon war vor einigen Wochen ins Visier von Donald Trump geraten, immerhin besitzt Amazon-Gründer und CEO Jeff Bezos die Washington Post. Die Washington Post hat es sich zur Aufgabe gemacht, die "alternativen Fakten" von Donald Trump aufzulisten und ist damit ein Dorn im Auge des US-Präsidenten. So waren dann die Liefervereinbarungen von Amazon Stein es Anstoßes für Trump, doch der vermeintlich geschädigte, die US-Post, hat umgehend die positiven Konditionen der Vereinbarung mit Amazon gelobt. Amazon hat einen Quartalsgewinn ausgewiesen, der mehr als doppelt so hoch war wie von Analysten erwartet und schob gleich noch nach, dass inzwischen weltweit 100 Mio. Menschen Prime-Kunden seien. Und dann ist da noch Apple. Analysten kontaktieren Zulieferer von Apple und schätzen mit deren Daten dann den Verkaufserfolg von Apples iPhones ab. Eigentlich immer wird dann ein Rückgang der Absatzzahlen prognostiziert und eigentlich immer liegen die Analysten damit falsch, so auch dieses mal. So stellte sich der rückläufige Apple-Kurs der vergangenen Monate als günstige Kaufchance dar, die von niemand geringerem als Warren Buffet genutzt wurde, Apple zu seiner größten Position zu machen. Diese drei Zugpferde haben eindrucksvoll gezeigt, wie stark das Wachstum in den Bereichen Cloud, Künstliche Intelligenz (AI), Einzelhandel, Halbleiter, usw. ist. So zog in der abgelaufenen Woche der Technologiesektor stark an (+2,7%) und nahm Dow Jones (+2,3%) sowie auch unseren DAX (+1,5%) mit. Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe konnte unter 3% gehalten werden (2,97%) und störte somit die Rallye nicht. Der Anstieg des Ölpreises auf 77,42 USD/Fass Brent (+5,2%) wurde von Anlegern als Zeichen einer brummenden Konjunktur gewertet. So betrachtet dürfte die Rallye noch eine Weile weiterlaufen. MITTELFRISTIG BAERISCHES SZENARIO Zwei Entwicklungen werden meiner Einschätzung nach derzeit noch unterschätzt: die Ölpreisentwicklung sowie der Iran-Konflikt. Durch den Iran-Konflikt ist der Ölpreis weiter angesprungen. War der Iran in den vergangenen Jahren als OPEC-Mitglied nach dem Atom-Abkommen wieder an die Weltmärkte zurückgekommen, so drohen nun erneut Sanktionen, die den Verkauf von iranischem Öl stoppen. Das verknappt das Ölangebot und führt somit zu einem vorübergehend steigenden Ölpreis. Vorübergehend, weil es - wie wir inzwischen wissen - ausreichend Öl auf der Welt gibt, das mit entsprechenden Technologien gefördert werden kann. Ein knappes Angebot bei steigendem Ölpreis führt schnell zu einer Ausweitung des Angebots. Seit zwei Jahren steigt die Anzahl der Bohrtürme in den USA kontinuierlich von damals 316 auf inzwischen 844. Inzwischen spekulieren viele große Investoren ("Large Speculators", gründe Linie im unteren Chart-Teil) auf weiter steigende Ölpreise. In den vergangenen fünf Jahren war noch nie über einen so langen Zeitraum das spekulative Interesse an steigenden Ölpreisen so groß. Wir wissen, das ein solches Ungleichgewicht länger anhalten kann, als wir uns das vorstellen können. Doch wer jetzt weiter auf steigende Ölpreise spekuliert sollte wissen, dass eigentlich schon alle darauf spekulieren. Sie werden gegebenenfalls der Letzte sein, der auf einen weiteren Anstieg setzt ... und den Letzten beißen bekanntlich die Hunde. Abbildung 1: Große Spekulanten setzen auf Ölpreisanstieg Ich halte den starken Ölpreisanstieg daher weder für ein Zeichen der guten Konjunktur, noch für nachhaltig. Doch so wie der steigende Ölpreis die Aktienkurse mit nach oben zieht, so könnte ein fallender Ölpreis an der Aktienbörse für Katerstimmung sorgen. Und dann ist da noch das Atomabkommen mit dem Iran, das von den Europäern durchgesetzt und nun durch Trump aufgekündigt wurde. Insbesondere Deutschland hat von dem Wegfall der Sanktionen für den Iran profitiert, denn deutsche Firmen sind im Iran gut vertreten. Nun hat erst einmal der US-Botschafter in Deutschland Firmen dazu aufgerufen, keine Geschäfte mehr mit dem Iran zu machen. Israel und die USA rasseln wieder einmal mit dem Säbel und ich habe noch keine Ahnung, was das Ziel dieser Veranstaltung sein könnte. Vielleicht hat "die Börse" ja Recht und der Iran-Konflikt ist ein weiterer strategischer Schachzug von Trump mit positivem Ausgang ... doch um das zu glauben, fehlt mir noch das Ziel. Mal schauen, was ich in den nächsten Tagen dazu herausfinde. Schauen wir nun einmal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.05.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 24.831 4,1% 0,0% DAX 13.001 2,5% 0,6% Nikkei 22.758 1,3% 0,0% Shanghai A 3.313 2,0% -4,3% Euro/US-Dollar 1,19 -0,4% -0,4% Euro/Yen 130,67 -0,1% -3,2% 10-Jahres-US-Anleihe 2,97% 0,02 0,55 Umlaufrendite Dt 0,36% -0,02 0,08 Feinunze Gold $1.319 0,4% 1,2% Fass Brent Öl $77,42 5,2% 16,3% Kupfer 6.868 1,2% -4,0% Baltic Dry Shipping 1.472 7,0% 7,8% Bitcoin 8.433 -12,5% -39,3% Der Baltic Dry Verschiffungsindex spricht eine eigene Sprache: Trotz des Handelsstreits zwischen den USA und China steigt der Index kontinuierlich an und zeigt damit, dass die Verschiffungskapazitäten für Schüttgut von und nach China knapp werden. Von Zurückhaltung aufgrund des Handelsstreits kann da keine Rede sein. Ich werte das als ein bullisches Mosaiksteinchen. Der Bitcoin ist diese Woche wieder eingebrochen. Grund dafür sind einmal mehr staatliche Aktivitäten in Südkorea. Die große koreanische Börse Upid wurde von Behörden durchsucht, weil man dem Vorwurf nachgeht, die Börse handele mit Bitcoins, die sie gar nicht besitzt. Kryptowährungen sollen doch gerade Fälschungssicher und unabhängig vom Staat sein. Somit ist also eine Meldung über einen möglichen Betrug, dem auch noch seitens des Staates nachgegangen wird, ein doppelter Tiefschlag. Mit -12,5% ist der Bitcoin kräftig eingebrochen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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