Alt 14.03.16, 00:50
Standard Crazy Draghi, crazy Flash Boys – wo soll das noch hinführen?
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Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi senkte am 10. März den Leitzins von 0,05 auf 0 Prozent, erhöhte die Negativ-Zinsen für Bankeinlagen und erhöhte auch das Anleihenaufkauf-Programm von 60 auf 80 Mrd. €, wobei jetzt auch Unternehmens- und Bankanleihen einbezogen werden. Damit „lieferte“ Draghi weit mehr als Anleger und Analysten zuvor erwartet hatten und dennoch brachen die Aktienmärkte in den Nachmittagsstunden am 10. März brutal ein, was verwundert. Erst am 11. März gab es dann wieder starke Kurssteigerungen im Spiel-Casino „Börse“.

Wie lange kann die Drogenpolitik der Notenbanken noch gut gehen?

Die Aktien-, Rohstoff-, Devisen und Anleihenmärkte reagierten am 10 März wie auf Knopfdruck uni sono mit sehr eigenartigen und sehr volatilen Kehrtwendungen am gleichen Tag. Die erste überraschende und wenig verständliche Kehrtwendung vollzog sich am 10. März um 16.00 Uhr während der Pressekonferenz von Draghi, ebenfalls wie auf Knopfdruck und von geister Hand geführt, da alle Märkte gleich „paradox“ reagierten. Am 16./17. März wird die amerikanische Notenbank FED die Aktien-, Devisen- und Rohstoffmärkte wieder in den Bann ziehen. Damit hängen vor allem die Aktienmärkte weiterhin am Tropf der Notenbank. Aber wie lang kann die größte Manipulation der Kapitalmärkte in der Nachkriegszeit gut gehen?

„Flash boys“ dominieren die Weltbörsen mit ihren Computerprogrammen – wo bleibt die Vernunft?

Nach der Zinsentscheidung der EZB sprangen die Aktienmärkte zunächst - verständlicher Weise - in die Höhe, um dann Minuten später brutal einzubrechen. Auch die Rohstoff- und Devisenmärkte machten ähnliche eigenartige Kehrtwendungen am gleichen Tag mit großem Volumen. Verantwortlich für die Kurskapriolen am 10. März sind die sogenannten „Flash boys“, also die Hochfrequenzhändler an den Terminmärkten, die in nano-sekundenschnelle die Aktien-, Devisen und Anleihenmärkte per Knopfdruck über die Terminmärkte dominieren und das auf ganz verrückte Weise, denn in den ersten Minuten wurde die Zinsentscheidung für die Aktienmärte positiv und für Gold negativ interpretiert, dann aber wenigen Minuten später – während der Pressekonferenz – von Draghi – negativ. Innerhalbe von 2 Stunden gab es dann am Donnerstagnachmittag ab 14.15 Uhr bis etwa 17.00 Uhr unglaublich starke Kursbewegungen in beide Richtungen mit hohem Volumen. Erst am 11. März stiegen dann alle Aktienmärkte wieder infolge der EZB-Entscheidung und schloss jeweils höher als am 9 März, erreichte aber noch nicht wieder das Intraday-Hoch vom 10. März.

Crazy Thursday im Überblick

Schauen wir uns noch einmal genau an, was am 10. und 11. März 2016 infolge der „Flash Boys“ und ihrer Computer-Programme genau “Verrücktes“ passierte.
- DAX: der DAX stieg erst nach der Zinsentscheidung der EZB am 10. März zunächst um fast 250 Indexpunkte von 9750 auf fast 10.000 Indexpunkte, um dann blitzschnell auf 9400 Indexpunkte, also um fast 600 Indexpunkte einzubrechen. Hernach erholte sich der DAX dann noch etwa schloss aber bei 9648 Indexpunkte mit 2,3% im Minus. Das waren dann intraday etwa 1000 Indexpunkte, die geübte Trader maximal intraday machen konnten. Ungeübte Trader erlebten am 10. März aber wegen der Bullenfalle ihr Waterloo und machten riesen Verluste, wenn sie die Long-Position durchgehalten haben. Am 11. März eröffnete dann aber der DAX mit einem Gap nach oben und stieg dann um 3,51 Prozent auf 9831 Indexpunkten, nachbörslich mit der steigenden Wall Street sogar bei 9860 Indexpunkte (+3,9 Prozent) so dass dann die „Shorties“, also die Leerverkäufer, einen auf den Deckel bekamen und die short-Positionen schnell eindecken mussten. Die Volatilität, kurz „Vola“ war an beiden Tagen außergewöhnlich hoch, denn Kursprünge um 3 bis 4 Prozent in beide Richtungen macht der DAX nicht alle Tage.

- EuroStoxx: Ähnliche „verrückte“ und wenig nachvollziehbare Kursbewegungen machten an den Terminmärkten zur gleichen Zeit auch die amerikanischen Indices Dow Jonas Industrial Index (kurz DJI: am 10.3.16 erst von 17.020 auf 17.100, dann herunter auf 16.840 im Tief, um dann am 11 März mit +1,28 Prozent bei 17.213 Indexpunkte zu schließen), S&P-Index und NASDAQ-Index und der EuroStoxx. Der Eurostoxx, stieg am 10. März erst von 3010 auf 3130, brach dann auf 2970 Indexpunkte ein, um dann am 11. März mit einem Plus von 3,77 Prozent bei 3077 Indexpunkten zu schließen. Per Saldo notierten die westlichen Aktienmärkte unter starken Kurschwankungen dann über den Schlusskursen vom 9. März. Dabei reagierten die europäischen Aktienmärkte nach der EZB-Entscheidung weit volatiler als die amerikanischen Aktienmärkte, was nicht verwundert, da die Kassamärkte via London/Chicago/New York über die Terminmärkte „gemacht“ werden.

- Gold: Gold reagiert genau umgekehrt wie die Aktienmärkte nach dem Motto: wenn die Aktienmärkte steigen fällt Gold und umgekehrt. Erst fiel daher der Goldpreis nach der EZB-Entscheidung von 1250 auf 1238 US-Dollar/Unze, um dann intraday sprunghaft im Hoch auf 1273 US-Dollar/Unze anzusteigen, aber am 11. März wieder um 1,7% auf 1250 US-Dollar/Unze zu konsolidieren.

- Brent-Öl: Der Brent-Ölpreis reagiere am 10./11. März kaum auf die EZB-Entscheidung und bewegt sich seitwärts um die 40 US-Dollar/Barrel-Marke. Aber auch hier gab er erst von 40, 8 auf 39,8 nach, um am 11 März wieder auf 41,0 US-Dollar/Unze anzusteigen, aber nur leicht mit +0,24 Prozent bei 40,26 US-Dollar/Barrel zu schließen

- EUR/USD: zu ähnlich starken und paradoxen Kursausschlägen kam es bei den Devisenkursen, insbesondere beim Euro zum Dollar. Der Euro brach erst nach der EZB-Entscheidung von 1,10 EUR/US-Dollar auf 1,0850 EUR/US-Dollar ein, um dann intraday um etwa 16.00 Uhr sprunghaft von 1,0845 auf 1,12 EUR/US-Dollar anzusteigen. Derartige Kursprünge in beide Richtungen sind außergewöhnlich. Am 11. März schloss der Euro zu Dollar dann unter starken Kurschwankungen leicht mit 0,25 Prozent im Minus bei 1,1136 EUR/US-Dollar.

- Euro-Bund-Future: Noch „verrückter“ reagierte der Euro-Bund-Future, wobei es hier auch einen Kontraktwechsel gab. Der Euro-Bund-Future fiel von 166,6 zunächst auf 162,5 um dann am 11. März bei 161,72 zu schließen. Normalerweise sollte der Euro-Bund-Future bei sinkenden Leitzeinsen auf null und Erhöhung der Negativ-Zinsen bei Bankeinlagen bei der EZB ansteigen. Er machte aber das Gegenteil.

Alarm-Signale: Nullzinspolitik führt zur Blasenbildung und Enteignung der Sparer

Unverständlich war es auch, dass der DAX gegen 16.00 Uhr am 10. März um über 500 Indexpunkte fast panikartartig einbräch. Hier bedürfte es einmal einer Untersuchung, wer diese gewaltigen Kursbewegungen und auch warum herbeigeführt hat, denn „normal“ waren sie sicherlich nicht. Was haben die „Anleger“ hier bei der dramatischen Intraday-Kehrtwendung vermutet? Etwa dass die Bankenkrise in Europa, vor allem bei italienischen Banken, weit schlimmer ist als bisher bekannt ist und die EZB hier wesentlich mehr weiß als der Normalanleger?

Auch die Tatsache, dass erstmals auch Unternehmens- und Bankanleihen aufgekauft werden sollen, dürfte eher als Alarmsignal gewertet werden, denn warum entscheidet sich die EZB sonst zu so einen anormalen Schritt. Damit wird das QE (quantitative easing), also die außergewöhnlichen Maßnahmen der Notenbanken, immer mehr ausgeweitet und keiner weiß so genau, was das noch bringen soll und wo das hinführen wird. Die Abhängigkeit der Kapitalmärkte von der „Drogenpolitik“ der Notenbanken, die zu Blasenbildungen bei verschiedenen Asset-Klasse – außer bei Rohstoffe – führen und zu einer schleichenden Enteignung der Sparer führt, wird damit immer größer. Sogar die Bild-Zeitung rät jetzt zu Aktienkäufen, was nur als weiteres Warn-Signal gewertet werden kann.

Was macht nun die FED?

Nun wartet alles auf die nächsten Zinsentscheidungen der japanischen Notenbank in der nächsten Woche, die wie die EZB auch schon Negativzinsen eingeführt hat, aber auch der amerikanischen Notenbank FED am 16./17. März. Kommt es hier zu einer Zinserhöhung und damit gegenläufigen Politik zur Politik der EZB, könnten die Aktienmärkte wieder schnell einbrechen. Wenn die FED die Zinsen aber nicht erhöht, könnte es sogar zu einer fortgesetzten Frühjahrsrally kommen.

Moskauer Börse top: +30%!

Der russische Aktienmarkt ist mehr von dem Ölpreis als den Entscheidungen der westlichen Notenbanken abhängig, obwohl auch die EZB die Kursverläufe in Russland am 10. und 11. März beeinflusst haben. So stieg der russische RDX-Index am 10. März nach der EZB-Entscheidung erst von 1000 auf 1025 Indexunkte an, um dann parallel zum DAX gegen 16.00 Uhr auf 975 Punkte zu korrigieren. Am 11. März eröffnete der RDX-Index ähnlich wieder DAX mit einem Gap nach oben und schloss mit +2,31 Prozent bei der jetzt hart umkämpften, „magischen“ 1000-er Marke.

Der russische RDX-Index stieg seit dem 12. Februar schon über 30 Prozent und war bis zum 11. März einer der der am besten performenden Aktienmärkte der Welt. Dies hing aber mehr damit zusammen, dass der Rubel infolge des starken gestiegenen Ölpreises stark anstieg, so dass hohen Währungsgewinne entstanden. So gab der Euro zum Rubel in den letzen Wochen seit dem 12. Februar von 90 auf 77 EUR/RUB nach. Bei einem fallenden Ölpreis sank der Rubel wiederum zuvor sehr stark. Der russische Aktien-Markt bleibt damit einer der besten Trading-Märkte der Welt. Auch liquide Aktien wie Gazprom konnten sich ausgehen von dem Tief von 2,7 € nunmehr um über 40 Prozent 3,63 €, im Hoch 3,92 €; erholen.

8 Börsen aus Osteuropa können den DAX outperformen

8 Börsen aus Osteuropa zählen jetzt schon zu den 30 am besten performenden Börsen der Welt. Stark ansteigend konnten nicht nur die Budapester Börse, sondern auch die baltischen Börsen als „Oasen der Stabilität“ unter den Weltbörsen. Hier gab es auch kein Börsenbeben wie bei den Westbörsen im Januar Es ist daher wenig verständlich, dass die Osteuropa-Börsen so stiefmütterlich von den meisten Medien abhandelt werden.

Rechtsrutsch in Deutschland durch die AfD und in den USA durch Donald Trump

Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg am 13. März wurden die etablierten Parten abgestraft und es gab einen Rechtsrutsch durch die AfD, die erwartungsgemäß mit einem großem Stimmzuwachs in den jeweiligen Landtag einzog. Dabei wurde auch mittelbar die Flüchtlings-Politik der Bundeskanzlerin Angel Merkel abgestraft.

Auch die Wahlerfolge von Donald Trump deuten in den USA darauf hin, dass die Mittelschicht immer unzufriedener wird. Die Protest-Wähler gegen das Establishment nehmen immer mehr zu, da sie mit der gegenwärtigen Politik unzufrieden sind. Dies ist gefährlich für die Demokratie- und ein weiteres Alarm-Signal, was die Börse aber nicht so ernst nimmt.

Erneut Terroranschlag in der Türkei

In der Türkei starben in Istanbul wieder 27 Menschen durch einen Terroranschlag. Auch dies dürfte die Börsen in den nächsten Wochen beeinflussen, wobei den Notenbank-Entscheidungen dominant bleiben.

Erst informieren, dann investieren

Nach der Korrektur im August/September 2015, in der ersten Dezemberhälfte 2015 und nun auch in den ersten Handelswochen im neuen Jahr bleibt auch die Moskauer Börse eine attraktive und stark unterbewertete Trading-Börse, die vom 21. bis 29. Januar 2016 sogar um 25 Prozent und vom 11. Februar bis 11 März 2016 um über 30 Prozent anstieg, was die großen Trading-Chancen selbst in einem Bärmarkt aufzeigt.

Die preiswertesten Aktienmärkte kommen aus Osteuropa. Die Aktienmärkte aus Serbien und Slowenien zählten im mit einem Plus von jeweils 18 Prozent in 2014 zu den Top-Performern auf der Welt. Die Börse Budapest (Ungarn) war in 2015 einer der Top-Performer mit einem Plus von über 40 Prozent wie auch die Börse Riga aus Lettland mit einem Plus von über 40 Prozent gefolgt von der Börse Bratislava aus der Slowakei mit +32 Prozent. Aber auch die baltischen Börsen aus Estland (+18 Prozent) und Litauen (+7 Prozent) überzeugten in 2015. Die Moskauer Börse war bis Ende November 2015 in US-Dollar noch mit 10 Prozent im Plus, wobei der MICEX-Index noch über 20 Prozent im Plus war. Es kam aber in den letzen Monaten zu hohen Währungsverlusten für deutsche Anleger von über 20 Prozent wegen des schwachen Rubels infolge des schwachen Ölpreises.

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