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Schulden zum Nulltarif…
… klingt nach wie vor erst einmal ungewohnt, ist auf dem Anleihenmarkt aber längst Realität – und neuerdings sogar bei langen Laufzeiten möglich. So emittierte die Deutsche Finanzagentur am Mittwoch erstmals in ihrer Geschichte eine 30-jährige Bundesanleihe, die einen Kupon von 0,0 % aufweist. Die Emission galt auch als Test, wie solche Anleihen vom Markt aufgenommen werden. Das Ergebnis: Eine eher durchwachsene Nachfrage. Für das Emissionsvolumen von zwei Milliarden Euro wurden Gebote in Höhe von rund 870 Millionen Euro abgegeben. Dabei lag die durchschnittliche Rendite bei -0,11 %. Somit rentieren alle deutschen Staatsanleihen im negativen Bereich – und stoßen dennoch auf eine Nachfrage. Vor allem Pensionsfonds und Lebensversicherungen sind gesetzlich verpflichtet, einen gewissen Anteil an top-gerateten und „sicheren“ Anleihen zu halten. Dazu zählen Bundesanleihen, selbst wenn sie eine negative Rendite einbringen. Als problematisch wird dabei eine weitere Käufergruppe angesehen: Die Notenbanken. Durch neuerliche Ankaufprogramme für Anleihen beziehungsweise die Ersetzung bestehender, auslaufender Papiere werden immer mehr Anleihen dem Markt entzogen, da EZB & Co. die Papiere bis zu ihrer Fälligkeit halten. Aus einem sinkenden Angebot wird dann bei gleicher Nachfrage eine Teuerung – also womöglich weiter sinkende Renditen. Angesichts des günstigen Zinsumfelds prüfen die USA einem Bericht der Financial Times zufolge bereits die Einführung einer 100-jährigen Anleihe – frei nach dem Motto: „Günstiger wird’s nicht“. Italien zwischen Regierungskrise und Verschuldung Am Dienstag war es so weit: „Ich breche hier dieses Regierungs-Experiment ab“, verkündete Italiens scheidender Premierminister Giuseppe Conte. Nach nur 14 Monaten also das Ende der Koalition aus links verorteter Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega um Matteo Salvini. Eine große Erschütterung am Markt blieb jedoch aus, weder brachen die Kurse an der Mailänder Börse ein, noch stieg die Rendite der italienischen Bonds nennenswert an. Der Grund: Bereits am Mittwoch signalisierten die Chefs der sozialdemokratischen Partei PD eine erste Bereitschaft für Koalitionsverhandlungen mit der Fünf-Sterne-Bewegung – womöglich gar weiterhin mit Conte an der Spitze. Die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Regierungskrise und auf eine vernünftige Regierung beruhigte die Anleger vorerst. Spannend werden könnte es spätestens wieder im Herbst: Dann muss der endgültige Haushaltsentwurf für 2020 von Brüssel und dem italienischen Parlament genehmigt werden – Anlass genug für neue Zankereien, schließlich stieg die Staatsverschuldung Italiens eben erst an und liegt nun bei mehr als 133 % des dortigen Bruttoinlandsprodukts. Besonders brenzlig könnte es werden, wenn es tatsächlich zu Neuwahlen kommt: Nach wie vor zeugen Umfragen von einer großen Wählerschaft der Lega-Partei um Salvini. Dieser war jedoch in den vergangenen Monaten bereits mehrfach auf Konfrontationskurs mit der EU gegangen. Verhandlungen über den Haushalt und die Finanzpolitik Italiens dürften unter einem Premier Salvini deutlich schwieriger werden – und spätestens dann auch wieder ihre Spuren auf dem Markt hinterlassen. Bundes-/Staatsanleihen Der Euro-Bund-Future notierte in der bisherigen Handelswoche, unter vergleichbar hohen Umsätzen wie in der Vorwoche, in einer Handelsspanne von 177,82 Prozentpunkten im Tief und 179,19 Prozentpunkten im Hoch. Gestartet ist der Euro-Bund-Future in die Handelswoche bei 178,15 Prozentpunkten. Am Dienstagnachmittag erreichte er mit 179,19 Prozentpunkten sein bisheriges Wochenhoch. Von diesem Punkt brach der Euro-Bund-Future bis Donnerstagmittag auf 178,32 Prozentpunkte ab. Dies entspricht einer negativen Rendite von - 0,66 %. Die negative Rendite der 30-jährigen Bundesanleihen beträgt am Donnerstagmittag – 0,15 %. Marktdaten im Überblick Die aktuellen Marktdaten können Sie ab jetzt diekt auf unserer Website einsehen. Hier gelangen Sie zu der Übersicht. Anlegertrends Goldman Sachs begibt fünfjährige Unternehmensanleihe in Euro Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs begibt eine fünfjährige Unternehmensanleihe (WKN: A19NPG) mit einem Emissionsvolumen von einer Milliarde Euro und einer Laufzeit bis zum 19.08.2024. Die Anleihe besitzt einen Kupon von 0,125 %. Erstmals wird der Kupon am 19.08.2020 ausbezahlt. Der Mindestbetrag der handelbaren Einheit entspricht 1.000 Euro in kleinsten handelbaren Einheiten von ebenfalls 1.000 Euro. Die Ratingagentur S&P bewertet Goldman Sachs mit BBB+. Exxon Mobil begibt dreijährige Floating Rate Note Der amerikanische Mineralölkonzern Exxon Mobil begibt eine dreijährige variabel verzinsliche US-Dollar-Anleihe (WKN: A2R6VF) mit einem Emissionsvolumen von 750 Millionen US-Dollar. Die Anleihe besitzt einen anfänglichen Kupon von 2,498 %. Die Verzinsung erfolgt zum 3-Monats US-Dollar Libor mit einem Aufschlag von 33 Basispunkten. Erstmals wird der Kupon am 16.11.2019 quartalsweise ausbezahlt. Die Anleihe wird am 16.08.2022 fällig. S&P vergibt für Exxon Mobil ein AA+ Rating. Der Mindestbetrag der handelbaren Einheit entspricht 2.000 US-Dollar in kleinsten handelbaren Einheiten von 1.000 US-Dollar. Drei neue CVS Health Anleihen Der amerikanische Gesundheitskonzern CVS Health begibt drei neue US-Dollar-Anleihen: Unter der WKN A2R6KV findet sich eine Anleihe mit einem Emissionsvolumen von einer Milliarde US-Dollar, welche am 15.08.2024 fällig wird. Zu einem Kupon von 2,625 % ist der Termin der nächsten anteiligen halbjährlichen Zinszahlung der 15.02.2020. Anleihe Nummer zwei (WKN: A2R6KW) verfügt über ein Emissionsvolumen von 750 Millionen US-Dollar und eine Laufzeit bis 15.08.2026. Deren Zinssatz beträgt 3,0 %, die nächste anteilige halbjährige Zinszahlung ist für den 15.02.2020 festgesetzt. Anleihe Nummer drei (WKN: A2R6KX) verfügt über ein Emissionsvolumen von 1,75 Milliarden US-Dollar und eine Laufzeit bis 15.08.2029. Deren Zinssatz beträgt 3,25 %, die nächste anteilige halbjährige Zinszahlung ist für den 15.02.2020 festgesetzt. Bei allen drei Anleihen ist der handelbare Mindestbetrag 1.000 US-Dollar in kleinsten handelbaren Einheiten von ebenfalls 1.000 US-Dollar. Alle drei Anleihen sind durch den Emittenten vorzeitig kündbar. Geratet wird CVS Health von S&P mit BBB. Börse Stuttgart TV Volkswirt Klude: Die Rezessionsgefahr ist hoch! Die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland sind besser als erwartet. Sind sie deswegen auch gut? Nein, sagt Carsten Klude, Chefvolkswirt von MM Warburg. Die Gefahr einer Rezession ist für Deutschland besonders hoch, Deutschland ist ein großer Verlierer des Handelskrieges. Im Interview mit Börse Stuttgart äußert sich der bekannte Ökonom auch zur Rolle der Notenbanken. "Die Notenbanken sind unabhängig. Noch!" Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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