Alt 13.05.11, 17:25
Standard Neue Spekulationen um Griechenland
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Tritt Griechenland als erster Staat aus der Währungsunion aus? In den vergangenen Tagen wurde das „Undenkbare“ heftig diskutiert. Auslöser für die erneuten Spekulationen war ein „Geheimtreffen“ der EU-Finanzminister am Freitag vergangene Woche, welches letztlich dann doch nur zu einem Treffen wurde – also nicht mehr ganz so geheim war, wie ursprünglich geplant. Aufgrund der Geheimniskrämerei und zahlreicher Dementis durch die Zentralbank, wurden Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Nachdem auf dem Finanzmarkt bereits seit einiger Zeit eine anstehende Umschuldung Griechenlands gespielt wird, kommt nun auch noch das Szenario eines Austritts aus der Währungsunion hinzu. Während sich die Politik umgehend bemühte, den Schaden zu begrenzen, könnten zumindest Teile der deutschen Wissenschaft einem griechischen „Bail Out“ durchaus positive Aspekte abgewinnen (siehe Bondsweekly Spezial). Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) setzte die Kreditwürdigkeit Athes um zwei Stufen herab, was die ohnehin angespannte Situation zusätzlich verschärfte. Für die positive Überraschung des Tages sorgte die deutsche Exportwirtschaft: Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Ausfuhren um satte 15,8 Prozent. Insgesamt weist die Handelsbilanz für den Monat März ein Volumen von 18,9 Milliarden aus und lag somit fast 7 Milliarden über den Erwartungen von Analysten. Allerdings überwogen beim bund-Future die erneuten Spekulationen um Griechenland, was ihm bis zum Abend zu einem deutlichen Plus verhalf. Das Anleihenbarometer schloss bei 124,22 Zählern.

Auch in den USA ist die Schuldenproblematik keineswegs ausgestanden. Laut „Spiegel-Online“ wettet Pimco, immerhin der weltgrößte Privatinvestor, auf eine weitere Zuspitzung der haushaltspolitischen Situation in den USA. Pimco-Manager und Gründer William Gross bezeichnet die Defizitpolitik der US-Regierung als „kopflos“ und dilettantisch. Vor allem das in Kürze auslaufende Ankauf-Programm von US-Staatsanleihen durch die US-Fed werde die Situation am US-Rentenmarkt rapide verschärfen, so die Einschätzung der Pimco-Analysten. Wie jetzt bekannt wurde, hat der von Pimco gemanagte Total Return Fonds, bereits im März US-Staatsanleihen leer verkauft und somit direkt auf fallende Kurse bei US-Staatsanleihen spekuliert. Im Zuge fester Aktienmärkte und einer dünnen Nachrichtenlage, schloss der Bund-Future mit leichten Abschlägen knapp unterhalb der 124,00 Punkte-Linie bei 123,90 Zählern.

Hatten die Analysten bei den Zahlen zur US-Handelsbilanz ohnehin keine übertriebenen Erwartungen, wurden selbst diese noch enttäuscht. Aufgrund gestiegener Rohstoffpreise, insbesondere Öl, lag das Handelsbilanzdefizit der USA bei über 48 Milliarden US-Dollar und somit über 1 Milliarde über den Prognosen, wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde. Griechenland wiederum kam erneut nicht aus den Schlagzeilen. Nachdem Einzelheiten zum neuen Sparkurs der Regierung vorgelegt wurden, kam es auf den Straßen von Athen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Der deutsche Finanzmarkt zeigte sich jedoch reichlich unbeeindruckt und sowohl der Aktien-, als auch der Rentenmarkt schlossen nahezu unverändert.

Die am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturdaten wichen nur sehr geringfügig von den Prognosen ab, so dass weder der Bund-Future, noch US-Anleihen nachhaltig bewegt wurden. Ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte die EZB ihren Monatsbericht: Die wirtschaftliche Grunddynamik im Euroraum sei zwar weiterhin positiv, dennoch werde die Inflationsentwicklung weiterhin mit „hoher Wachsamkeit“ beobachtet.

Zum Wochenausklang konnte der Bund-Future erneut die Marke von 124,00 Zählern überspringen. Am Nachmittag stehen jedoch noch US-Wirtschaftsdaten auf der Agenda, die jedoch weitestgehend im Bereich der Erwartungen liegen sollten.

Anlegertrends:

Der Preisdruck beim Treibstoff, sowie der Flächenbrand in Nordafrika haben der zweitgrößten deutschen Fluglinie Air Berlin im 1. Quartal 2011 ein Minus von über 120 Millionen Euro beschert. Zwar konnte im gleichen Zeitraum der Umsatz um fast 10 Prozent auf 751 Millionen Euro erhöht werden, doch am Ende kamen die zahlreichen exogenen Faktoren – u.a. der späte Ostertermin – den Bondm-Kandidaten teuer zu stehen, was sich letztlich auch im Kurs der Anleihe niederschlug (WKN: AB100B).
Der Solartechnik-Konzern Solon musste sowohl beim Gewinn, als auch beim Umsatz deutliche Verluste hinnehmen. Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 25 Prozent zurückging, hat sich der Konzernverlust mit 21,5 Millionen binnen eines Jahres mehr als verdoppelt. Die Solon Wandelanleihe wurde regelrecht abgestraft und massenweise aus den Depots der Anleger entfernt (WKN: A0S9JG).



Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar:

Griechenland kommt auch in dieser Woche nicht aus den Schlagzeilen: Nach dem Bekanntwerden von Einzelheiten zum Sparkurs der Regierung, kommt es in den Straßen Athens zu Ausschreitungen. Wie reagieren die griechischen Anleihen auf die andauernden Spekulationen und Proteste? Sabine Traub, Leiterin Primary Markets an der Börse Stuttgart bei Börse Stuttgart TV über Eurokrise und Neuigkeiten bei Bondm.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5513

Aktuelle Neueinführungen an der Boerse Stuttgart

Seit dieser Woche wird in Stuttgart eine Anleihe der Volkswagen Finance AG gehandelt (WKN: 780511). Das Papier mit Fälligkeit zum 10. Mai 2013 verfügt über einen festen Kupon von 2,625 Prozent, sowie eine Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal.

Außerdem emittierte Ungarn eine Schuldverschreibung mit 8 Jahren Laufzeit (WKN: A1GQ11). Das Papier kann zu 1.000 Euro nominal erworben werden, wobei der feste Kupon auf 6 Prozent fixiert wurde.
Der Bund emittierte eine Bundesschatzanweisung mit Fälligkeit zum 14. Juni 2013 (WKN: 113734). Der feste Kupon liegt diesmal bei 1,75 Prozent, die Mindeststückelung bei 1€Cent nominal.

Außerdem emittierte die Europäische Investitionsbank einen sogenannten Floater, welcher zu 1.000 Euro nominal erworben werden kann (WKN: A1GP5T). Fällit wird das Papier zum 27. Juli 2016. Die sogenannte Floating Rate Note orientiert sich am 3-Monats-Euribor + 6 Basispunkte.

Am kommenden Montag startet die Zeichnungsfrist für die Bondm-Anleihe der Reiff Group. Wie vergangene Woche bereits angedeutet gehört die REIFF-Gruppe mit rund 1.500 Mitarbeitern in den drei Geschäftsbereichen Reifen und Autotechnik, Technischer Handel und Elastomertechnik sowie einer über 100-jährigen Firmengeschichte zu den traditionsreichsten Mittelständlern Deutschlands. Mit der Anleihenemission will das Unternehmen mit Sitz in Reutlingen gut 30 Millionen einnehmen, welche insbesondere in die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsbereiche reinvestiert werden sollen. Bei einer Laufzeit von 5 Jahren, offeriert die Schuldverschreibung einen festen Kupon von 7,25 Prozent. Gezeichnet werden kann die Anleihe diesmal bereits eine Stunde früher, d.h. interessierte Investoren können bereits ab Montagmorgen 8:00 Uhr ihre Kauforder in Stuttgart aufgeben. Für alle die erstmals über Bondm handeln, geht es unter folgendem Link zum „1×1 der Zeichnung“:

Neben der Möglichkeit, die in dem Segment notierten Anleihen über Stuttgart zu ordern, können Neuemissionen ganz einfach über einen regulären Wertpapier- kaufauftrag transaktionsentgeltfrei gezeichnet werden. Diese und ähnliche Details erklärt Sabine Traub, Leiterin Primary Markets an der Börse Stuttgart, im Gespräch mit Andreas Franik.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=4158

Neues Anleihenformat beim Deutschen Anlegerfernsehen:

Seit Freitag den 13. Mai strahlt das Deutsche Anlegerfernsehen das „Anleihen-Forum“ in Kooperation mit der Börse Stuttgart aus. Der aktuelle Blick auf den Anleihenmarkt diesmal mit den Themen:
- Die Reiff Gruppe begibt eine 30-Mio Euro Anleihe
- Staatsanleihen im Fokus
- Die Gewinner der Woche

http://www.daf.fm/video/boerse-stut...m-50144303.html

Bondsweekly-Wissen-Spezial: Pro & Contra eines griechischen Austritts aus der Eurozone

Sowohl der als „Krisenökonom“ bekannt gewordene Max Otte, als auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn halten einen Euro-Austritt der Hellenen unter Umständen für „das kleinere Übel“, wie Sinn in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zitiert wird. Der Vorteil einer Rückkehr zur Drachme liegt auf der Hand: Griechenland könnte die eigene Währung ganz nach Bedarf abwerten. Griechische Unternehmen könnten somit ihre Waren zu einem starke verbilligten Preis auf dem Export-Markt anbieten und wäre quasi über Nacht wieder wettbewerbsfähig. Abseits aller Furcht vor einem möglichen Domino-Effekt der weitere Staaten anstecken könnte, muss jedoch auch die Kehrseite eines griechischen Austritts beleuchtet werden.
1. „Banken-Run“: Würde Griechenland zur Drachme zurückkehren, wäre ein Banken-Run der Anleger kaum zu vermeiden, da sich verständlicherweise alle Anleger ihr Vermögen noch in Euro auszahlen lassen würden. Ein derartiger „run“ wäre wahrscheinlich für kein Bankensystem der Welt zu verkraften. Die Folge: Nicht nur der Staat Griechenland wäre bankrott, sondern auch seine Finanzinstitute. Es sei hier nur am Rande an die Fälle Nothern Rock und Lehman Brothers erinnert…

2. Staats-Schulden: Die griechischen Verbindlichkeiten notieren auch bei einer Rückkehr zur Drachme unverändert in Euro. Eine ständige Aberwertung wäre somit de facto zwecklos. Im Gegenteil: Im Zuge der Geldentwertung würden die Staats-Schulden sogar noch ansteigen und Griechenland wäre de facto zahlungsunfähig.

3. Gläubiger: Wie unter Zweitens bemerkt, wäre Griechenland zahlungsunfähig, was die Frage aufwirft, wer nun die Forderungen der Gläubiger bedienen soll? Zahlreiche Banken, nicht zuletzt die Europäische Zentralbank, welche in der Vergangenheit immer wieder „Stützungskäufe“ tätigte, sitzen auf griechischen Schuldverschreibungen in Milliardenhöhe, die sie sehr wahrscheinlich abschreiben müssten.

4. Refinanzierung: Wer soll eigentlich griechische Anleihen, in einer Währung (Drachme) die ständig abgewertet wird, kaufen? Welche Reputation auf dem Finanzmarkt genießt ein Staat der de facto gerade eben den Bankrott angemeldet hat?

Schlussfolgerungen: Falls Griechenland wirklich aus der Währungsunion austreten sollte, wäre für die Eurozone eigentlich keines der drängenden Probleme gelöst. Während Befürworter eines Austrittes gerne argumentieren, dass der Fall Griechenland in der jetzigen Situation einem Fass ohne Boden gleicht, stellt sich a priori die Frage ob eine Rückkehr zur Drachme grundsätzlich finanzierbar wäre. Ein griechischer „Bail Out“, und dessen sollte man sich bewusst sein, würde sowohl Berlin, als auch seine Partner in der europäischen Währungszone vor eine (finanzielle) Herausforderung ganz neuen Ausmaßes stellen.

Quelle: boerse-stuttgart AG
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Bonds weekly die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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