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Wie erwartet hat der DAX eine kräftige Gegenbewegung bis 11.800 Punkte vollzogen, bevor gestern wieder der Rückwärtsgang eingelegt wurde.
US-Notenbankchef Jay Powell hält den Schlüssel zur Beendigung dieser Korrektur in der Hand. Statt wie seine Vorgängerin Janet Yellen von Zinsentscheid zu Zinsentscheid die Datenlage neu zu beurteilen, hat er sich heute schon dogmatisch auf weitere vier Zinsschritte, einen im Dezember und drei im kommenden Jahr, festgelegt. Donald Trump hat ihn dafür heftig kritisiert und so befindet sich Jay Powell nun in der Zwickmühle: Wenn er einen Fehler eingesteht, zeigt er sich als abhängig von Donald Trump. Bleibt er hingegen bei seiner Aussage, um seine Unabhängigkeit zu demonstrieren, werden die Märkte ein neues, tieferes Bewertungsniveau aufsuchen. Die Märkte "preisen" die veränderte Situation derzeit ein. Anders als in Europa, wo sich unsere Notenbank ausschließlich um die Geldwertstabilität zu kümmern hat, hat die US-Notenbank ein doppeltes Mandat: Geldwertstabilität als auch Arbeitsmarkt. Die Fed soll dafür sorgen, dass möglichst alle Amerikaner einen Job finden. Derzeit haben wir in den USA eine Arbeitslosenquote, die man nur in Zeiten der "Vollbeschäftigung" sieht. Ziel erfüllt, denkt sich Jay Powell, und dreht an der Zinsschraube, um eine durch steigende Löhne losgetretene Inflation frühzeitig zu vermeiden. Doch ich halte das für das falsche Argument, denn auch in den USA, genau wie in Europa, haben die Löhne in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit der Wirtschaft mitgehalten. Genau jetzt, wo Vollbeschäftigung herrscht, gibt es die Chance, diese Löhne etwas deutlicher zu steigern, als das in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten der Fall war. Powell tritt also in meinen Augen zu früh auf die Bremse. Zum Ende ihrer Amtszeit hat Janet Yellen noch betont, dass man der Konjunktur gerne etwas mehr Spielraum auch nach oben geben werde, also selbst eine Inflationsrate von deutlich über 2%, beispielsweise 3% oder 3,5%, für eine gewisse Zeitspanne noch nicht als Bedrohung sehen werde, weil erst ein Überschießen als Korrektur zur Finanzkrise und anschließenden Depression das Gleichgewicht wieder herstellen würde. Diese Sichtweise ist mit Jay Powell verloren gegangen. Diese Haltung führt nun zu einem starken US-Dollar, weil Kapital in die USA strömt, wo die Wirtschaft nach Aussage Powells so stark boomt, dass deutlich höhere Zinsen möglich und nötig seien. Auch der Ölpreis ist zu hoch, weil die Politik einige Ölförderländer vom Markt geworfen hat. Für ein Ende der Korrektur brauchen wir also aus Sicht der USA: - Relativierung der dogmatischen Aussage durch Jay Powell - Fallender Ölpreis - Fallender US-Dollar - Sinkende langfristige Zinsen Zumindest beim Ölpreis haben die Saudis nun für Entspannung gesorgt, wie ich heute früh in einem Update zum Fall Khashoggi erklärt habe. In Europa geht es derweil drunter und drüber: In Deutschland bröselt die Regierungsmehrheit dahin. Italien spielt mit dem Feuer, so auch Großbritannien. Und aus Brüssel werden blaue Briefe nach dogmatischen Kriterien verschickt. Im Einzelnen: Die Bayern-Wahl hat die Regierungsmehrheit geschwächt. Die anstehende Hessen-Wahl könnte diesen Trend fortführen. Wir laufen auf italienische Verhältnisse zu. Vielleicht ist das gar nicht so übel, denn vielleicht kommen dann mal wieder ein paar frische Ideen in die Politik. Doch für die Finanzmärkte ist jede Ungewissheit erstmal negativ, und das sehen wir in diesen Tagen im DAX. Italien möchte die Neuverschuldung um 2,4% steigern, statt wie bislang vereinbart nur um 0,8%. Italien möchte damit sowohl die Sozialausgaben steigern, aber auch strukturelle Reformen im Sinne der Wirtschaftlichkeit durchführen. Italien sieht sich schärfster Kritik aus Brüssel gegenüber, die Wortwahl könnte kaum noch drakonischer werden. Doch zurückgewiesen wurde der Budgetentwurf nicht (das könnte Brüssel nämlich), nicht einmal Nachbesserungen werden eingefordert. Stattdessen fliegt Merkel nach Rom und lässt sich das Ganze erklären. Ich habe den Eindruck, dass die Italiener damit durchkommen. Das Resultat wird sein, dass die Italiener ihre Schulden erst später zurückzahlen. Am Finanzmarkt ist man sich inzwischen sicher, dass die Schulden Griechenlands als auch Italiens irgendwann einmal gestrichen, sprich auf die anderen EU-Länder umgelegt werden. Deutschland würde dann den Löwenanteil davon tragen. Beim Brexit sollte es diese Woche zum Showdown kommen, doch der blieb aus. Die Zeit ist jetzt schon zu knapp für vernünftige Lösungen. Doch der Showdown wurde auf Dezember verschoben. Theresa May kann in England die Forderungen der EU nicht durchsetzen. Die EU kann nicht Sonderrechte für einen Abtrünnigen schaffen. Mal sehen, wie dieses Theater weitergeht. Ich betrachte die Entwicklungen um den Brexit herum relativ entspannt, weil die Auswirkungen der Entscheidung bereits eingetreten sind: Viele Unternehmen verlegen ihre Geschäftsstellen von England nach Kontinentaleuropa. Soweit ein kleiner Rundumschlag. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (18.10.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 25.371 1,3% 2,2% DAX 11.589 0,4% -10,3% Nikkei 22.658 0,3% -0,5% Shanghai A 2.604 -3,8% -24,8% Euro/US-Dollar 1,15 -0,7% -4,2% Euro/Yen 128,80 -0,9% -4,6% 10-Jahres-US-Anleihe 3,17% 0,01 0,75 Umlaufrendite Dt 0,31% -0,03 0,03 Feinunze Gold $1.229 0,8% -5,7% Fass Brent Öl $79,48 -2,1% 19,4% Kupfer 6.248 1,5% -12,7% Baltic Dry Shipping 1.565 3,3% 14,6% Bitcoin 6.449 3,7% -53,6% Zwischenzeitlich war der DAX mal um 3% angesprungen, doch dieser Zwischengewinn wurde anschließend wieder abgegeben, so dass am Ende der Woche ein mageres +0,4% steht. Die Gegenbewegung im Dow Jones war stärker und dort sind trotz ebenfalls anschließendem Rückwärtsgang +1,3% an Gewinn übrig geblieben. In China war von der Gegenbewegung nicht viel zu sehen (-3,8%). Die USA setzen sich auch in dieser Marktphase weiter von den anderen Industrieländern ab. Wechselkurs und Renditenniveau sind vor dem Hintergrund der heftigen Aktienmarktbewegungen relativ stabil. Der Goldpreis zieht weiter an und zeigt weiterhin seine Funktion als Krisenwährung. Kupfer und der Baltic Dry Verschiffungsindex haben einen Teil ihrer Verluste der Vorwoche zurückgewonnen. Und auch der Bitcoin hat sich nach einem ersten Schock im Ausverkauf nun stabilisiert. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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