Alt 28.06.18, 15:44
Standard Deutsche weiter in Kauflaune – Skepsis zur Konjunktur wächst – DAX erneut im Minus
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Aus dem am Donnerstag veröffentlichten Konsumklimaindex des Marktforschungsinstitutes GfK geht hervor, dass der durch US-Präsident Donald Trump hervorgerufene Handelskonflikt der deutschen Wirtschaft zwar auf den Magen schlägt, die Kauflaune der Bürger aber bisher nicht wesentlich trüben konnte. Die Kennzahl blieb bei 10,7 Punkten stabil.

Obwohl Ökonomen in den vergangenen Wochen wegen Trumps protektionistischer Maßnahmen ihre Konjunkturprognosen heruntergeschraubt haben, rechnen nach wie vor viele deutsche Bürger mit höherem Einkommen und sind dementsprechend bereit, Geld auszugeben.

Allerdings hat der Handelsstreit laut GfK die Konjunkturerwartungen der Verbraucher deutlich zurückgehen lassen. Der Unterindikator sinkt auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. “Die protektionistische Handelspolitik des amerikanischen Präsidenten, die neben Deutschland auch andere exportorientierte Länder wie China betrifft, lässt die Konjunkturaussichten weltweit eintrüben”, erklärte die GfK.

Die Nürnberger Marktforscher haben ihre Konsumprognose für das ganze Jahr etwas reduziert: Sie erwarten nun einen schwächeren Anstieg der Konsumausgaben um 1,5 Prozent statt wie bisher 2 Prozent.

Der deutsche Aktienmarkt konnte sich am Morgen nur kurz etwas erholen. Aktuell notiert der DAX bei 12.175 Punkten nochmal mit 1,4 Prozent im Minus.

Die Anleger werden durch widersprüchliche Signale im globalen Handelskonflikt weiter verunsichert. Nachdem am Mittwochnachmittag die Nachricht, dass US-Präsident Donald Trump vorerst auf ein hartes Durchgreifen gegen chinesische Investitionen in US-Technologie verzichtet, noch etwas beruhigt hatte, sorgten Aussagen aus Trumps Umfeld wenig später jedoch für neue Ungewissheit über den Kurs der US-Regierung.

Die Wall Street zeigte daraufhin wieder deutliche Schwäche und der Dow Jones Industrial fiel unter die 200-Tage-Linie zurück. Diese gilt als längerfristiges Trendbarometer.

Bei recht stabilem Handel am Morgen in Asien ergibt sich aber nicht nur in der Nachrichtenlage, sondern auch mit Blick auf die Überseebörsen ein gemischtes Bild.

Somit ist die Erholung des Vortages wohl eine überfällige Gegenbewegung auf die vorangegangenen hohen Verluste gewesen. Nun achten auch die Börsianer mit Spannung auf den heute beginnenden EU-Gipfel in Brüssel. Dort steht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Asylfrage unter Erfolgsdruck. Bis zum Wochenende will sie eine europäische Lösung präsentieren.

Puma klettern nach positiver Goldman-Sachs-Studie

Puma-Aktien haben sich am Donnerstag mit plus drei Prozent auf 484,00 Euro an die MDAX-Spitze gesetzt.

Für eine hohe Nachfrage sorgte ein Kursziel von 600 Euro, das Goldman Sachs-Analyst Richard Edwards in seiner aktuellen Studie ausgerufen hatte. Wenn alles optimal laufe, könnte sogar ein Kursniveau von 735 Euro gerechtfertigt sein, so der Experte.

Problemen in der Autoindustrie: Gewinnwarnung von Osram

Der Lichttechnikkonzern Osram bekommt die Probleme der Autoindustrie zu spüren und kappt auch wegen Projektverzögerungen im Smartphonegeschäft seine Jahresprognose.

Das Management um Chef Olaf Berlien geht nun von deutlich weniger Wachstum aus. Der Gewinn wird wohl nur noch etwa halb so hoch ausfallen wie bisher gedacht, teilte der MDAX-Konzern heute mit.

Diese Nachricht schockte viele Anleger: Die Osram-Aktien stürzten ab. Auch die Papiere von Konkurrenten wurden durch die Gewinnwarnung mit nach unten gerissen.

Aus dem fortgeführten Geschäft rechnet Osram im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 (Ende September) nur noch mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von ein bis drei Prozent, bisher standen drei bis fünf Prozent im Plan.

“Handels- und Vertriebsbeschränkungen sowie Planungsrisiken bei Automobilherstellern haben zu einer spürbaren Verunsicherung geführt”, hieß es in der Mitteilung.

Vorstandschef Berlien verwies in einer Telefonkonferenz mit Analysten auf die Probleme der Autoindustrie mit dem ab 1. September gültigen Abgastestverfahren WLTP. Das habe in der gesamten Branche zu Unsicherheit geführt. “Rund die Hälfte unseres Geschäfts machen wir mit der Autoindustrie”, sagte er. In den vergangenen Wochen habe es aus dieser mehrere Mitteilungen gegeben, wonach es zu Einschränkungen bei der Produktion kommen werde.

Die Hersteller tun sich derzeit schwer, in ausreichender Zahl Automodelle nach dem neuen Abgasstandard WLTP zertifizieren zu lassen – ab dem 1. September dürfen aber nur noch Autos verkauft werden, die das neue, realistischere Testverfahren durchlaufen und bestanden haben.

Volkswagen will wegen der Probleme im dritten Quartal im Stammwerk Wolfsburg die Bänder für mehrere Tage anhalten und muss für vorproduzierte Autos großen Parkflächen anmieten.

Die langfristigen positiven Trends blieben aber bestehen, sagte Berlien, die Probleme seien vorübergehend. Die verkauften Teile pro Auto und pro Smartphone sorgten weiter für strukturelles Wachstum.

Auch beim Gewinn muss Osram nun deutliche Abstriche machen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll demnach nur noch zwischen 570 und 600 Millionen Euro erreichen. Bislang hat der Konzern rund 640 Millionen Euro angestrebt, was bereits weniger war als die 695 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Unter dem Strich soll mit einem bis 1,20 Euro Gewinn je Aktie nur noch rund die Hälfte des bisher anvisierten Überschusses (1,90 bis 2,10 Euro) hängen bleiben.

Die Osram-Aktie sackte nach der Gewinnwarnung um mehr als 16 Prozent ab. In diesem Jahr hat die Aktie damit bereits rund die Hälfte ihres Wertes verloren. Von Bloomberg befragte Analysten hatten mit einem operativen Gewinn in einer Größenordnung wie vom Unternehmen zuvor angepeilt gerechnet.

Aktien von Konkurrenten wie Signify (ehemals Philips Lighting) sowie Hella kamen an der Börse ebenfalls unter Druck.

Der Automobilbauer Daimler hatte zuletzt unter anderem wegen des drohenden Handelskriegs zwischen China und den USA vor sinkenden Ergebnissen im Konzern gewarnt. Die Stuttgarter hatten auf voraussichtlich steigende Importzölle in China und die Folgekosten der Dieselkrise verwiesen.

Osram teilte mit, dass sich auch Projekte bei Herstellern von Mobilgeräten wie Smartphones ins nächste Jahr verschoben hätten. Vor kurzem hatten bereits Berichte in asiatischen Medien Zweifel geschürt, ob Smartphone-Riese Samsung weiter auf den Scan der Augeniris zur Identifikation beim Entsperren des Handys setzen werde.

Berlien wollte keine Details und keine konkreten Kundennamen nennen, räumte aber einen Nachfragerückgang bei der Technik ein, mit der Osram rund ein Prozent seines gesamten Umsatzes erziele. Gesichtserkennung in Smartphones sei für den Kunden offenbar bequemer, weswegen ein großer Kunde dazu übergehen könnte. Osram stelle sich mit der geplanten Übernahme des US-Unternehmens Vixar darauf ein.

Osram beliefert die Autoindustrie unter anderem mit Lichttechnik, aber auch mit Sensoren. Ein weiteres Standbein für den Konzern sind Infrarot- und Sicherheitstechnik für Mobilgeräte wie zum Beispiel Augen-Iris-Scanner bei Handys.

Gegensteuern will Osram mit einem verschärften Sparkurs. Bereits laufende Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern sollen beschleunigt und bereits in diesem Juli abgeschlossen werden. Dadurch sollen die Verwaltungskosten “spürbar” reduziert und die “Werkslandschaft” umgebaut werden. Ergänzende Maßnahmen im Einkauf sowie bei Forschung und Entwicklung würden vorbereitet.

Berlien kündigte darüber hinaus an, die Mittelfriststrategie weiterentwicklen zu wollen. Auf einer Investorenveranstaltung im Herbst will das Management Details dazu vorlegen.


Börse Stuttgart TV

Mit der Verschärfung des Handelskonflikts hat der DAX innerhalb weniger Handelstage heftig an Boden verloren. Und jetzt? Muss man befürchten, dass sich der Konflikt gar zu einem Handelskrieg entwickelt und die Börsen im Sommer durchschüttelt? Wie sollten sich Anleger in der aktuellen Situation verhalten? Einschätzungen von Michael Beck, Leiter Asset Management beim Bankhaus Ellwanger & Geiger.




Euwax Sentiment Index

Der Euwax-Sentiment-Index pendelte am Nachmittag im positiven Bereich. Eine leichte Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger setzte in dieser Phase mit Hebelprodukten auf steigende Kurse des DAX.


Trends im Handel

An der Euwax waren heute vor allem auch Knock-out-Puts auf den Euro zum Ungarischen Forint gesucht.

Einige Anleger kauften zudem Knock-out-Puts auf die Commerzbank.

Darüber hinaus waren Call-Optionsscheine auf Samsung gefragt.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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