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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die Turbulenzen der vergangenen Woche haben wieder Spekulationen befeuert, dass die EZB auf ihrer bevorstehenden Ratssitzung am Donnerstag die umstrittenen Staatsanleihekäufe beschließen könnte (mehr dazu im morgigen Steffens Daily von Jochens Steffens). Dabei ist ein anderes wichtiges Ereignis fast völlig aus dem Fokus gerückt – die Quartalsberichtssaison. US-Banken enttäuschen auf ganzer Linie Diese begann in den USA traditionell am vergangenen Montag mit der Vorlage der Zahlen des Rohstoffkonzerns Alcoa. Dessen Ergebnisse fielen zwar positiv aus (siehe Steffens Daily vom 13.01.2015), aber dafür enttäuschten in der Folge die Banken auf breiter Front. Sowohl Bank of America, Citigroup als auch JPMorgan Chase blieben mit ihren Gewinnen für das vierte Quartal unter den Erwartungen der Analysten. Das ist durchaus bemerkenswert, denn das geschah zum bislang letzten Mal im vierten Quartal 2011, also auf einem der Höhepunkte der Eurokrise, die natürlich auch auf die US-Banken ausstrahlte. Die Schwäche des US-Finanzsektors äußert sich aber auch auf eine andere Weise. So wird nach den Zahlen der oben genannten „Großen Drei“ die Branche im Jahresvergleich voraussichtlich einen Gewinnrückgang verbuchen. Das war das letzte Mal Ende 2012 der Fall, als die Fiskalklippe auf der US-Wirtschaft lastete. Finanzsektor leidet auch unter hausgemachten Problemen Natürlich gibt es Gründe für die schwachen Ergebnisse der Finanzinstitute. Niedrige Zinsen, in den vergangenen Wochen eher schwache bzw. hoch volatile Kapitalmärkte und die scheinbar nicht enden wollende Kette von Prozessen und Anklagen im Zusammenhang mit Verletzungen von Regulierungsauflagen drücken die guten operativen Ergebnisse weiterhin kräftig nach unten. Dabei profitieren die Banken durchaus von der zuletzt deutlich verbesserten US-Konjunktur und der dadurch anziehenden Kreditnachfrage sowohl von Haushalten als auch Unternehmen. Aber die genannten schwierigen Rahmenbedingungen sowie die vielen außergewöhnlichen Belastungen machen dies wieder zunichte. Außerhalb des Finanzsektors können die bisherigen Ergebnisse der US-Quartalsberichtssaison durchaus optimistisch stimmen – sofern sich das auf Basis der bisherigen wenigen Daten dort sagen lässt. Allerdings gibt eine weitere große Ausnahme von der positiven Verfassung, in der sich die US-Wirtschaft derzeit präsentiert – den Energiesektor. Der Energiesektor, ein weiteres Sorgenkind Dieser ist natürlich aufgrund des stark gesunkenen Ölpreises unter Druck gekommen. Das betrifft vor allem die in den vergangenen Jahren boomende Fracking-Industrie (eine ausführliche Analyse hierzu finden Sie auch in unserem Jahresausblick 2015). Und so verwundert es nicht, dass die Analysten ihre Erwartungen für diese Branche besonders drastisch reduzierten (siehe folgende Grafik): Quelle: Standard & Poor’s (indiziert; Ist-Werte von Q3 2014 entsprechen 100) Um über 40 % sanken die Gewinnschätzungen für die Energieunternehmen seit Ende Juli 2014! Und ebenso wichtig: Energie- und Finanzsektor gemeinsam bringen gut 25 % der Marktkapitalisierung des S&P 500 auf die Waage. Kein Wunder also, dass die schwachen Ergebnisse der US-Banken und die geringen Erwartungen für die Öl- und Gasfirmen auf die Gewinnerwartungen für den S&P 500 insgesamt ausstrahlten. Und so senkten die Analysten ihre Prognosen recht drastisch, was die Erwartungen der Anleger dämpfte und damit die Kurse schwächeln ließ (siehe folgende Grafik): Quelle: Standard & Poor’s „Überraschung“ aufgrund extrem niedriger Erwartungen? Auch der starke Dollar trug seinen Teil dazu bei, denn er verringert die Auslandsgewinne der großen multinationalen Konzerne. Inzwischen notieren jedoch die Erwartungen auf einem derart niedrigen Niveau, dass es durchaus möglich erscheint, dass die tatsächlichen Ergebnisse darüber liegen. Dies wiederum könnte zu einer entsprechenden Erleichterungsrally führen. Obwohl also die jüngste Kursschwäche in den USA ein negatives Zeichen ist, könnte dies – wie schon etliche Male in den vergangenen Monaten zuvor – nur von kurzer Dauer sein. Aber selbst wenn der S&P 500 tatsächlich in eine Konsolidierung übergeht: Die europäischen Indizes zeigen derzeit eine bemerkenswerte Stärke gegenüber den US-Märkten. Die Gründe dafür (schwacher Euro, niedrige Rohstoff-, insbesondere Ölpreise) wurden hier im Steffens Daily inzwischen ausführlich besprochen. Hinsichtlich ihrer Bewertung und Kursniveaus haben Europas Börsen ohnehin Nachholbedarf gegenüber denen in den USA. Daher ist es nun vielleicht eine gute Idee, europäische Aktien wieder überzugewichten. Das dürfte insbesondere dann der Fall sein, wenn die EZB am Donnerstag tatsächlich den Kauf von Staatsanleihen beschließt. Aber dazu, wie gesagt, mehr in Ihrem morgigen Steffens Daily. Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert PS: In unserem Jahresausblick 2015 gehen wir detailliert auf die Konjunkturaussichten und die fundamentale Bewertung der Aktienmärkte ein. | ||
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