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FRANKFURT (Dow Jones) - Ein Quentchen mehr Konjunkturhoffnung als Schuldenangst hat am Donnerstag für neuerliche Kursgewinne am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Der DAX stieg um 0,5% oder 33 Punkte auf 6.224 und ging damit bereits den vierten Handelstag in Folge unter positivem Vorzeichen aus der Sitzung. Händler beklagten allerdings das abermals dünne Geschäft, der Umsatz auf Xetra lag lediglich bei rund 111,9 (Vortag: 120,4) Mio Aktien im Wert von rund 3,14 (Vortag: 3,23) Mrd EUR.
Aus charttechnischer Sicht finden sich die nächsten Hürden für den Leitindex nunmehr in den Bereichen von 6.220 und 6.260 Punkten. Allerdings dürfte es sich dabei nur um kleinere Widerstände auf dem Weg in Richtung des Jahreshochs von 6.342 Punkten handeln. Nach einem zunächst verhaltenen Start sorgte am späten Vormittag die mit Spannung erwartete Auktion spanischer Staatsanleihen für Rückenwind am deutschen Aktienmarkt. Die Iberer gelten als nach Griechenland nächster Pleitekandidat im Euroraum. Allerdings zeigten die Spanier nach der WM-Niederlage gegen die Schweiz, dass sie Anleihen besser als den Ball beherrschen. Sowohl das platzierte Volumen an lang laufenden Schuldtiteln als auch die Nachfrage wurden als überzeugend eingeschätzt. Das Land habe den Test bestanden, sagten Marktteilnehmer. Daraufhin zog die Gemeinschaftswährung deutlich bis in den Bereich von 1,24 USD an, und an den Börsen wurden europaweit Short-Positionen geschlossen. Gestützt wurden die Kurse Händlern zufolge auch durch den am Freitag bevorstehenden großen Verfalltag an der Terminbörse Eurex. Am so genannten dreifachen Hexensabbat werden Futures und Optionen auf Indizes und Einzelwerte fällig. Am Nachmittag schlugen den Börsianern dann schlechter als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten auf den Magen, im Unterschied zu Wall Street erholte sich der deutsche Aktienmarkt allerdings wieder recht schnell von seinem Durchhänger. So stieg die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung binnen Wochenfrist überraschend um 12.000, Ökonomen hatten hingegen einen Rückgang um 6.000 prognostiziert. Der von der Federal Reserve Bank of Philadelphia berechnete Index der Wirtschaftsaktivität in der Region sank im Juni auf 8 von 21,4 Punkten im Vormonat. Hier hatte der Volkswirtekonsens auf 21 Punkte gelautet. "Allerdings haben die ergänzend veröffentlichten Teilindizes diesen heftigen Rückgang gar nicht oder nur in geringerem Ausmaß mitvollzogen, so dass der im Vordergrund stehende Aktivitätsindex den negativen Eindruck überzeichnet", relativierte allerdings Fabienne Riefer, Ökonomin bei der Deutschen Postbank. Besonders gefragt waren am deutschen Aktienmarkt die Zykliker, auffallend stark erholten sich dabei die Automobilwerte von den Kursverlusten der vorangegangenen Tage. So verteuerten sich Volkswagen um 3,8% auf 75,20 EUR. Die Aktien der Wolfsburger könnten einem Händler zufolge auch von der Verlängerung der Steuererleichterungen für Pick-Ups und leichte Nutzfahrzeuge in Brasilien profitiert haben. "Volkswagen hat dort eine starke Marktposition bei den betroffenen Fahrzeugen." Daimler gewannen 2,9% auf 42,32 EUR und BMW legten um 1,7% auf 39,70 EUR zu. Ganz oben auf den Einkaufslisten standen nach den jüngsten Nachrichten zur vierten Generation des Multifunktionsmobiltelefons iPhone von Apple auch die deutschen Halbleiterwerte. Die Nachfrage nach dem Gerät ist so groß, dass der US-Vertriebspartner AT&T am Mittwoch keine Vorbestellungen mehr entgegennahm. Infineon, die um 2,4% auf 5,22 EUR zulegten, und Dialog Semiconductor, für die es um 3,0% auf 9,70 EUR nach oben ging, gelten auch als Zulieferer für die jüngste Generation des iPhone. Schwächer als der Gesamtmarkt präsentierten sich im Schatten der zur Sanierung des Bundeshalts geplanten Brennelementesteuer abermals die heimischen Versorger. So verloren RWE 0,6% auf 56,90 EUR, E.ON gaben um 0,5% auf 24,31 EUR nach. Für das neben E.ON andere DAX-Schwergewicht Siemens ging es um 1,0% auf 77,47 EUR nach unten. Hier verwiesen Marktteilnehmer auf den großen Verfalltag zum Wochenausklang. Neben Dialog Semiconductor fielen im TecDAX Drägerwerk auf. Die Aktien gaben vor dem Hintergrund der angekündigten Kapitalerhöhung um 2,6% auf 51,74 EUR nach. Für den TecDAX ging es 0,6% oder 5 Punkte auf 778 nach oben. Der MDAX rückte um 0,4% oder 33 Punkte auf 8.448 vor. Dabei verteuerten sich Hochtief um 2,1% auf 53,84 EUR. Die australische Tochter Leighton hat zwei Aufträge über insgesamt 1,51 Mrd AUD (1,05 Mrd EUR) erhalten. DJG/jej/gei Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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