Alt 18.09.13, 13:22
Standard Am D-Day zeigen sich die Börsen mutig
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Es ist schon ein bisschen paradox: Am Abend wird die US-Notenbank wohl den Riegel ein klein wenig vor die bislang weit geöffneten Geldschleusen schieben - und die Börsen steigen trotzdem. Die Aussicht auf künftig weniger billiges Geld von der Federal Reserve hält den DAX und andere Leitindizes nicht davon ab, auf neue Höchststände zu klettern. Bei 8.646 Punkten hat der DAX nach der Verschnaufpause am Vortag zur Wochenmitte erneut ein Rekordhoch erreicht. Am Mittag handelt der DAX 0,5 Prozent fester bei 8.636 Punkten.

Es ist die Erwartung, dass Fed-Chairman Ben Bernanke und seine Kollegen beim Einstieg in den Ausstieg aus der superlockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre Vorsicht walten lassen, die Investoren zu Aktien greifen lässt. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,6 Prozent auf 2.907 Punkte zu. Das Tageshoch von 2.909 Zählern ist der höchste Stand seit Mai 2011. Auch die Börsen in Paris, Madrid und Amsterdam melden neue mehrjährige Rekordhochs.

"Tapering", zu deutsch: Drosselung lautet das entscheidende Wort. Die BHF-Bank schätzt, dass die Fed die monatlichen Wertpapierkäufe von derzeit 85 Milliarden Dollar um 10 Milliarden Dollar drosselt. "Die Märkte sind inzwischen auf ein 'Tapering Light' eingestellt, so dass dieser Schritt die positive Grundstimmung der Marktteilnehmer nicht mehr belasten dürfte."

Vor allem dann nicht, so argumentiert die BHF-Bank, wenn die US-Notenbank den Finanzmärkten klar macht, dass künftige Verringerungen nicht automatisch erfolgen, sondern von einer Entspannung am US-Arbeitsmarkt abhängen. Profiteure weiter niedriger US-Zinsen wären vor allem die Banken. Der europäische Bankensektor steigt um 1,2 Prozent und damit am stärksten.

Im Devisenhandel ist man derweil vorsichtig. Der Yen, der als sicherer Währungshafen gilt, hat am Vormittag zum US-Dollar und zum Euro aufgewertet. "Die Reduktion der Wertpapierkäufe dürfte äußerst vorsichtig beginnen", sagt Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik bewege sich die Fed auf unbekanntem Terrain. "Und da machen kleine Schritte natürlich Sinn." Der Devisenanalyst rechnet ebenfalls mit einer Drosselung um 10 auf 75 Milliarden Dollar.

Am deutschen Aktienmarkt steigen vor allem die Kurse von konjunktursensiblen Unternehmen wie HeidelbergCement, Linde, Siemens und ThyssenKrupp. Sie verbessern sich zwischen 1,1 bis 2,1 Prozent. Die Papiere von HeidelbergCement profitieren zudem von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs.

Verkauft werden dagegen Lanxess-Aktien, sie büßen 2,6 Prozent ein. Der Chemiekonzern muss sparen. Ein drastischer Einbruch der Nachfrage vor allem nach Kautschukprodukten zwingt Lanxess zu Kostensenkungen und Personalabbau. Gegenwind spürt Lanxess auch vom schärferen Wettbewerb und stark schwankenden Rohstoffpreisen.

In London verlieren Barclays-Aktien 6,7 Prozent. Die Bank muss das Kapital um 5,8 Milliarden Pfund Sterling aufstocken, um Anforderungen der Bankenaufsicht an das Eigenkapital erfüllen zu können. Für die neuen Aktien erhalten die Aktionäre Bezugsrechte. Der Aktienkurs handelt um den Wert dieses Bezugsrechts bereinigt.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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