Alt 24.02.15, 20:14
Standard Die Börsenkarawane zieht weiter
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Sie erinnern sich: Wir hatten uns gefragt, was eigentlich die Ursache für die Seitwärtsbewegung des DAX unterhalb der 11.000er Marke gewesen ist. Während die meisten Börsenkommentatoren der Meinung waren, dass die Griechenland-Krise belastete, vertrat ich hier die These, dass die Verfallstagspositionierung die Ursache war.

Griechenland spielte keine Rolle…

Nun hat es eine, zumindest vorläufige Einigung in der Griechenland-Krise gegeben. Wenn also wirklich diese Krise die Kursbewegung begrenzt hätte, dann wäre eine massive Rally die Folge der Nachricht einer Einigung gewesen. Doch dazu ist es nicht gekommen. Dass dies nicht direkt geschah spricht eher (!) dafür, dass tatsächlich der Verfallstag die Kurse aufgehalten hat.

Aber es gibt ohne jede Frage schönere Beispiele für die Funktionalität dieser Verfallstagsmethodik. Und ich hoffe, dass ich Ihnen davon Ihnen an den kommenden Verfallstagen noch die ein oder andere demonstrieren kann.

Und weiter im Text…

Derweil zieht die Börsen-Karawane unbarmherzig weiter. Sie kennen es: Keine Nachricht ist an den Börsen älter als die von gestern. Griechenland war (aus Anlegersicht) gestern, heute warten die Anleger auf die Anhörung der Fed Chefin Janet Yellen im US-Kongress. Wird die Fed-Vorsitzende deutlichere Hinweise geben, wann es voraussichtlich zu ersten Zinserhöhungen in den USA kommen wird? Wird sie vielleicht wieder einmal eine unbedachte Äußerung von sich geben?

Janet Yellen hat diesbezüglich schon einige Fehler gemacht. Sie sollte langsam gelernt haben, sehr vorsichtig zu formulieren. Und so ist es wahrscheinlicher, dass sie gebetsmühlenartig das wiederholt, was auch schon aus den Sitzungsprotokollen, den Pressekonferenzen und den Statements der vergangenen Fed-Sitzungen bekannt geworden ist.

Die Zwickmühle der Fed

Dabei bleibt das Problem, das ich hier schon beschrieben habe, unverändert: Die Wirtschaft in den USA wächst, der US-Arbeitsmarkt boomt (immerhin war der jüngste US-Arbeitsmarktbericht der beste seit 1997) und die US-Aktienmärkte haussieren. Hier reden schon die ersten Analysten von einer Blasenbildung. Eigentlich sind das alles gute Gründe, die Zinsen anzuheben, insbesondere da die Inflationsgefahren unterschwellig zunehmen.

Die Zinsen in so einem Umfeld nicht zu erhöhen, ist umso riskanter, da sich unter normalen Umständen Zinserhöhungen erst mit einer Zeitverzögerung von sechs bis zwölf Monaten auf die Wirtschaft auswirken. Wie groß diese Verzögerung jedoch bei einer Nullzinspolitik in einem bisher noch deflationären Umfeld sein wird, weiß aber niemand so genau. Es gibt hier einfach keine Erfahrungswerte.

Deflation, Rezession und Immobilienmarkt

Auf der anderen Seite will natürlich auch niemand das Japan-Szenario, d.h. das nicht mehr aufzuhaltende Abdriften der Wirtschaft in eine sich immer mehr verfestigenden Deflation.

Und auch dieses Szenario ist noch nicht vom Eis, zumal ein steigender Dollar sich natürlich ungünstig auswirkt. Aber auch der niedrige Ölpreis und die damit verbundenen Probleme der US-Ölindustrie wirken sich belastend auf das US-Wirtschaftswachstum aus. Zudem hat Standard & Poors`s gerade davor gewarnt, dass die Erholung der US-Häuserpreise ausgehöhlt wird. Zwar befänden sich sowohl die Preise als auch die Anzahl der Verkäufe bestehender Häuser auf Normalniveau, aber die Bautätigkeit und die Verkäufe von Neubauten seien schwach. Und das wirkt sich meist zeitversetzt auch auf den Gesamthäusermarkt belastend aus.

Und wie hier im Steffens Daily schon häufig beschrieben, war und ist das Baugewerbe ein wichtiger Faktor des US-Wirtschaftswachstums. Wenn jetzt der US-Immobilienmarkt als Zugpferd wegfallen sollte, könnte das US-Wirtschaftswachstum schnell wieder in sich zusammenbrechen.

Auch diese Information könnte einer der Gründe sein, warum die Fed im Moment wieder eher dazu neigt, die Zinsen lieber ein wenig zu lang niedrig zu lassen, als einen Rückfall in eine Rezession und damit auch in eine Deflation zu riskieren. Schließlich könnten steigende Zinsen gerade auch auf die Bautätigkeit einen stärkeren Einfluss haben. Wir werden also in den kommenden Wochen die Daten zum US-Immobilienmarkt wieder verstärkt unter die Lupe nehmen müssen.

DAX nähert sich nächster Zielmarke

Und zum Schluss noch kurz zum DAX:



Jetzt ist sehr schön zu erkennen, dass der DAX an der blau gestrichelten Mittellinie bei 10.828 Punkten einfach eine idealtypische Konsolidierung (wie auch prognostiziert) vollzogen hat. Jetzt ist er weiter nach oben ausgebrochen und nähert sich damit der der nächsten Zielmarke, die ich Ihnen für diesen Fall genannt hatte: der Rechteckbegrenzung bei 11.311 Punkten. Noch einmal zur Erinnerung: Die klassische Charttechnik kennt in diesem Bereich über einem Allzeithoch keine waagerechten Widerstands- und Unterstützungslinien mehr – das geht nur mit der Target-Trend-Methode.

An dem nächsten Rechteckt geht das einfache Spiel der Target-Trend-Methode weiter: Wird diese Marke von 11.311 Punkten (dynamisch) überwunden, liegt das nächst höhere Kursziel an der Mittellinie des höheren Rechtecks bei 11.794 Punkten und anschließend an der Rechteckoberkante bei 12.277 Punkten.

Scheitert der DAX an dieser Marke, muss mit einem Rückfall an die Mittellinie des aktuellen Rechtecks bei 10.828 Punkten gerechnet werden. Sie sehen, es ist eigentlich ganz einfach – wenn man einmal die richtigen Linien eingezeichnet hat.

Viele Grüße

Jochen Steffens
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