Nachdem es den Anlegern in den vergangenen anderthalb Jahren trotz Corona-Pandemie immer wieder erfolgreich gelang, negative Nachrichten und aufkommende Risikofaktoren gekonnt auszublenden, suchen sie nun händeringend nach dem einen positiven Impuls, der den Aktienmarkt aus seinem Abwärtsstrudel befreien kann. Das einzig Positive für den Deutschen Aktienindex ist, dass die 15.000er Marke und die kurz darunter verlaufende 200-Tage-Linie bis zur Stunde halten. Aber der Druck nimmt zu. Fällt die Unterstützung, könnte es sehr schnell sehr ungemütlich an der Frankfurter Börse werden.

Aus fundamentaler Sicht reißen die Probleme nicht ab und werden die Risikofaktoren für den Aktienmarkt nicht weniger. Neben dem drohenden Zusammenbruch des mit mehr als 300 Milliarden Dollar verschuldeten chinesischen Immobilen-Giganten Evergrande bleiben die Inflation und eine wie auch immer geartete Reaktion der Notenbanken darauf das Gesprächsthema Nummer Eins auf dem Börsenparkett. Lediglich „vorübergehend" soll sie sein. Der Anstieg des Ölpreises auf ein Sechsjahreshoch setzt allerdings ein weiteres Fragezeichen hinter die Richtigkeit dieser Einschätzung.

Vor ein paar Monaten war es für den Markt noch einfacher, schlechte Nachrichten auszublenden, da die Zentralbanken grünes Licht gaben. Die Inflation und der weiter steigende Ölpreis machen es der Geldpolitik nun aber zunehmend schwerer, ihren Kurs beizubehalten. Die aktuelle Zurückhaltung der Notenbanken lässt die Anleger mit den Problemen aber quasi allein. Für die Börse ist es nicht mehr so ohne weiteres möglich, die negativen Nachrichten mit dem Argument, es sei genügend Liquidität verfügbar, einfach wegzuwischen.


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