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GRIECHENLAND.
Das Ultimatum für Griechenland endet heute. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass ein Kompromiss gefunden wird, bei dem beide Seiten ihr Gesicht wahren. Eine wichtige Komponente dieses Kompromisses ist es, dass das heutige Ultimatum ergebnislos verstreicht. Finanzminister Schäuble muss beweisen, dass er Griechenland auflaufen lässt. Finanzminister Varoufakis muss beweisen, dass er den status quo nicht akzeptiert. Wenn das Ultimatum dann verstrichen ist, werden Szenarien berechnet, was wäre wenn Griechenland austritt, Zahlungen einstellt, ... und irgendwann im Laufe der nächsten Woche, vielleicht auch erst im Laufe des März, kurz bevor Griechenland tatsächlich eine fällige Zahlung nicht leisten kann, wird den Griechen außerhalb aller bisherigen Vereinbarungen eine zusätzliche Hilfe zugeworfen, mit der sie dann ihren Kopf aus der Schlinge ziehen können. Ich habe mir den Antrag der Griechen im Originaltext durchgelesen und mit meinem Englisch kann ich durchaus beurteilen, wie hinterlistig der Antrag nun wirklich ist. Ja, Schäuble hat Recht, da gibt es jede Menge Hintertürchen, die sich Varoufakis da offen halten möchte. Doch der Antrag ist das klare Bekenntnis zur Fortsetzung des bestehenden Programms, und dieses Bekenntnis wird sich in den kommenden Wochen auch entsprechend formulieren lassen, ohne dass die Hintertürchen bestehen bleiben. Im Gegenzug wird den Griechen die eine oder andere konkrete Erleichterung im Programm angeboten. Stellen Sie sich also auf eine, zwei, oder vielleicht sogar drei weitere Wochen mit dem griechischen Drama ein. UKRAINE Bei allen Hiobsbotschaften über gebrochene Waffenruhen und nicht abgezogene schwere Waffen bis hin zu Meldungen über weitere russische Panzer, die die ukrainische Grenze in Richtung Ukraine überschreiten, haben Kanzlerin Merkel und Präsident Hollande von einer schrittweisen Umsetzung des Protokolls aus Minsk gesprochen. Es scheint, als hätte das Abkommen relativ viel Spielraum für die Beendigung bestehender Kämpfe gelassen. Da sich die Rhetorik des Westens nicht verschärft, muss ich davon ausgehen, dass Minsk II doch noch zu einem Erfolg werden könnte. Doch schauen wir einmal auf die Finanzmärkte, denn schließlich sollten Aktienkurse weniger auf geopolitische Entwicklungen reagieren als vielmehr auf wirtschaftliche Entwicklungen. POSITIVE MELDUNGEN VON UNTERNEHMEN Die Konjunkturdaten in Europa hellen sich weiter auf. Quartalszahlen von Unternehmen fallen überwiegend positiv aus. Hier ein paar Schlagzeilen: ThyssenKrupps Sparprogramm trägt Früchte, Kion markiert neue Bestmarken, SHW profitiert von Großauftrag, Norma auf Rekordkurs, Rheinmetalls Bilanz besser als erwartet, Dialog Semi reitet Erfolgswelle, L'Oréal lässt Nestlé gut aussehen, fettes Gewinnplus für Deutsche Börse, BB Biotech beschenkt seine Aktionäre, Fuchs Petrolub gewohnt souverän... Sei es der niedrige Ölpreis, der niedrige Euro-Wechselkurs oder die schlanke Organisation der deutschen Unternehmen, derzeit werden allerorten Erfolge gefeiert. LUFTHANSA ZOCKT STATT ABZUSICHERN Es gibt aber auch Unternehmen, die scheinbar in einer Parallel-Welt leben. Lufthansa zum Beispiel: Das Unternehmen verkündet heute überraschend einen HGB-Verlust beim vorläufigen Ergebnis, obwohl Anleger sich durch den niedrigen Ölpreis eine positive Überraschung beim Gewinn versprochen hatten. Der Grund für den Fehlschlag: Die Absicherungsgeschäfte am Ölmarkt hätten vor dem Hintergrund des fallenden Ölpreises zu stark an Wert verloren. Irre und in meinen Augen ist diese Begründung ein Armutszeugnis für das Management. "Absicherungsgeschäfte" sollen das Unternehmen vor Verlusten bewahren. Dafür kosten Absicherungsgeschäfte Geld, und dieses Geld ist von vornherein gewinnmindernd in der Kalkulation berücksichtigt. Es ist schön, wenn diese Absicherungsgeschäfte sich am Ende der Periode als überflüssig herausstellen und als wertlos verfallen. Denn dann hat das Unternehmen bei den Spritkosten mehr eingespart, als das Absicherungsgeschäft gekostet hat. Bei Lufthansa haben die Absicherungsgeschäfte jedoch für Verluste gesorgt. Verluste, die über die Spritkosteneinsparungen durch den niedrigen Ölpreis hinaus gingen. Wenn das passiert, dann hat da jemand gezockt. Zockerei statt Absicherung bei der Lufthansa ist ein klares Zeichen für Missmanagement. GRAMMER SUCHT WACHSTUM ZU LASTEN DER MARGE Auch der Automobilzulieferer Grammer hat für negative Schlagzeilen gesorgt: Das Unternehmen lässt sich auf eine Schlacht um Massenprodukte zum billigsten Preis ein und verliert auf den wenigen Märkten mit noch intakten Margen. Durch gutes Management kann eine attraktive Dividende angeboten werden. Doch Wachstum muss man lange suchen. Ich habe das Unternehmen heute im Rahmen der Wunschanalyse detailliert analysiert. ADIDAS SUCHT ENDLICH NEUEN CHEF Ein besonderer Fall von Missmanagement ist hier im Heibel-Ticker bereits häufiger angesprochen worden: Adidas. CEO Herbert Hainer, der vor langer Zeit dem Konzern zu neuer Blüte verhalf, wirkt heute wie ein Dinosaurier in einer modernen Welt. Mit immer größeren Marketingaktionen versucht er, seine unattraktiven Produkte an den Mann zu bringen. Gestern endlich meldete der Konzern, auf der Suche nach einem neuen CEO zu sein. Die Aktie sprang umgehend um 5% an. Aber eben nur 5% und nicht mehr, weil CEO Hainer seinen Vertrag wohl noch erfüllen wird. Dieser wurde vor nicht einmal einem Jahr um drei Jahre verlängert. Weitere zwei Jahre wird sich bei Adidas also nicht viel ändern, erst dann kann ein neuer CEO vielleicht das Ruder herumreißen. Vielleicht, so die Hoffnung der Anleger, vielleicht wird ein potentieller Nachfolger bereits in der Zeit seiner Einarbeitung Akzente setzen dürfen, sodass schon früher eine neue Strategie erkennbar werden könnte. Doch zwei Jahre sind eine lange Zeit. Man beginnt nun mit der Suche nach einem Nachfolger. Das kann also zwei Jahre dauern, aber erfahrungsgemäß könnte es auch ganz schnell gehen, wenn plötzlich ein geeigneter Kandidat verfügbar sein sollte. Von meiner Warnung vor der Adidas-Aktie nehme ich nun also Abstand. Wer viel Geduld hat, kann nun langsam einsteigen. Wer weniger geduldig ist, sollte warten, bis ein neuer Kandidat gefunden ist. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (19.02.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.986 | 0,1% DAX: 11.002 | 0,4% Nikkei: 18.332 | 2,3% Euro/US-Dollar: 1,13 | -0,9% Euro/Yen: 134,45 | -1,2% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,11% | 0,13 Umlaufrendite Dt: 0,29% | 0,01 Feinunze Gold: $1.207 | -1,7% Fass Brent Öl: $60,28 | -0,2% Kupfer: 5.719 | -0,6% Baltic Dry Shipping: 511 | -5,4% Nach den Turbulenzen der Vorwochen hat sich diese Woche nicht sonderlich viel geändert. Der Nikkei sticht mit +2,3% hervor, mit einem Jahresplus von +5,1% hat der Nikkei nun auch gezeigt, dass der feste US-Dollar weltweit für einen Aufschwung sorgt. Zum Vergleich: Der DAX notiert bereits 12,2% über dem Niveau vom Jahreswechsel. Der Baltic Dry Verschiffungsindex für Schüttgut (Eisenerz, Kohle) befindet sich auf historischem Tiefststand und mahnt damit einen bevorstehenden Konjunkturkollaps an. Immerhin können wir hoffen, dass der Baltic Dry sehr kurzfristig orientierte Preis und nicht die wirkliche Zahlungsbereitschaft der Kunden anzeigt, sondern nur ein vorübergehendes Überangebot. Der DAX hat gestern Abend auf einem Allzeithoch geschlossen, erstmals über 11.000 Punkte. Gleichzeitig gibt der Goldpreis kräftig nach mit einem Wochenminus von -1,7%. Sind sich Anleger hier zu sicher über eine bevorstehende Einigung mit Griechenland und über den Erfolg des Protokolls von Minsk II? | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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