Alt 30.12.13, 18:09
Standard XETRA-SCHLUSS/DAX schließt mit 25 Prozent Jahresgewinn
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Alles steht und fällt mit der Fed. Wer das Anfang 2013 erkannt, die Zeichen für oder wider die Drosselung der expansiven Geldpolitik richtig gedeutet und danach gehandelt hat, dem dürfte ein Geldregen das Jahr versüßt haben. 25 Prozent hat der DAX im abgelaufenen Jahr zugelegt. Am Montag beendete der Leitindex den verkürzten letzten Handelstag mit einem Tagesverlust von 0,4 Prozent bei 9.552 Punkten. Vom Montagmorgen stammt auch das neue Rekordhoch von 9.594 Zählern. MDAX und TecDAX waren auf Jahressicht noch stärker, sie legten 39 und 41 Prozent zu.

Grund für die gute Stimmung an den Märkten war 2013 die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Sie hat die großen Trends an den Märkten in diesem Jahr geprägt. Wie lange wird die Fed noch Anleihen kaufen und damit die Märkte mit Liquidität versorgen? Wann genau wird die Notenbank aus diesem Programm aussteigen? Und in welcher Form? Das waren die Fragen, die Händler, Investoren, Analysten und Finanzjournalisten 2013 bewegt haben.

Die Diskussion um den Ausstieg riss die Märkte immer dann aus der Lethargie, wenn eine Sitzung der Fed bevorstand, und bestimmte die Marschrichtung. Auf US-Konjunkturdaten, insbesondere Arbeitslosenzahlen, wurde mit Hochspannung gewartet. Ließen die Daten das Handeln der Fed doch zumindest ein kleines bisschen vorausahnen. Bis im Dezember die Zahlen dann so gut waren, dass Ben Bernanke in einer seiner letzten Amtshandlungen als Fed-Präsident die Anleihekäufe um monatlich 10 Milliarden US-Dollar zurückfuhr - und damit den Startschuss zur Jahresendrally gab.

Doch trotz der übergeordneten Fed-Abhängigkeit wurden viele deutsche Aktien 2013 nicht alleine von der Liquidität in eine bestimmte Richtung getrieben. Meist gab es ganz fundamentale Gründe für das Plus oder Minus der Aktien.

Ganz unten im DAX landet auf Jahressicht etwa ein Wert, dem eine ganz andere Entwicklung einen Verlust von 36 Prozent beschert hat: K+S. Die Aktie brach im Juli ein, nachdem das Kali-Vertriebskartell zwischen der weißrussischen Belaruskali und der ukrainischen Uralkali auseinander gebrochen war. Der Kali-Preis, so prognostizierte Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner damals, werde in Folge stark fallen. Bisher gibt es darauf noch keine Hinweise - die Aktie von K+S hat sich dennoch nie ganz von dem Einbruch erholt.

Die Aktie von Lanxess ist mit einem Jahresminus von 27 Prozent das zweitschlechteste DAX-Papier. Der Kurs litt unter dem fallenden Preis für synthetischen Kautschuk. Dem Spezialchemiekonzern, der unter anderem auch die Autoindustrie mit Kautschuk-Mischungen beliefert, brach damit der Gewinn weg.

E.ON und RWE litten dagegen unter den gestiegenen Kosten für Energieversorger aufgrund der Energiewende. Die Auslastung traditioneller Kohle- und Gaskraftwerke wurde drastisch heruntergefahren. Und damit auch ein Einkommensfaktor für die beiden Konzerne. RWE verlor auf Jahressicht 15 Prozent, E.ON immerhin 5 Prozent.

Profitiert haben 2013 vor allem die Automobilhersteller und -zulieferer. Ihnen kam das anziehende Wirtschaftswachstum zugute, das mit wachsenden Verkäufen einhergeht. Ganz besonders trifft das auf den Reifenhersteller Continental zu, mit einem Plus von 82 Prozent der Spitzenreiter im DAX. Hier spielten die fallenden Rohstoffpreise dem Unternehmen in die Karten: Durch einen niedrigeren Kautschuk-Preis wurde die Produktion günstiger. Daneben profitierte Conti davon, mittlerweile auch in der Autoelektronik eine wichtige Rolle zu spielen.

Das Papier der Deutschen Post landete mit einem Jahresplus von 60 Prozent auf Rang zwei der besten DAX-Aktien. Die Post profitiert vom anziehenden Online-Handel, der dem Paketgeschäft im Zeitalter von Amazon, Zalando & Co Umsatz bringt. Zudem dürfte das wachsende Geschäft mit teureren Express-Leistungen kleine Verluste im Briefgeschäft leicht ausgleichen.

Die Kursraketen schlechthin waren allerdings nicht im DAX zu finden: Ganze acht Unternehmen mit Notierung an der Deutschen Börse liegen in ihrer Jahresentwicklung vor dem DAX-Anführer Continental.

Das Papier des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS etwa hat sich für Aktionäre doppelt gelohnt: Zum ist das lange Tauziehen um die Aktionärsstruktur endlich beendet. Der Rückzug Frankreichs, Deutschlands und Spaniens gibt dem Konzern mehr unternehmerische Freiheit, was alleine für ein ordentliches Plus sorgte. Zum anderen gab es kurz vor Weihnachten noch die Zusage einer festen Dividendenquote von 30 bis 40 Prozent des Gewinns. Wer seit Jahresbeginn bei der Aktie dabei ist, hat 90 Prozent Kursgewinn gemacht.

Die Kursentwicklungen von Heidelberger Druck gehörte zu den Überraschungen 2013. Die Aktie galt Ende 2012 als Penny-Stock, hat ihren Kurse mittlerweile aber mehr als verdoppelt. Der seit September 2012 tätige Unternehmenschef Gerold Linzbach baut weiter Kapazitäten ab und will im zweiten Anlauf auch den Einstieg in den Digitaldruck schaffen.

Den zweithöchsten Gewinn fuhren Aktionäre mit der Aktie des österreichischen Öl-Dienstleisters C.A.T Oil ein: Um 200 Prozent hat die Aktie 2013 zugelegt. C.A.T. Oil bietet in Russland und Kasachstan Dienstleistungen rund um die Ölförderung an, besonders auf Ölbohrtechnik sind die Wiener spezialisiert. Zu den Kunden gehören Adressen wie Gazprom, Lukoil und Rosneft. Wie gut das Geschäft läuft, unterstreichen die jüngst auf 390 Millionen Euro bezifferten Investitionen vor allem in den Kapazitätsaufbau bis 2016.

Der absolute Überflieger ist jedoch der Windturbinenhersteller Nordex mit 221 Prozent Kurssteigerung. Auch diese Aktie lag vor rund einem Jahr am Boden. Doch das Unternehmen will nach zwei Verlustjahren 2013 wieder schwarze Zahlen schreiben. Dafür will sich Nordex aus dem margenschwachen China-Geschäft zurückziehen und die US-Geschäfte kleiner fahren. Das Gros der Umsätze erzielt Nordex ohnehin in Europa.

Wer sich angesichts solcher Kursentwicklungen auf die Lippen beißt und es bereut, 2013 lieber auf Nummer sicher gegangen zu sein und die Finger von Aktien gelassen zu haben, der sollte sich nicht zu sehr grämen. 2014 könnte schon die nächste Rally warten, wenn es denn nach den Bullen am Markt geht. Die gehen nämlich davon aus, dass sich 2014 endlich auch die Unternehmensgewinne den Aktienkursentwicklungen anpassen und steigen. Verbesserte wirtschaftliche Aussichten auf der ganzen Welt und weiter niedrige Zinsen sollen die Voraussetzung dafür schaffen.

Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@wsj.com

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