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FRANKFURT (Dow Jones)--Kaum verändert hat sich der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag aus dem Handel verabschiedet. Nach der EZB-Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte schloss der DAX nur 0,1 Prozent tiefer bei 12.904 Punkten. Das Geschäft verlief allerdings extrem volatil: Zwischen Tagestief und -hoch bewegte sich der DAX um über 300 Punkte. Denn gleichzeitig mit der EZB hatte der Markt noch falkenhafte Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell zu verdauen, was besonders die Anleihemärkte unter Druck setzte.
Die EZB-Erhöhung wurde von Analysten fast ausnahmslos gelobt. Sie nehme endlich die Inflation ernst, urteilte Martin Moryson, Chef-Volkswirt der DWS für Europa. Dazu erhöhte die EZB jedoch auch ihre Inflationsprognosen für die nächsten drei Jahre deutlich, was zwischenzeitlich für heftige Kursausschläge bei langlaufenden Anleihen sorgte. Für die Erholung im späten Geschäft sorgte die Einsicht, dass eine klare Inflationsbekämpfung das Beste auch für Europas Aktien ist. Vor allem Banken und Versicherer profitierten davon und zogen als Tagesgewinner die Märkte nach oben. Inflationsprognose der EZB erschreckt Unter Druck standen Europas Börsen zwischenzeitlich nicht wegen der Zinserhöhung, sondern den Inflationsprojektionen: Die EZB rechnet mit einer Inflationsrate von 8,1 Prozent in 2022, mit 5,5 Prozent in 2023 und 2,3 Prozent in 2024. Das sind deutliche Steigerungen von zuvor gesehenen 6,8 Prozent, 3,5 Prozent und 2,1 Prozent. "Mittlerweile leidet die Hälfte der Mitgliedsländer unter einer zweistelligen Inflationsrate", betont Moryson. Die Teuerungsraten werden der EZB keine weitere Wahl lassen, als im Oktober und Dezember die Zinsen weiter zu erhöhen, selbst wenn die Eurozone dann bereits in eine Rezession blicke. Und auf der Pressekonferenz habe EZB-Chefin Christine Lagarde einen hawkishen Tonfall angeschlagen und keinen Zweifel daran gelassen, dass weitere Zinserhöhungen bevorstehen, sagte auch Martin Wolburg von Generali Investments. Konsum dürfte unter Kaufkraftverlust massiv leiden Konsumnahe Sektoren litten unter der EZB-Inflationsprognose am meisten: Einzelhändler und Autowerte stellten die Hauptverlierer mit bis zu 1,5 Prozent Minus. Diese Sektoren seien konsumnah und würden den Kaufkraftverlust der Verbraucher deutlich zu spüren bekommen, hieß es im Handel. Selbst der E-Commerce-Sektor könnte nach Branchenangaben in 2022 das erste Jahr in seiner gesamten Geschichte einen Umsatzrückgang ausweisen. Entsprechend fielen im DAX Puma um 1,40 und Zalando um 2,1 Prozent. Finanzbranche mit Zinserhöhung Tagesgewinner Finanzwerte wie Banken und Versicherer waren dagegen die Tagesgewinner. Banken können dank der Zinserhöhung Kredite mit höherer Gewinnspanne vergeben, Versicherer ihr Anlagevermögen besserverzinslich anlegen. Die Banken seien "die Gewinner der Stunde", meinte Salah-Eddine Bouhmidi von IG. Deutsche Bank stiegen 5,6 Prozent und Commerzbank 5,4 Prozent. Die Commerzbank ist dazu nach eigener Aussage gut in das zweite Halbjahr gestartet und sieht sich auf Kurs, die Ziele zu erreichen. Deutsche Bank sollen das öffentliche Angebot des Porsche-IPO an Privatanleger übernehmen. Bei Versorgern fielen Uniper erneut um 2,5 Prozent. Dem Unternehmen wurden weitere 4 Milliarden Euro von der KfW als Liquiditätsspritze bewilligt. Händler gehen jedoch davon aus, dass der Bedarf damit noch nicht gedeckt sei. SGL Carbon setzten ihre Rally nach der erhöhten Prognose fort und stiegen weitere 3,2 Prozent. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/mod/err (END) Dow Jones Newswires September 08, 2022 11:56 ET (15:56 GMT) Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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