Alt 04.08.15, 10:52
Standard Schanghai mit Leerverkaufsbeschränkung kräftig im Plus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Der Fokus an den ostasiatischen Märkten hat sich am Dienstag auf Schanghai gerichtet. Dort ging es 3,7 Prozent nach oben, nachdem von offizieller Seite neue Schritte zur Eindämmung von Leerverkäufen vorgenommen wurden. Zugleich setzte sich an den Märkten die Schwäche bei Rohstoffen fort.

Die chinesischen Regulierer setzten ihren Kampf gegen den Absturz des Aktienmarkts fort, der die Indizes seit Mitte Juni um 30 Prozent nach unten gedrückt hat. Am späten Montag hatten die Börsen in Schanghai und Shenzhen angekündigt, dass sie neue Regeln für Leerverkäufe aufstellen wollen, mit deren Hilfe der Hochfrequenzhandel gezügelt werden soll.

Künftig dürfen Aktien nicht mehr am selben Tag geliehen, verkauft und zurückgekauft werden. Die Investoren müssen mindestens einen Tag warten, ehe sie ihre Positionen decken und die Kredite zurückzahlen können, mit denen sie Aktien gekauft haben. Die bislang gängige Praxis, dies alles an einem einzigen Tag zu tun, habe zu der "anormalen Volatilität der Aktienkurse" beigetragen, so die Regulierer. Teilnehmer sagten indes, Leerverkäufe hätten keinen großen Anteil am Marktgeschehen. Der Markt habe sich eher erholt, weil er auf weitere Reformen bei staatlichen Unternehmen setze, sagte Jacky Zhang von BOC International.

Die Maßnahme zu den Leerverkäufen kommt zu einem Zeitpunkt, da die Regulierer noch andere Beschränkungen erlassen haben, unter anderem zum automatischen Börsenhandel. So wurden bis Montag 38 Handelskonten an den Börsen in Schanghai und Shenzhen wegen Unregelmäßigkeiten eingefroren, darunter auch eines der US-Hedgefondsgesellschaft Citadel Securities.

An den Rohstoffmärkten konnte der Ölpreis nach dem Verfall am Montag kaum Boden gewinnen. US-Leichtöl der Sorte WTI erholte sich lediglich um 1 Prozent, nachdem der Preis am Montag um 4,1 Prozent gefallen war. Auf Jahressicht sind die Ölpreise um über 50 Prozent eingebrochen. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage scheint sich immer weiter zu öffnen. Schwache Konjunkturdaten aus China trafen auf die Aussicht eines deutlich erhöhten Angebots aus dem Iran. Gleichzeitig ist ein Ende des Ölbooms in den USA nicht absehbar, wie die jüngst gestiegene Zahl der aktiven Bohrlöcher zeigte.

In Tokio wollte keine rechte Kauflust aufkommen, gerade auch weil der schwache Ölpreis bereits die Wall Street gedrückt hatte. Zudem war der ISM-Index für das Produktionsgewerbe in Amerika schwach ausgefallen. Der Nikkei verlor 0,1 Prozent auf 20.520 Punkte.

Trotz der zahlreichen Faktoren, die die Anleger gegenwärtig im Blick haben, bleibt doch die Lage in China der entscheidende Punkt für den Markt, wie Aktienstratege Nicholas Smith von CLSA mit Blick auf Börse wie Wirtschaft in China sagte.

Vom Devisenmarkt kamen wenig Impulse, da sich der Dollar mit 124 Yen etwa in der Mitte der Handelsspanne vom Vortag bewegte. Vor allem Technologiewerte wurden verkauft, da die Anleger sich defensiv verhielten. Unter den Einzelwerten verloren TDK weitere 5,9 Prozent und Kyocera 2,5 Prozent.

Dazu enttäuschten auch einige Quartalsberichte. Das Papier des Handelskonzerns Mitsubishi fiel um 6,9 Prozent, nachdem der Gewinn um 32 Prozent rückläufig war. IHI sanken um 6,7 Prozent, da der Industrieausrüster die Gewinnprognose kräftig gekürzt hat. Auch Japan Tobacco enttäuschte mit Zahlen, was den Wert um 2,3 Prozent absacken ließ.

Dagegen ging es mit der Aktie des Pharmakonzerns Shionogi & Co um 4,6 Prozent nach oben. Zusammen mit den Erstquartalszahlen hatte das Unternehmen gute Aussichten für weiteres Gewinnwachstum verkündet. Die Aktie habe mit 120 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten einen guten Lauf gehabt, doch werde sie noch immer mit einem Abschlag zu den Wettbewerbern gehandelt, sagte Naomi Kumagai von Jefferies.

In Australien hat der Markt seine Gewinne etwas reduziert, nachdem die Zentralbank die Zinsen unverändert auf dem Rekordtief von 2,0 Prozent belassen hatte. Zwar hatte der Markt dies erwartet, doch lief mit der Entscheidung der Austral-Dollar nach oben, was leicht belastete. Der Leitindex in Sydney endete mit einem Plus von 0,4 Prozent nach einem Aufschlag von 0,6 Prozent vor der Zinsentscheidung. Während Bankenaktien vorrückten, litten Energie- und Rohstoffwerte unter den fallenden Preisen für Öl und Metalle. Woodside Petroleum fielen um 0,9 Prozent, Oil Search um 1 Prozent und BHP Billiton um 0,5 Prozent. Die Aktie des Biotech-Unternehmens CSL setzte ihren Siegeslauf fort und übersprang mit einem 2-prozentigen Plus die 100-Dollar-Schwelle - es ist der einzige Wert in Australien, der aktuell über dieser Marke liegt.

Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com

DJG/DJN/raz/smh

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