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Diese Woche ist Q-Woche: Die Woche mit den meisten Quartalsergebnissen. Daimler hat zwar gute Jahreszahlen vorgelegt, doch das letzte Quartal hat Anleger enttäuscht. Infineon leidet unter der Euro-Stärke und kann seine Chips im Ausland nicht mehr so gewinnbringend verkaufen wie zu Zeiten eines schwachen Euros. Die Prognose für das Umsatzwachstum für 2018 wurde von 9% auf 4% gekürzt. Siemens leidet unter der Energiewende, die Kraftwerksparte ist zum Sorgenkind des Konzerns geworden. Auf der Plus-Seite steht die über einen IPO an die Börse zu bringende Gesundheitssparte unter dem Namen Healthineers. Auch SAP leidet unter dem starken Euro. Der Umsatz wuchs nur um 1%, ohne Wechselkurseffekt wäre der Gewinn nach Aussagen des Konzerns um 6% gestiegen. Das Cloud-Geschäft ist weiter Wachstumstreiber und die Gewinnmarge sei, ohne Wechselkurseffekt, erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen, so der CFO Luka Mucic.
In den USA verbuchen Unternehmen gigantische Steuerabschreibungen, Microsoft beispielsweise in Höhe von 13 Mrd. USD. Rechnet man diesen Einmaleffekt heraus, so konnte Microsoft die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Gewinn übertreffen. Das Cloud-Geschäft ist auch bei Microsoft der Wachstumstreiber. AT&T konnte ebenfalls die Analystenerwartungen übertreffen und zeigte sich zuversichtlich bezüglich der beabsichtigten Übernahme von Time Warner. Die US-Notenbank Fed hat gestern letztmals unter ihrer amtierenden Chefin Janet Yellen getagt und den Zins erwartungsgemäß unverändert belassen. Allerdings hat Yellen in ihrem letzten Statement als Fed-Chefin eine anziehende Inflation für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt. Wie von mir bereits vermutet bestätigt nun auch die Fed-Chefin, dass der Druck bei ihrem Nachfolger eher in Richtung Beschleunigung der Zinserhöhungen liegen wird. EBay hat gestern bekannt gegeben, Paypal als exklusiven Zahlungspartner ab 2020 abzulösen. Bis mindestens 2023 soll aber die Zahlung per Paypal weiterhin möglich sein. Die Aktie von Paypal ist heute mit 7% im Minus. CEO Dan Schulman spielte die Entscheidung jedoch herunter, das Wachstum Paypals sei schon lange nicht mehr abhängig vom Geschäft mit eBay. Tatsächlich wächst das Geschäft schon lange deutlich langsamer (9%) als das von Paypal (20%). Ich denke nicht, dass die Auslösung der Geschäftsbeziehung Paypal große Probleme bereiten wird. Vielmehr denke ich, dass dies ein guter Augenblick sein könnte, um Paypal zu kaufen. Denn 20% langfristiges Gewinnwachstum pro Jahr werden aktuell mit einem KGV 2019e von 30 bewertet, da ist noch Luft nach oben. Seien Sie allerdings vorsichtig, aktuell befinden sich die Aktienmärkte in Korrekturlaune. Zudem benötigen Analysten immer ein paar Tage, um ihr Zahlenwerk an solche Meldungen anzupassen. Wir dürfen also noch bis Montag Analystenkommentare zu hören bekommen, die ihre Erwartungen für Paypal aufgrund der eBay-Entscheidung reduzieren, und das wird die Aktie weiter belasten. Electronic Arts (EA) hat am Dienstag herausragende Q-Zahlen veröffentlicht. Nicht nur Electronic Arts schoss in die Höhe, auch die beiden Wettbewerber Take-Two Interactive und Activision Blizzard stiegen im Kielwasser von EA an. Gestern hat dann der japanische Konkurrent Nintendo ebenfalls mit guten Zahlen für einen weiteren Kurssprung gesorgt. Die Spielebranche hat einen Lauf! Und ich brauche nicht zu erwähnen, dass natürlich auch mal wieder der Anbieter der High-End Graphikkarten für Spielecomputer, Nvidia, mit nach oben gezogen wurde. Die Spielehersteller vereinen mehrere Trends: Die Cloud, über die Spieler weltweit gegeneinander antreten können. AR - Augmented reality - mit der Spiele in der wirklichen Umgebung des Spielers stattfinden können. Und die Sesselpupser-Mentalität, die immer stärker um sich greift: Die Menschen verlassen ihre 4 Wände immer seltener: Amazon liefert alles nach Hause, Netflix erübrigt den Kinobesuch und Electronic Arts ermöglichen es jedem, in der Champions League gemeinsam mit Messi und Ronaldo Tore zu schießen. Alles vom Sofa aus. Das ist kein Geheimnis mehr: 15% Gewinnwachstum bei EA werden mit einem KGV 19e von 25 bewertet. Bei Activision Blizzard sieht es ganz ähnlich aus mit ebenfalls 15% Wachstum bei einem KGV 19e von 28. Take-Two wächst um stolze 30% p.a. bei gleichem KGV 19e von 25 und ist damit aus Bewertungssicht der Attraktivste der drei. Alibaba hat ebenfalls Zahlen veröffentlicht, die - ganz in der Tradition des Unternehmens - grottenschlecht aussehen: 56% Umsatzwachstum auf 13,2 Mrd. USD, 5% über den Analystenerwartungen. Der Gewinn stieg um 35% auf 3,8 Mrd. USD. 31 Mrd. USD Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 500 Mrd. USD bewertet, ein KUV von 16! Alles über 2 gilt als teuer. Diese Woche ist ziemlich genau das eingetreten, was ich vor einer Woche in Aussicht gestellt habe: Alle positiven News sind raus, die Aktienmärkte notierten auf Rekordniveau und positive Überraschungen, die neue Anleger zu Käufen bewegen würden, blieben aus - bzw. die Erwartungen waren so hoch, dass positive Überraschungen kaum mehr möglich waren. Und so begann der DAX, wie auch der Dow Jones, diese Woche einen Sinkflug. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (01.02.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 26.187 -0,9% 5,5% DAX 13.004 -2,2% 0,7% Nikkei 23.275 -1,7% 2,2% Shanghai A 3.626 -2,4% 4,7% Euro/US-Dollar 1,25 0,1% 4,3% Euro/Yen 137,15 1,0% 1,6% 10-Jahres-US-Anleihe 2,77% 0,13 0,35 Umlaufrendite Dt 0,46% 0,07 0,18 Feinunze Gold $1.348 -0,9% 3,5% Fass Brent Öl $69,89 -1,4% 5,0% Kupfer 7.100 -0,2% -0,8% Baltic Dry Shipping 1.152 -5,3% -15,7% Bitcoin 10.089 -11,6% -27,4% Die heftige Korrektur an sämtlichen Aktienmärkten war überfällig. Wir werden nun genau den Verlauf der Korrektur beobachten, um kurzfristige Kauf- bzw. Verkaufsentscheidungen zu treffen. Wie vor einer Woche ausführlich dargelegt ist nun auch der Ölpreis in einen Sinkflug übergegangen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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