Alt 07.10.13, 12:21
Standard Nervosität schickt Aktien gen Süden
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Anleger an Europas Börsen werden zunehmend nervös. Auch am siebten Tag des "government shutdown" in den USA, also der vorübergehenden Schließung von Regierungsbehörden, ist eine Lösung zwischen Republikanern und Demokraten im Budgetstreit nicht in Sicht. Am 17. Oktober wird zudem die Schuldenobergrenze erreicht. Sollte diese nicht angehoben werden, droht der Absturz der US-Wirtschaft. Bis Montagmittag verliert der DAX 1,1 Prozent auf 8.524 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,1 Prozent auf 2.897 nach unten.

Der Sprecher der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boehner, sieht keine Möglichkeit für eine Zustimmung zu einer Anhebung der Schuldenobergrenze, solange sich die Demokraten weigerten, über Obamacare und Schuldenabbau zu verhandeln. Noch vergangene Woche war Boehner dahingehend verstanden worden, dass er keinen Staatsbankrott der USA zulassen werde. "Dies hat die Märkte erschüttert und wird kurzfristig eine weitere Schwäche an den globalen Aktienmärkten auslösen", sagt Stan Shamu, Anlagestratege von IG Markets.

Während ein "shutdown" in den USA in der Vergangenheit keine Seltenheit ist, - der längste unter Präsident Bill Clinton dauerte mehr als drei Wochen -, wäre eine Nichtanhebung der Schuldenobergrenze ein Novum in der US-Geschichte. Die Regierung kann dann nur noch so viel ausgeben, wie sie an Steuergeldern einnimmt. Laut Commerzbank haben in den vergangenen zwölf Monaten die Einnahmen gerade einmal 80 Prozent der Ausgaben abgedeckt. Einen Ausfall des Schuldendienstes erwartet Analyst Bernd Weidensteiner aber nicht.

Bislang kann Gold von der politische Krise in Washington nicht profitieren. Das Edelmetall notiert zu Wochenbeginn wenig verändert bei 1.314 Dollar je Feinunze. Nach Einschätzung von Mitul Kotecha von der Credit Agricole gibt es dafür auch eine einleuchtende Erklärung. "Sollte das Unmögliche eintreten und die größte Volkswirtschaft der Welt die Schulden nicht mehr bedienen, gibt es keine sicheren Häfen mehr", erklärt ein Händler. Am Devisenmarkt notiert das Euro/Dollar-Paar wenig verändert, der Euro geht bei 1,3575 US-Dollar um. Profiteur der Unsicherheit ist zu Wochenbeginn der Yen, der gegen beide Währungen anzieht.

Solvay-Papiere gewinnen in einem insgesamt schwachen Markt 1,5 Prozent an. Der belgische Chemiekonzern verstärkt sich mit einem milliardenschweren Zukauf in den USA. Bei Airbus läuft es derweil weiter rund. Japan Airlines hat 31 Airbus A350 XWB-Flugzeuge zum Listenpreis von 950 Milliarden Yen bestellt. Das entspricht einer Summe von 7,2 Milliarden Euro. "Japan Airlines galt bisher als eingefleischter Boeing-Kunde", sagt ein Händler. EADS-Titel legen um 1,9 Prozent zu.

Finmeccanica-Aktien profitieren derweil vom geplanten Verkauf von Ansaldo Energia an einen Fonds. Der Kurs legt daraufhin um 2,4 Prozent zu. Finmeccanica erhält für seinen Anteil an dem Kraftwerksbauer voraussichtlich bis zum Jahresende 273 Millionen Euro, dazu übernimmt der Fonds 220 Millionen Euro an Schulden. Außerdem kann Finmeccanica je nach Entwicklung von Ansaldo Energia in den kommenden drei Jahren bis zu 130 Millionen Euro erwarten.

Gut halten sich in Europa auch die Versorgerwerte. Der Sektor profitiert dabei von einem positiven Analystenkommentar aus dem Hause Exane BNP. Die Aktie von E.ON haben die Analysten dabei auf "Outperform" von "Neutral" hochgestuft, was bei den Titeln für ein Plus von 3,1 Prozent sorgt. Die Papiere von RWE wurden auf "Neutral" von "Underperform" erhöht. Die Aktie ist mit einem Aufschlag von 4,2 Prozent stärkster Wert im DAX.

TAG Immobilien stehen dagegen mit Abschlägen von fast 10 Prozent unter Druck. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" baut Vorstandschef Rolf Elgeti privat ein eigenes Immobilienimperium auf. Elgeti sagt dazu, das sei vom Aufsichtsrat so genehmigt worden. "Elgeti hat das aber bisher nicht so kommuniziert, nun sorgt sich der Markt um mögliche Interessenskonflikte", sagt ein Händler.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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