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Sind Sie noch im (Börsen-)Stress oder schon relaxed nach den Ergebnissen des US-Stresstests? Der US-Stresstest wurde von den Weltbörsen mit einiger Erleichterung aufgenommen. Angeblich brauchen die 10 größten Banken „nur“ 75 Mrd. USD, um krisenresistent zu werden. Erwartet wurde zuvor ein Betrag von über 150 Mrd. USD. Einige Experten sind allerdings der Auffassung, dass die gewählten Parameter im „Input“ bei BSP und Arbeitslosenquote zu optimistisch ausgefallen seien, so dass mit noch größerem Kapitalbedarf zu rechnen sei. Wie immer gilt bei solchen Prognosemodellen: „Input=Output“. Will heißen: das Ergebnis hängt stark von den angenommen Eingabedaten ab, also welche Parameter im Input sind und wie diese ausfallen.
Was ich zudem bemängele, ist, dass wieder einmal nicht mit „Black Swans“ gerechnet wird, also überraschenden, unkalkulierbaren Ereignissen, die auf einmal dominant sind und die Weltwirtschaft und auch die Weltbörsen in den Bann ziehen. Ich nenne das „variable Dominantfaktoren“. Das könnte so etwas wie eine Schweinegrippe sein, das könnten Terroranschläge à la 11. September sein, das könnten Naturkatastrophen sein, das könnte eine Insolvenzwelle von Großunternehmen (=systemischen Risiken) sein, das könnten Defaults bei Staatsanleihen sein, das könnten Kriege sein, das könnte ein neuer Öl-Preis-Schock sein, das könnten gewaltsame Massendemonstrationen sein, das könnte aber auch eine Hyperinflation sein, mit der die FED selbstverständlich als möglicher Auslöser nicht rechnet bzw. nicht rechnen will. In Kalifornien brennen schon wieder die Wälder (hat das etwa Symbolkraft?). Pakistan (als Atommacht) bleibt ein Pulverfass und die Schweingrippe ist real, wird aber (noch) nicht als reale Bedrohung wahrgenommen und geht auch in kein Prognosemodell ein. Ich wunder mich ohnehin, dass die US-Regierung so einen Stresstest macht. Eigentlich ist es die Aufgabe jeder Großbank, einen Stresstest für sich zu machen und dementsprechend das Risikomanagement darauf einzustellen. Auch hier sollte immer die Szenario-Technik angewendet werden, also ein realistischen Szenario, den best case und den worst case, wobei der worst case verschiedene Varianten (auch mit Black Swans) haben sollte, um mit flexiblen Handlungsmöglichkeiten auf die neue Situation antworten zu können. Der IWF ist der Auffassung, dass ich noch 4 Billionen USD an „Giftmüll“ in den Bankbilanzen befinden, was nicht so recht mit den Ergebnissen des US-Stresstest zusammenpassen will. Vielleicht hat man den US-Stresstest auch deswegen gemacht, um die Gemüter zu beruhigen, damit wieder mehr Vertrauen in den Finanzmarkt kommt. Schließlich sollen die Banken wieder Kredite vergeben. Wurde dabei aber auch wohl die Folgewirkungen von Insolvenzen von großen, prominenten Unternehmen wie General Motors einkalkuliert und richtig berechnet oder beruht das Model auf „wishful thinking“? Aber selbst wenn die Stresstests richtig berechnet und die Parameter richtig gewählt wurden, benötigt die Bank of America immerhin 34 Mrd. USD, um krisensicher zu werden. Die Bank of America gibt 1,2 Mrd. Aktien für etwas über 8 USD heraus und der Aktienkurs stieg dennoch am Freitag trotz enormer Verwässerungsgefahr. Börse paradox!!. Im Moment wollen die Börsen halt nach oben und die Short-Seller müssen sich eindecken. Wells Fargo braucht 14 Mrd. USD an neuem Kapital und wird nun eine Kapitalerhöhung machen. Die Börse scheint jetzt aber mehr zu antizipieren, dass damit das Gröbste überstanden sein. Sogar die US-Arbeitsmarktdaten wurden trotz einer Rekordarbeitslosenquote von 8,9% positiv aufgenommen, weil die Zahlen zumindest nicht schlechter ausfielen als erwartet worden war. Im Moment scheint es so, dass die Börse umso mehr steigt, je schlechter die Nachrichten sind, denn keiner will die Hausse verpassen. Die Arbeitslosenzahlen betrugen im April „nur“ 530.000 anstelle der erwarteten 600.000. Dies wird aber dennoch tiefe Löcher in die Sozialkassen, aber auch in den Haushalt bringen. Dies ist zudem die höchste Arbeitslosenquote seit 26 Jahren und die Börse jubelt mit neuen Jahreshöchstkursen. Auch die Schweingrippe scheint die Börse trotz weltweit 1000 Infizierter (noch) nicht zu beinruhigen. Dabei sind die USA neben Mexiko besonders von der Schweinegrippe betroffen Die Börse ignoriert damit latente Gefahren, was nicht ganz ungefährlich ist. Eine Pandemie wird den eingefleischten Börsianer erst dann umstimmen, wenn in seinem familiären Umfeld so ein Fall auftritt. In England haben immer mehr Bürger schon kein Geld mehr, um ein Begräbnis der Verstorbenen finanzieren zu können. In Kalifornien brennen wieder die Wälder und bedrohen St. Barbara, was auch schnell wieder in der Bankenwelt passieren könnte, wenn die Arbeitslosen stark zunehmen und auch gleichzeitig die Unternehmensinsolvenzen. In Russland ging jetzt der Automobilzulieferer Amtel-Vredenstien in Konkurs. Petrochemiewerte wie Kazanorgsintez stehen auch kurz vor der Insolvenz. Die Spreads bei Unternehmensanleihen haben sich zwar abgebaut, die Finanzierung ist aber immer noch immer sehr teuer. Daran ändert auch die Zinssenkung der EZB von 1,25 auf 1% nicht. Trotz der EZB-Zinssenkung stieg der Euro auf 1,36 EUR/USD, was bedenklich stimmt. Ich rechne in den nächsten Monaten mit steigenden Zinsen am langen Ende. Der Bubble bei den Staatsanleihenkursen wird sich wohl im Sommer auflösen. Die Kursrallye der letzte 2 Monate an den Weltbörsen ist immer noch als Bärmarktrallye einzustufen. Die Kardinalfrage ist, ob wir uns jetzt in einer charttechnischen Situation wie 2000 oder 2003 befinden. Selbst wenn der DAX bis 5200 steigen sollte, was durchaus möglich ist, rechne ich dann aber auch wieder mit starken Korrekturen in den Sommermonaten. Die Frühjahrsrallye hatte ich erwartet und auch vorher „angekündigt“. Die Anleger sollten aber registrieren, dass fundamental von einer Trendwende noch keine Rede sein kann. Demnächst wird sich das Schicksal von General Motors (und Opel) entscheiden. Wenn GM Chapter 11 anmelden muss, hätte dies starke Folgen für die Gläubiger. Zudem rechne ich mit einem Anleihen-Crash in den Sommermonaten oder Herbst. Ein erstes Warnsignal für Sie gibt es schon, wenn der Bund-Future unter 119 geht. Gehen Sie dann beim Bund-Future Short und aus Staatsanleihen heraus. Die Märkte sind heiß gelaufen, sowohl im Aktien als auch im Anleihenbereich. Inflation ist hingegen noch kein Thema. Daher sollten die Anleger auch in Zukunft die Marktechnik genau beachten. Noch ist der Haussetrend seit Anfang März voll intakt. Der DAX strebt die 5000-er Marke an, wo sich die fallende 200-Tagesline befindet. Bei 520 Indexpunkten streift der DAX den langfristigen Abwärtstrend seit August 2008. Selbst wenn die Marke kurzfristig überschritten wird, glaube ich nicht daran, dass wir im Sommer durchstarten werden. Für die Mondgläubigen: am 9. Mai ist Vollmond und nach Vollmond kommen oft etwas zeitverzögert Konsolidierungen. Damit Sie auch in Zunft trotz Stress relaxed sein können, ziehen sie den Stopp-loss bei Ihren Aktien nach und gehen erst dann in Liquidität, wenn der kurzfristige Haussetrend verlassen wird. Dies ist beim DAX bei 4700 der Fall, beim S&P-Index bei 880 und bei Dow Jones bei 8200 Indexpunkten. Danach wird es aber zunächst nur „normale“ Konsolidierungen durch Gewinnmitnahmen. So richtig bearish wird es erst, wenn der Dow Jones unter 7600 Indexpunkte oder der S&P unter 800 Indexpunkte fallen sollte. Ich glaube zunächst nur an relativ seichte Korrekturen. Erfreuen uns wieder so lange wie möglich der intakten Frühjahrsrallye trotz schlechter der Konjunkturdaten. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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