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Die hohe Volatilität der letzten Wochen ist Ausdruck der Marktverfassung der Marktteilnehmer, wo die Nerven zum Teil blank liegen. Der 15 minütige 1 Billion USD-Crash an der Wall Street am 6. Mai und der strake Kurseinbruch von Aktien in der Vorwoche um 20-30% als Folge der Griechenland-Krise („G-Krise)“ machten deutlich wie nervös die Anleger im Moment sind. Viele institutionelle Anleger sind daher vorsichtshalber mehr in Cash gegangen oder flüchteten in Gold oder den Bund-Future.
Die Vorwoche vom 17. bis 21. Mai erinnerte schon wieder an die Zeiten nach dem Lehmann-Schock. Dabei wurden besonders die Kurse von den Aktien herunter geprügelt, wo zuvor für Anleger hohe Gewinne aufgelaufen sind wie in Russland und in der Ukraine. Die „G-Krise“ und deren Folgewirkungen (=Euro drohte auseinanderzubrechen) verstärkte den Verkaufsdruck, der wahrscheinlich, wenn auch nicht so stark, aber auch durch normale Gewinnmitnahmen zustande gekommen wäre. So brach der Kurs von Gildemeister um 44% und der von Aixtron grundlos um 34% ein. In der Ukraine gab es an zwei Tagen ein „Limit-Down“ mit Kursverlusten um 10% an einem Tag. Die Aktienkurse brachen an der Börse Kiew auch um 20-30% in einer Woche ein, was nicht verwundert, da sie zuvor auch um 80% in diesem und über 300% seit März 2009 gestiegen waren. Ebenso waren Dow Jones und DAX zuvor um über 60% gestiegen, so dass Korrekturen ohnehin durch Gewinnmitnahmen einzukalkulieren waren. Die hektischen Kursauschläge haben auch einen fundamentalen Hintergrund: nachdem das erste Halbjahr sowohl von den Konjunktur-, als auch den Unternehmensdaten sehr erfreulich verlaufen wird, stellt sich nun die bange Frage wie, das zweite Halbjahr ausfallen wird. Hier werden wieder die Daten der beiden Welt-Konjunkturlokomotiven USA und China den Rest der Welt mit nach oben oder unten ziehen. Dementsprechend werden auch die Rohstoffpreise sehr volatil sich verhalten, da die meisten Rohstoffe, durch Finanzspekulationen via ETFs und Zertifikate geprägt werden. Nickelpreise stiegen in den letzten 3 Jahren um 432%, wobei hier Nickeltermingeschäfte die treibende Kraft waren. Nickel ist ein sehr enger, und daher auch gut manipulierbarer Markt. Im Jahr wird nur 1,5 Mio. Tonnen Nickel verbraucht (aus Stahl und Nickel wird Edelstahl), aber an der Londoner Börse wird oft das 40-fache gehandelt. Hier muss in der Tat der Finanzspekulation Einhalt geboten werde, sonst gibt es irreparable Schäden im Finanzsystem mit negativen Folgen für die Realwirtschaft. Das geht in die Richtung des Verbots von ungedeckten Leerverkäufen, das ich befürworte, während ich die Finanzmarkttransaktionsteuer ablehne. In den Sommermonaten geht es aber um viel mehr, nämlich um die Beherrschung von systemischen Finanzrisiken. Es geht dabei nicht nur um die Rettung des Euros, der durch die schwache Südflanke zur Weichwährung wurde. Hier ist wieder Deutschland der große Zahlmeister, der mit Krediten und Transferzahlungen die Schwachzonen retten soll. Ich bin gespannt, ob dieser Kraftakt auch in Zukunft gelingt, denn es brennt an der Südflanke überall, nicht nur in Griechenland. Spanische, portugiesische und französische Banken könnten bei fortdauernder Anleihenschwäche gewaltig wackeln. So haben französische Banken über 700 Mrd € in „PIGS“-Anleihen investiert. Wenn diese nun erheblich an Wert verlieren, besteht ein enormer zusätzlicher Kapitalbedarf zur Stärkung des Eigenkapitals, da sonst die Überschuldung oder auch Insolvenz droht (wie bei Lehmann Brothers). So dürfen italienische Banken ihre „PIGS“-Anleihen demnächst zum Anschaffungskurs bilanzieren. Was früher wegen Bilanzmanipulation strafrechtlich verfolgt wurde, soll jetzt erlaubt sein. Folge: es stimmt keine Bankbilanz mehr, da die Leichen im Keller versteckt werden dürfen! Genau zu beobachten gilt auch der Sparkurs der Briten, womit die Glaubwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit Großbritanniens auf dem Spiel steht. Es ist fünf vor 12, was die Frage der Refinanzierung der Anleihen und damit des Zeitpunkt des Staatsbankrots und der Währungsreform angeht. Ich muss es immer wieder betonen: Jedes Land kann Pleite gehen, auch die USA, wenn der „Roll over“ (also das Weiterollen) von auslaufende Anleihen durch die Neuplatzierung von Anleihen zu niedrigen Zinssätzen nicht mehr gelingt. Die Zeitbombe tickt schon lange, nur weiß keiner wie lang die Zündschnur ist. Die Anleihenschwemme und das Gelddrucken der Notenbanken können nicht unendlich weitergehen; irgendwann muss ein Schnitt gemacht werden und dann werden viele Vermögenswerte verloren gehen. Deswegen ist Krügerrand auch ausverkauft. Ich rechne noch nicht in diesem Jahr mit einer Währungsreform, aber in den nächsten Jahren darf es keine schwere Rezession und schon gar nicht einen (Iran)Krieg mehr geben, da die globalen, miteinander vernetzten Finanzsysteme dann notgedrungen kollabieren werden Es geht also um systemische Risiken. Nach der System-Krise ist vor der System-Krise und davor haben auch die USA Angst! Beim nächsten G 20 treffen darf es nicht nur um Finanzmarktregulation und Verbote von Spekulationsgeschäften gehen, sondern auch wie man die zarte Pflanze „Konjunkturaufschwung“ am Leben erhält. Deutschland kann auch nicht unendlich durch Transferzahlungen die Süd-Flanke (inklusive Frankreich und Italien) stützen. Ich muss noch einmal betonen, dass der französische Francs und die italienischen Lira immer Weichwährungen zur DM waren. Nun ist auch der Euro eine Weichwährung durch die Südflanke geworden. Der Euro hält sich nur deshalb relativ gut, weil auch die USA, Japan und Großbritannien strukturelle Verschuldungsprobleme haben. Einige befürchten eine Auflösung des Euros. Es ist im Grunde nur politischer Wille, dass der Euro noch Bestand hat. Es wird höchste Zeit, dass Strukturhilfen in Mrd € Umfang nur dann den EU-Ländern gegeben werden, wenn mindestens die Maastricht-Kriterien erfüllt werden. Das hätte man schon von Vornherein in den EU-Vertag aufnehmen müssen. Schon das 750 Mrd. Rettungsprogamm ist sehr fraglich und kann Deutschland (und dem Euro) das Genick brechen, wenn nicht die Haushalte nicht konsolidiert werden und wieder Vertrauen in den Euro kommt. Früher war der Francs immer eine Weichwährung, der zur DM abgewertet wurde. Auch das Pfund wurde ständig zur DM (und jetzt dem Euro) abgewertet und wird wohl auch jetzt zum € abwerten müssen, obwohl die „PIGSI“ (inklusive Italien) ähnliche Probleme haben wie Großbritannien auf der Verschuldungsseite. Starke Währungen sind jetzt der Rubel und der Yuan – aus gutem Grund. Ich werde diese brisante Verschuldungs-Thematik auch im nächsten EAST STOCK TRENDS mit Zahlen belegen. Sie ist auch bedeutsam für Ihre nächsten Aktien-Positionierungen. Nach den Kurseinbrüchen, die noch weitergehen können, wird es insbesondere in Osteuropa wieder Outperformance-Chancen für geübte Trader ergeben. Viele osteuropäische Länder haben eine relativ geringe Staatsverschuldung in Relation zum BSP. Daher darf Estland auch am 1. Januar nächsten Jahres in den Euro aufgenommen werden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Andreas Männicke die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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