Alt 10.06.15, 21:21
Standard Machtlose Notenbanken?
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Die Märkte überrollen die EZB.

Kontroverse Diskussionen um die Geldpolitik von EZB-Chef Mario Draghi und Co. begleiten die Märkte schon seit Jahren. Vom „geborgten Aufschwung“ an den Aktienmärkten ist die Rede, von gefährlicher Blasenbildung sowohl im Anleihe- als auch im Aktiensektor. Die expansive Geldpolitik der EZB als vermeintlicher Treiber des laufenden Bullenmarkts - bezüglich dieser Thematik herrscht eine ungewöhnliche Einigkeit unter Medien und Analysten.

Drei Monate sind mittlerweile vergangen, seit die EZB am 09. März 2015 die konkrete Durchführung ihres Anleihekaufprogramms (QE) gestartet hat. Als ultimatives Mittel zur Deflationsbekämpfung, Unterstützung maroder Staaten und zur Ankurbelung der Wirtschaft. Geht der „geborgte Aufschwung“ in die finale Phase? Falsch! Weitaus treffender wäre die Aussage: Das große Missverständnis geht in die nächste Runde.

Falscher Ansatz

Was der Wirtschaft tatsächlich Auftrieb verleiht, ist eine steiler werdende Zinsstrukturkurve. Ist der Spread über die Laufzeiten größer, verdienen Banken mehr, wenn sie Kredite vergeben. Sie werden dazu animiert, die „gratis“ von der EZB zur Verfügung gestellte Liquidität auch tatsächlich in den Kreislauf der Realwirtschaft fließen zu lassen. Gesteigerte Kreditvergabe - so wird die Wirtschaft angekurbelt, so wird die Deflation bekämpft! Und was macht die EZB eigentlich? Sie kauft Anleihen und drückt somit die Zinsen am langen Ende nach unten. Die Luft - also die Marge - der Banken im Rahmen der Kreditvergabe wird dünner und dünner. Das soll die Wirtschaft stimulieren? Falsch. Dieser Ansatz ist sogar äußerst kontraproduktiv!

ABER: Zum Glück macht die EZB nicht die Märkte. Trotz der gewaltigen Anleihekäufe durch die EZB haben die Zinsen in den letzten Monaten zu einer drastischen und überraschenden Gegenbewegung ausgeholt: Zehnjährige Bundesanleihen notieren aktuell bei 0,97 % (nach einem Tief von 0,07 % am 20. April 2015), Spanien und Italien haben die Marke von zwei Prozent wieder überschritten. Das Niveau ist immer noch extrem niedrig, von daher sollte diese kurzfristige Bewegung nicht überbewertet werden. Wichtig ist aber vor allem: Nicht die EZB macht den Preis, sondern Angebot und Nachfrage. Dies gilt für den Aktienmarkt und den Anleihemarkt gleichermaßen. Die EZB ist nur einer unter vielen Marktteilnehmern.

Attraktivität ist relativ

Also doch kein geborgter Aufschwung an den Aktienmärkten? Richtig! Die Unternehmen sitzen auf enormen Liquiditätsbergen, völlig korrekt. Das ist allerdings kein Geld von der EZB! Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren einfach gut gewirtschaftet. Sie sind zunehmend globalisiert, haben ihre Gewinne nachhaltig gesteigert, können ihre Aktionäre mit rekordhohen Dividenden belohnen. Das sind attraktive Anlagechancen! Warum sollte man sich Sorgen darüber machen, ob das KGV eines Unternehmens nun 15, 16 oder 20 ist?

Zum Vergleich: Eine zehnjährige Bundesanleihe hat auch nach der kräftigen Gegenbewegung im Jahr 2015 immer noch ein KGV von über 100. Fünfjährige Bundesanleihen - der bevorzugt genannte „Anlagehorizont“ deutscher Anleger – haben aktuell eine Rendite von 0,23 %. Das entspricht einem KGV von 435. So sieht Übertreibung aus!

Fazit

Was treibt die Aktienmärkte in der Zukunft weiter an? Diverse Ängste, die sich als unbegründet herausstellen. Der aktuelle Aufschwung hat Substanz – auch wenn das noch nicht viele Anleger wahrhaben wollen. Löst sich das große Missverständnis auf, dass die EZB der übergeordnete Treiber des aktuellen Bullenmarkts ist, wird erhebliches Aufwärtspotential frei. Korrekturen bleiben daher bis auf weiteres: Nachkaufchancen!

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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