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Der Tod Osama bin Ladens war auch auf den Finanzmärkten das Top-Thema zum Wochenauftakt. Während der Bund-Future nicht nachhaltig beeinflusst wurde, gaben die Renditen bei US-Bonds im Handelsverlauf leicht nach und ließ die Verzinsung 10-jähriger Papiere auf 3,28 Prozent sinken. Neben der aufsehenerregenden US-Kommandoaktion rückte in Europa das Thema Griechenland wieder verstärkt in den Vordergrund. Während auf den Märkten bereits seit Wochen eine Umschuldung Griechenlands gespielt wird, hofft der griechische Finanzminister Papaconstantinou auf einen Zahlungsaufschub. Geht es nach Klaus Regling, dem Chef des EU-Rettungsfonds, sowie Währungskommissar Olli Rehn, wird es ohnehin zu keinem griechischen „haircut“ kommen. Während den Finnen die Furcht vor einem Dominoeffekt umtreibt und er deshalb ausschließt, dass die EU einer Umschuldung zustimmen würde, nimmt sich Klaus Regling die Banken zur Brust. Diese würden, so Regling, die Debatte um einen griechischen „haircut“ gezielt anheizen und somit die Problematik künstlich verschärfen. Wie der deutsche Volkswirt dem Handelsblatt mitteilte aus einem simplen Grund: „In den 80er und 90er Jahren haben die Banken für die Restrukturierung von Staatsschulden in Lateinamerika und Asien sehr hohe Honorare kassiert. Das würden sie in Europa gerne wiederholen”. Wer in diesem Machtkampf zwischen Markt und Politik die Oberhand behält, werden die kommenden Wochen weisen. Der Bund-Future schloss zum Wochenauftakt mit einem Minus von 10 Basispunkten bei 122,82 Zählern.
Das Rettungspaket für Portugal ist seit vergangenem Dienstag geschnürt. Der Internationale Währungsfonds (IWF), Vertreter der Europäischen Union (EU) und die Minderheitsregierung in Lissabon einigten sich auf einen Hilfsfonds im Volumen von kolportierten rund 78 Milliarden Euro. Portugal kommt dabei noch einmal – so scheint es – mit einem blauen Auge davon: Viele Portugiesen befürchteten, dass es zu drastischen Lohn- und Pensionskürzungen, sowie zu massenhaften Entlassungen kommen könnte, was jedoch Premier Sócrates in einer Erklärung kategorisch ausschloss und betonte, dass ein „gutes Abkommen erzielt“ wurde. Dennoch wird Portugal in Zukunft den Gürtel enger schnallen müssen. Die dringlichste Aufgabe für die Regierung wird sein, dass Haushaltsdefizit von zuletzt 9,1 Prozent, gemessen am BIP, zu reduzieren. Bereits 2013, so die durchaus ehrgeizige Brüsseler Vorgabe, soll Portugal wieder die Maastricht Kriterien mit einer Neuverschuldung von weniger als 3,0 Prozent erfüllen. Zur Wochenmitte konkretisierte Portugal seine Sparpläne: Gespart werden soll insbesondere beim Militär, sowie bei Infrastrukturmaßnahmen. Zusätzliche Einnahmen sollen durch eine Mehrwertsteuererhöhung, sowie der Privatisierung von Staatseigentum akquiriert werden. Neben all diesen Maßnahmen wird insbesondere der daraus resultierende Sekundär-Effekt die Portugiesen am empfindlichsten treffen. Durch die Einsparungen und Investitionsbremse wird das Wirtschaftswachstum voraussichtlich um rund zwei Prozent zurück gehen. Zudem ist keineswegs sicher, ob das jetzt beschlossen Sparpaket de facto in die Tat umgesetzt werden wird, da 1. alle EU-Finanzminister dem Rettungspaket zustimmen müssen. Mit Finnland gibt es jedoch bereits einen ersten Veto-Kandidaten (siehe bondsweekly KW 15). Die „Wahren Finnen“, die großen Gewinner der vergangenen Wahl zum Reichstag, kündigten bereits an, einem Rettungspaket für Portugal ihre Zustimmung zu verweigern Dennoch reagiert der Finanzmarkt positiv auf den Rettungs-Beschluss: Die Renditen für portugiesische Staatsanleihen sanken spürbar. Der Bund-Future wiederum kam erneut unter leichten Abgabedruck und verlor bis zum Abend 16 Basispunkte. Am Donnerstag rückten seit langem mal wieder Wirtschaftsdaten in den Vordergrund des Interesses. Für die erste Schrecksekunde sorgten bereits am Mittag die Zahlen zu den Auftragseingängen in Deutschland. Während Analysten noch ein moderates Plus von 0,2 Prozent erwarteten, wiesen die realen Zahlen ein dickes Minus von satten 4,0 Prozent aus. Doch während der deutsche Aktienmarkt regelrecht verschreckt auf diese Meldung reagierte, blieb es am Rentenmarkt vergleichsweise ruhig. Allerdings sollte sich dies mit der Veröffentlichung der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ändern. Auch hier waren die Experten mit prognostizierten 410.000 Anträgen zu optimistisch. De facto stellten 474.000 Menschen in den USA einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe. Der Bund-Future schnellte im Zuge der Meldung ad hoc um fast 60 Basispunkte nach oben. Am Freitagmorgen präsentierte sich der Bund-Future nochmals von seiner dynamischen Seite und konnte deutlich zulegen. Ob die Gewinne jedoch ins Wochenende gerettet werden können, wird sich wahrscheinlich erst am Nachmittag zeigen, wenn Zahlen zum US-Arbeitsmarkt veröffentlicht werden. Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart Mit Reifen Reiff steht der erste „nachösterliche“ Bondm-Kandidat in den Startlöchern. In 35 Niederlassungen in Baden-Württemberg verkauft die REIFF-Gruppe Reifen und Räder an private und gewerbliche Kunden und erbringt dazu gehörige Dienstleistungen. Im zweiten Segment, dem NETTO-Reifen-Räder-Discount, arbeitet die REIFF-Gruppe heute mit zwölf Niederlassungen im Rhein-Main-Gebiet und in München. Das Segment Reifen-Großhandel bedient im In- und Ausland ausschließlich gewerbliche Kunden (Autohäuser, Reifenhändler, kleinere Händler). Die Zeichnungsfrist für die Anleihe beginnt am 16. Mai 2011. In der vergangenen Handelswoche emittierten zwei deutsche Landesbanken sogenannte strukturierte Anleihen: Die West LB AG emittierte eine Schuldverschreibung mit einem sogenannten Step-Kupon oder auch Stufenzinsanleihe genannt (WKN: WLB6U7). Die Laufzeit des Papiers beträgt 3 Jahre und kann zu einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal erworben werden. Der Kupon von anfänglich 3,1 Prozent erhöht sich alle 12 Monate um 0,1 Prozent, sodass am Ende der Laufzeit ein Kupon von 3,3 Prozent. Die Landesbank Baden-Württemberg emittierte eine sogenannte Credit Linked Anleihe mit Laufzeit bis zum 20. Juni 2014 (WKN: LB0FQZ). Das Papier kann wiederum zu einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal erworben werden. Der feste Kupon liegt bei 5,15 Prozent. Die Anleihe ist abhängig von der Zahlungsfähigkeit bzw. Kreditwürdigkeit der Referenzunternehmen Evonik Industries, Fresenius SE und Franz Haniel & Cie. Polen emittierte in der abgelaufenen Handelswoche eine Schuldverschreibung in US-Dollar mit 10 Jahren Laufzeit (WKN: A1GQES). Das Papier kann bei einem festen Kupon von 5,25 Prozent zu einer Mindeststückelung von 1.000 US-Dollar nominal erworben werden. Seit dieser Woche kann in Stuttgart eine Schuldverschreibung von Mercedes-Benz Australien gehandelt werden (WKN: A1GPR3). Das Papier wird fällig zum 11. April 2014 und verspricht einen festen Kupon von 6,25 Prozent. Erworben werden kann die Schuldverschreibung zu 2.000 Australischen Dollar nominal. Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar: Anleger griechischer Anleihen benötigten in den vergangenen Tagen wieder gute Nerven. In der Debatte um eine Umschuldung nimmt sich Klaus Regling, Chef des EU-Rettungsfonds, die Banken zur Brust. Diese würden die Debatte um einen griechischen „haircut“ gezielt anheizen. Wie reagieren die Anleihen und welche Themen beschäftigen die Anleger zudem? Sabine Traub, Leiterin Primary Market Group, im Gespräch mit Börse Stuttgart TV. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5476 Bondsweekly-Wissen-Spezial: Fremdwährungsanleihen Aus gegebenem Anlass soll in der heutigen Bondsweekly-Ausgabe die Funktionsweise von Fremdwährungsanleihen näher beleuchtet werden. Was sind Fremdwährungsanleihen? Grundsätzlich folgt eine Fremdwährungsanleihe denselben im Vorfeld festgelegten Prinzipien wie eine herkömmliche Schuldverschreibung. Das heißt eine Fremdwährungsanleihe ist grundsätzlich nichts anderes als eine festverzinsliche Schuldverschreibung, welche aus Sicht des Emittenten und/oder des Investors/Gläubigers auf eine fremde Währung lautet. Wer emittiert Fremdwährungsanleihen und warum? Grundsätzlich können sowohl Staaten als auch Unternehmen derartige Anleihen emittieren (Siehe Neumissionen). So nutzte beispielsweise die deutsche Bundesregierung bereits 2005 eine Bundesanleihe in US-Dollar zu einem festen Kupon von 3,875 Prozent um sich frisches Geld am Finanzmarkt zu beschaffen. Der Vorteil für den Emittenten ergibt sich vor allem daraus, dass auf diese Weise die Anzahl der potenziellen Investorengruppen erhöht wird: Für ein norwegisches Unternehmen zum Beispiel, ist das Anleihevolumen aufgrund des relativ kleinen Währungsraumes stark limitiert. Um die Anzahl potenzieller Investoren signifikant zu erhöhen, würde es sich für ein norwegisches Unternehmen bzw. den norwegischen Staat lohnen Schuldverschreibungen beispielsweise in US-Dollar oder Euro zu begeben, da hier die Währungsräume um ein vielfaches größer sind. Mittlerweile werden Fremdwährungsanleihen außerdem aus Gründen der Währungsdiversifikation begeben. Chance und Risiko von Fremdwährungsanleihen Eine Fremdwährungsanleihe bedeutet zwangsläufig ein erhöhtes Risiko für den Anleger, da er das Währungsrisiko trägt. Das heißt neben dem jeder Anleihe inhärenten Ausfallrisiko, sind Fremdwährungsanleihen zusätzlich den Kursschwankungen am Devisenmarkt ausgesetzt. Diese sind jedoch Chancen und Risiko zugleich. Eine einfache Rechnung soll dies illustrieren: Ein Anleger aus Deutschland will eine Anleihe mit folgender Ausstattung erwerben: - der feste Kupon beträgt 10 Prozent Bei einem Wechselkurs von 1$ zu 0,70€ muss der Anleger 70€ aufbringen um ein Stück der Fremdwährungsanleihe erwerben zu können. Wie bei herkömmlichen Anleihen auch, bekommt der Anleger nach einem Jahr 110 US-Dollar ausbezahlt. Mittlerweile hat sich jedoch der Wechselkurs verändert: - Verlust-Szenario: 1$ ist nur noch 0,60€ wert und der Anleger bekommt nur noch 66 Euro ausbezahlt. Trotz des festen Kupons von 10 Prozent, hat der Anleger im Endeffekt einen Verlust von fast 6 Prozent zu verbuchen. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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