Alt 20.04.12, 15:42
Standard ZEW-Index auf höchstem Stand seit Juni 2010
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Nur noch 1,628 Prozent! Die Rendite für zehnjährige deutsche Staatspapiere erreichte in der abgelaufenen Handelswoche erneut ein Rekordtief. Für deutsche Zinssparer sind derartige Niedrigrenditen angesichts einer Inflationsrate von über zwei Prozent nur wenig erfreulich. Doch die Sorgen des deutschen Sparers würde man in Spanien derzeit gerne haben. Hier sind die Zinsen für Anleihen mit identischer Laufzeit in dieser Woche wieder über die kritische 6-Prozent-Marke angestiegen.

Die Situation in Spanien spitzt sich weiter zu. Nachdem die Defizitgrenze für das laufende Jahr bereits vor einigen Wochen einvernehmlich mit den europäischen Partnern angehoben wurde, zeigt sich immer deutlicher wie dramatisch die Situation in Spanien tatsächlich ist. Während sich die Wirtschaft der Iberer nun auch de facto in einer Rezession befindet, fast jeder vierte Spanier arbeitslos ist, geraten nun auch die spanischen Finanzinstitute immer stärker in die Abwärtsstrudel. Im ersten Quartal 2012 stiegen die Verbindlichkeiten der Zentralbank in Madrid im Rahmen des Target 2 Systems um 77 Milliarden Euro an; frische 41 Milliarden Euro kamen allein im März hinzu. Spaniens Geschäftsbanken wiederum liehen sich im März ganze 316 Milliarden Euro von der EZB und somit doppelt soviel wie noch im Februar. Einigen spanischen Finanzinstituten bleibt derzeit gar keine andere Wahl als den Gang nach Frankfurt anzutreten, da sie im nationalen Interbankengeschäft längst nicht mehr an frische Liquidität kommen. Doch wenn man schon „unter Kollegen“ keinen Kredit mehr bekommt, ist die Situation für den privaten Sektor meist noch viel schlimmer: Nach dem Platzen der Immobilienblase ist es für viele spanische Unternehmen und private Haushalte immer schwieriger überhaupt noch an frisches Geld zu kommen. Der Finanzmarkt in Spanien droht auszutrocknen. Die Anzeichen verdichten sich, dass einmal mehr die EZB zu Hilfe eilen muss, um diese Trockenheit zu beenden, wie unter anderen Rabobank-Analyst Graham-Taylor im Manager-Magazin-Online betont: „Es sieht immer mehr danach aus, als ob Spanien irgendeine Art von Rettung braucht“.

Noch kann Spanien selbstständig zumindest für die Tropfen auf den heißen Stein sorgen: Vergangenen Dienstag konnten die Iberer insgesamt 3,18 Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln. Wenngleich die Renditen erneut höher lagen, als noch im März, waren die Schuldverschreibungen mehrfach überzeichnet und übertrafen deutlich die Erwartungen.

Während jeder sorgenvoll nach Spanien blickte, geriet fast ein wenig in den Hintergrund, dass auch Italien seine Konjunkturprognosen für 2012 bis 2014 einkassierte. Die Regierung in Rom geht davon aus, dass das Defizit im laufenden Jahr um 0,1 Prozentpunkte höher ausfallen wird als bisher angenommen. Für 2013 wurde die Defizitprognose gleich um 0,4 Prozent nach oben korrigiert. Doch die Berechnungen des römischen Finanzministeriums fallen noch vergleichsweise positiv aus. Deutlich pessimistischer was die Lage in Italien betrifft, äußerst sich der Internationale Währungsfonds (IWF). Hier geht man davon aus, dass das italienische Defizit satte 2,4 Prozent betragen wird (in Rom rechnet man mit 1,7 Prozent) und auch für kommendes Jahr sei kaum weniger als ein Minus von 1,5 Prozent drin (Mario Montis Regierung rechnet mit einem Minus von 0,5). Ein ausgeglichener Haushalt sei vor 2017 kaum zu machen, so die Experten des IWF.

Für erfreuliche Nachrichten war in dieser Woche mal wieder die deutsche Wirtschaft zuständig. Der Konjunkturbarometer des Mannheimer ZEW-Instituts konnte zum fünften (!) Mal in Folge einen leichten Anstieg verzeichnen und notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Juni 2010. Die positive Stimmung unter den Finanzexperten scheint mittlerweile auch auf die Realwirtschaft abzufärben: Nachdem die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2011 erstmals seit drei Jahren leicht schrumpfte, rechnet die deutsche Bundesregierung mittlerweile wieder mit einem moderaten Wachstum von 0,7 Prozent für das Gesamtjahr. Noch einen Tick optimistischer beurteilen viele Volkswirte den konjunkturellen Ausblick für Deutschland und rechnen laut Informationen von boerse.ard mit einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent im laufenden Jahr.

Bondm-News

Der Aufsichtsrat der Payom Solar AG (A1H3M9) beruft Herrn Albert Kupfer in den Vorstand des Unternehmens. Herr Kupfer wird das Finanzressort der Payom Solar AG leiten.

Zu den Gewinnern der Woche zählte unter anderem die 3W Power S.A. (A1A29T). In Indien konnte das Unternehmen Aufträge in Rekordhöhe bei Solarinstallationen verbuchen. In den ersten vier Monaten wurde mit Aufträgen in Höhe von 34 MW bereits das Gesamtauftragsvolumen des Vorjahres von 33,50 MW überschritten.

Mittelstandsanleihen – Eine echte Anlagealternative?! – Ihre Meinung ist uns wichtig!

In den letzten Jahren gewann die Unternehmensanleihe als Finanzierungsinstrument für mittelständische Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Auch auf Anlegerseite wächst das Interesse. Immer mehr Anleger investieren in Anleihen mittelständischer Unternehmen.
Eine Studie der Börse Stuttgart, der Fachhochschule Münster und Deloitte soll nun helfen, die Sicht der Anleger auf dieses noch junge Anleihesegment zu verdeutlichen.

Über Ihre Teilnahme an dieser Umfrage würden wir uns sehr freuen. Herzlichen Dank.

Zur Umfrage gelangen Sie hier: http://www.befragung-mittelstandsanleihen.de

Börse Stuttgart TV

Während bei vielen Anlegern Aktienengagements in Schwellenländern fester Bestandteil ihres Portfolios sind, scheuen sich viele Investoren in Renten der Emerging Markets zu investieren. Warum eigentlich? Denn schließlich bieten diese Länder oftmals sehr ordentliche Renditen, die Bilanzen vieler Staaten in Asien oder Lateinamerika sind deutlich besser als bei manchem europäischen Sorgenkind. Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7084

Das ist gerade noch einmal gut gegangen: Die mit Spannung erwartete Anleiheauktion für Spanien wurde heute Vormittag durchaus positiv vom Markt aufgenommen. Die Anleihe war mehrfach überzeichnet und die Rendite lag unter 6 Prozent. Sehen wir einen ersten Hoffnungsschimmer für Spanien? Fondsmanager Thomas Metzger, Bankhaus Bauer, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7081

Anlegertrends

Der Streit zwischen Argentinien und Spanien um den Ölkonzern YPF blieb auch am Rentenmarkt nicht ohne Folgen. Die Schuldverschreibungen des spanischen Mutterkonzerns Repsol gaben quer durch alle Laufzeiten im Durchschnitt um über fünf Prozentpunkte nach. Die größten Verluste hatten eine Anleihe mit Laufzeit bis Februar 2017 (A0LM7P) sowie eine Schuldverschreibung mit Fälligkeit im Jahr 2019 (A1GZFN) zu verzeichnen. In dieser Woche legte die argentinische Präsidentin Cristina Fernández Pläne zur Verstaatlichung der Repsol-Tocher YPF vor. Laut Angaben von Fernández sollen 51 Prozent der YPF Anteile verstaatlicht werden, um „die nationale Hoheit über die Öl- und Gasvorkommen des Landes zurückzugewinnen“. Allerdings sind bislang 57 Prozent der YPF-Anteile im Besitz des spanischen Ölriesen Repsol, der immerhin zu den 10 größten privaten Ölunternehmen der Welt gehört. Der Streit um die Verstaatlichung, sorgt für schwere Verstimmungen im politischen Verhältnis zwischen Madrid und Buenos Aires.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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